Kostümsitzung der KG Durschlöscher : Von Elvis bis Après-Ski
DUISDORF Skandal auf der Kostümsitzung der KG Duschlöscher am Samstagabend in der Schmitthalle. Der Sitzungspräsident hat so tief ins Glas geschaut, dass er sich nur noch durch seine ausufernden Monologe lallt.
Die Jecken im ausverkauften Haus zeigen sich allerdings nicht schockiert, sondern schmeißen sich weg vor Lachen. Es ist allerdings nicht Jürgen Klasen in seinem blauroten Overall, der hier zwischen Tusch und Klatschmarsch entgleist. In der Bütt steht Kabarettist Volker Weininger, der in der Rolle des Funktionärs eines hoffnungslos überalterten Karnevalsvereins schonungslos die Abgründe des Karnevals vorführt.
Wie so oft setzen die Durschlöscher auf noch unbekannte Gesichter, und machen einen Glücksgriff. "Ich hatte beim Vorstellabend in Köln direkt zugeschlagen", sagt Klasen. Um dann festzustellen, dass Weininger an der Bonner Dorotheenstraße wohnt. Der stellt mit schief sitzender Narrenkappe seine Seniorentanzgruppe "die grauen Stars" vor - sie tanzen seit 1955 in unveränderter Formation, und zwar den Gehhilfen-Boogie.
Nach dem nächsten Kölsch auf Ex ("ah, wat ze Nasche") stellt er trocken fest: "Eine Karnevalssitzung in Stuttgart mach so viel Spaß wie ne Magendarmgrippe auf der Achterbahn." Davon sind die Gäste in Duisdorf allerdings meilenweit entfernt. Die preisgekörnten Showtänzer von "High Energy" lassen mit Salto und Luftsprüngen eine Après-Ski-Party steigen. Beim Knubbelisch vom Klingelpötz heißt es: "Zwei Alt, ein Helau - ab in de Bau." Was Michael Jackson aus "Heidewitzka, Herr Kapitän" gemacht hätte, führen Kuhl and dä Gang herrlich groovend vor.
Auch Elvis ist bei den Durschlöschern wieder auferstanden. In seine Rolle schlüpft Daniel Craig (es ist nicht der Bond-Darsteller, der Engländer heißt wirklich so) und schmachtet für Bonna Andrea I. "Love Me Tender". Derweil muss ihr Prinz Dirk I. mit einem Staubsauger und Schaum einen Teppich putzen. Schließlich ist er ja Obermeister der Gebäudereinigerinnung. Die Tänzer von Colonia Ruut-Wiess wirken beim fünften Auftritt am Abend noch frisch, scheuen keine Zugaben.
Die Band Schäng versucht den Spagat zwischen Schlager und Rock, wobei ihnen Letzterer besser steht. Nicht nur die Saalband "Sunny Raindrops" gibt Gas, auch die jungen Trompeter reisen von Hit zu Hit und spielen dabei mitten im Publikum. Später begeistert das Männerballett Turedancer. Die Durschlöscher zeigen also Größe, und sei es dadurch, dass sich Alexandra Wernicke beim Kartenabreißen auf ein Höckerchen stellt, um mit den Besuchern auf Augenhöhe zu sein. Sehr sympathisch.
