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"Siegburger leben bis der Bahnhof fertig ist"

"Siegburger leben bis der Bahnhof fertig ist"

Prinz und Siegburgia halten das Narrenzepter in Händen

Siegburg. (otn) Es war nicht das erste Mal, dass Wolfgang und Brigitte Dechange vor das Siegburger Narrenvolk traten. Rund 20 Mal hatten sie bereits närrische Luft schnuppern können. Wohl aber taten sie dies am Freitagabend im Schützenhaus zum ersten Mal im vollen Ornat.

Groß war die Zahl derer, die sich diesen Augenblick nicht entgehen lassen wollten. So mussten Abordnungen aller Siegburger Karnevalsvereine ein ausgelassenes Narrenmeer teilen, um den Weg für die zu krönenden Häupter frei zu machen.

Mit einem kräftigen Schlag auf des Prinzens Schulter machte Bürgermeister Rolf Krieger es schließlich amtlich: Prinz Wolfgang II. und Siegburgia Brigitte II. haben bis Aschermittwoch in Siegburg das Sagen.

Damit geht für Wolfgang Dechange und seine Brigitte ein Jugendtraum in Erfüllung. Zwar konnten sie sich bisher nur als Zuschauer für das närrische Treiben auf Siegburgs Straßen begeistern, doch lange schon war in ihnen der Wunsch herangereift, einmal das Schlusslicht des Siegburger Rosenmontagszuges zu sein.

Vielleicht liegt es an einem Ereignis, das sich am Rosenmontag bereits zum 45. Mal jährt: Karneval 1959 hatten der Siegburger Metzger Dechange und seine Siegburgia sich kennen und lieben gelernt.

Ihre närrische Regentschaft haben Wolfgang II. und Brigitte II. unter den Leitspruch "Vell Spass un vell Freud, dat bruch me net ze liere, me lade üch en, met uns Fastelovend ze fiere" gestellt.

Dass sie dies bereits verinnerlicht haben, machten Prinz und Siegburgia samt Adjutant Erhard Klingbeil und ihr als Haremsdamen und Scheiche gewandetes Gefolge gleich klar. Obwohl er augenscheinlich in orientalische Gefilde entführen will, zeigte der Narrenherrscher mit seinem Prinzenlied, wo seine Wurzeln wirklich liegen: "Blootwoosch, Kölsch und lecker Mädsche, dat fingste bei uns Sieschbursch an der Sieg", sang der pensionierte Metzger.

Als erste Amtshandlung erlies Wolfgang II. seine närrischen Gesetze: "Die Bürgermeister sollen den Siegburgern jeden Sonntag Verkehrsunterricht erteilen", forderte der Vorsitzende der Badminton-Abteilung des SSV 04.

Jeweils zwischen 9 und 12 Uhr sollten sie an den Kreiseln Bonner Straße und Maarstraße das richtige Fahrverhalten im Kreisverkehr lehren. Außerdem verordnete der Narrenherrscher, dass alle Siegburger so lange leben, bis der Bahnhof endlich fertig ist.

Das neue Amt schien Prinz und Siegburgia sehr zu gefallen. So wollten sie, einmal auf der Narrenbühne angekommen, diese kaum mehr verlassen. Doch irgendwann schritt Sitzungspräsident Günter Krengel ein, hatte er doch noch einige Kräfte des Karnevals auf seine Bühne geladen.