1. Narren-News
  2. Königswinter

Karnevalisten feiern "dem Härjott zur Ihr"

Karnevalisten feiern "dem Härjott zur Ihr"

Tollitäten und Corps aus Siebengebirge treffen sich zur elften Strücher Mess

Thomasberg. Tanzmariechen, Tambourcorps, Tollitäten: Karnevalisten, "dem Härjott zur Ihr - dem Herrgott zu Ehren" zusammengekommen, füllten am Sonntag die Kirchenbänke in Sankt Joseph Thomasberg.

"Fastelovendsjecke" aus Königswinter und Umgebung strömten zur elfen "Strücher Mess", der traditionellen Mundartmesse für die Lebenden und Verstorbenen der Strücher Karnevalsgesellschaft und aller anderen teilnehmenden Karnevalsgesellschaften. Kritikern von Mundart-Gottesdiensten hätten die Jecken wieder einmal bewiesen, dass man eine heilige Messe auch "kostümiert und ajemolt" würdig und andächtig feiern könne, meinte Strücher KG-Chef Willi Weyler vor der Kulisse des festlich beleuchteten Weihnachtsbaums im Altarraum.

Die "leev Fastelovendsjecke" lauschten aufmerksam Lesung, Evangelium und "Prädich" auf rheinischem Platt und sangen die kölschen Lieder aus vollen Herzen mit - unterstützt vom Kirchenchor Sankt Joseph, der stimmgewaltig unter anderem mit "De Jlocke von Kölle" sein Scherflein beitrug. Pfarrer Herbert Breuer aus Bad Honnef sprach im Gottesdienst ausnahmslos Platt, unterstützt von einem echten "kölsche Jung", Diakon Udo Casel, und bei den Fürbitten flankiert vom Damenkomitee der Strücher KG.

Dem Honnefer Geistlichen und dem Thomasberger Diakon galt Weylers besonderer Dank: Die Strücher Mess sei "mittlerweise nicht mehr wegzudenken" aus dem Sessionsablauf im Königswinterer Bergbereich, so der KG-Vorsitzende. Breuer zelebrierte die Strücher Mess nun schon zum wiederholten Male in Folge, ins Leben gerufen worden war sie 1988 zum elfjährigen Bestehen der KG, damals noch mit dem früheren Thomasberger Pastor Paul Woelki am Altar.

Eine "Wiederbelebung" erfolgte 1999 zum 22-jährigen Bestehen der Thomasberger KG, seither ist die Mundartmesse für die Jecken liebgewonnener und unerlässlicher Sessionsbestandteil. Im Anschluss folgt stets ein Biwak im vereinseigenen Saal. Die Karnevalisten sprachen diesmal Gebete "für alle Minsche von de Strüch on Hesprott. Mir bedde für die, die levve on für die, die at jestorve sin".

Bekannte Karnevalsmelodien erklangen mit abgewandelten religiösen Texten, natürlich op Platt: "Här, mier don danke für et Levve, dunn dier danke für de Freud", hieß es etwa zur Melodie von "Ich bin ene Räuber". Auch Ostermann-Ohrwürmer wie "In Kölle am Rhing ben ich jebore" sang man in überarbeiteter Fassung.

Bevor Breuer letztlich die Messe beendete und Willi Weyler die Tollitäten nebst Gefolge zum Biwak in den Saal der Strücher KG verabschiedete, richtete er noch seinen alljährlichen humorvollen Abschiedsgruß an die seltenen Kirchgänger unter den Jecken: "Manch eine vun üch sieht man bis zum nächste Johr net mie, also wünsch ich schon mal vorsorglich frohe Ostern und frohe Weihnachten."

Schmunzeln im Gotteshaus, und eine Möhne raunte der anderen zu "Das sagt der jedes Jahr!" Neben dem Sessionsorden der Strücher, der an den früheren Präsidenten Franz Unterstell erinnert, bekam Breuer draußen vor der Türe auch noch einen Sessionsorden von den Öttemicher Jecken mit Prinzessin Sieglinde an der Spitze.