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Jecker Nachlass "der chinesischen Nachtigall"

Jecker Nachlass "der chinesischen Nachtigall"

Germania-Vorsitzender stößt per Zufall auf alten Karnevals-Orden und Zeitungsausschnitte

Siegburg. Es gibt auch im Karneval noch Schätze zu heben. Das weiß Hans-Josef Bargon, Vorsitzender der Chorgemeinschaft Germania, sehr genau. Er ist nämlich unverhofft an jecke Raritäten gekommen, genauer an 15 alte Orden und jede Menge Zeitungsausschnitte.

Die stammen sie aus dem Nachlass der in Siegburg geborenen Sopranistin Christel Deckers, die einen besonderen Bezug zu ihrer Heimatstadt gehabt haben muss. Das Gros der Fundstücke hat einen direkten Bezug zum Karneval zwischen Brückberg und Kaldauen. Bargon übergab sie im Büro von Bürgermeister Franz Huhn an drei Vertreter der närrischen Zunft.

Auch wenn die fünfte Jahreszeit noch auf sich warten lässt, war Annabell Fengler von der Damen-KG Sonnenschein bester Laune. Profitiert ihre KG doch besonders von Bargons Fund. Gleich mehrere Orden aus der Vorkriegszeit künden von der bewegten Geschichte des 1931 gegründeten Vereins.

Besonders markant ist das Auftauchen eines Ordens aus dem Jahr 1930: "Da gab es den Verein offiziell noch gar nicht", so Bargon. Die Sonnenschein-Frauen hätten sich schon lange vor der Registrierung getroffen, kann Fengler erklären.

Deckers Tochter hat den jecken Nachlass an Bargon weitergeleitet. 1920 in Siegburg geboren, war Christel Deckers neben der in Bornheim lebenden Liselotte Hammes und der 1990 verstorbenen Ilse Hollweg eine der drei großen Sopranistinnen Siegburgs, so der Germania-Vorsitzende. Ob ihrer Begabung hatte sie ein Stipendium am Konservatorium in Bonn erhalten, und später an der Musikhochschule Köln studiert. Als Konzertsängerin sei sie schließlich ein Größe gewesen. Vor drei Jahren starb die Künstlerin in Opladen.

Auch wenn Christel Deckers eine klassische Konzertsängerin war, geht Bargon nach dem Studium der Zeitungsartikel davon aus: Die Frau hat die Orden selbst verliehen bekommen, und zwar wegen ihrer Karnevals-Auftritte in jungen Jahren "als Jodlerin". Offensichtlich hatte Christel Deckers das so viel bedeutet, dass sie sich von Orden und Artikeln nicht trennen wollte.

Darüber können sich auch Günter Krengel, Präsident des Karnevalskomitees, und Stadtsoldaten-Präsident Wolfgang Schmitz freuen. Sie erhalten Teile der Funde, die nun ins Stadtmuseum kommen. Darunter ist ein Stadtsoldaten-Orden von 1937, den die damals 16-Jährige auf einer Sitzung im Hotel Stern erhielt. Laut Zeitungsartikel von damals hatte sie sich den Orden redlich verdient: "Wohl selten hat sich im Karneval ein kleines Mädchen so in die Herzen aller Freunde des Fastelovends hineingesungen wie diese chinesische Nachtigall."