Rheinische Lösung fürs heikle Motiv
World Trade Center ziert den Orden der Siegburger Husaren Schwarz-Weiß
Siegburg. Die rheinische Lösung ist das, wenn etwas eigentlich ganz schlimm ist oder "politisch unkorrekt" oder geschichtlich vorbelastet, und man lässt es dennoch stehen und sagt, es sei was ganz was anderes - oder zumindest fast. Was tun, wenn der Karnevalist seinen Sessionsorden entwirft, das New Yorker World Trade Center auf den Entwurf malt, die närrischen Auszeichnungen gießen lässt, und am nächsten Tag stürzen die Türme ein, reißen tausende in den Tod? Augen zu und umgehängt? Einschmelzen?
Die Siegburger Husaren Schwarz-Weiß stehen zu ihrem Orden, haben einen lustigen Spruch wegfräsen lassen und das Winken zweier Husaren kurzerhand in eine mahnende Stopp-Geste umgewidmet. "Wir haben drei Wochen lang hin und her überlegt", sagte am Mitwoch Husaren-Präsident August Tepper. "Wir haben uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht."
Dann aber doch einmütig für die Veröffentlichung des bunten Blechs gestimmt. Das zeigt zwei Schwarz-Weiße, die wie King Kong im Kintopp am Empire State Building überlebensgroß hinter den Turmzwillingen winken. Dazu reckt Lady Liberty die Fackel der Freiheit empor.
Auf ihrer Internet-Seite haben die Husaren einen lustigen Spruch am unteren Ordensrand durch die Worte "Lasst die Welt in Frieden" ersetzt, auf den 300 echten Orden sind die ursprünglichen Lettern abgefräst.
Mehr ließ sich nicht machen, sagte Tepper. Er habe kurz nach den Anschlägen vom 11. September den Lieferanten angerufen, den Orden zu stoppen. Dummerweise waren die 300 Stück schon gegossen - immerhin ein Auftrag im Wert von 6 000 Mark. Allein das Finanzielle sei nicht der Grund gewesen, beim alten Husaren-Orden zu bleiben. In den USA trügen die Menschen jetzt erst recht etwa T-Shirts mit der Silhouette der beiden Wolkenkratzer. Die seien immerhin ein Symbol für die Metropole.
So sollte das Motiv des Ordens als Erinnerung stehenbleiben - ungewollt zwar, aber auch nicht anstößig. So lasse sich das Motiv nach den schrecklichen Ereignissen als Mahnung neu lesen. So wenig er mit der Möglichkeit gerechnet hätte, dass jemand zu so etwas Grauenhaftem wie den Flügen gegen die Tower imstande sei, so wenig hatte Tepper vorhersehen können, dass die jecke Dekoration derart heikel werden könnte.
Seit zehn Jahren stellen die Husaren ihre Session unter ein Ländermotto, das erste war Russland. Dank rheinischer Lösung wird Amerika die fünfte Jahreszeit in Schwarz-Weiß weiter bestimmen.
Internet: www.husarenschwarzweiss.de
