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Ein Meckemer Jong regiert in Rheinbach

Ein Meckemer Jong regiert in Rheinbach

Reiner Faßbender hat sich im Karneval der Nachbarstadt engagiert, seine Prinzessin zeigte ihm jedoch, dass es mehr gibt als "Appel- und Rübekrut"

Rheinbach. "Wir wolln den Reiner sehn, wir wolln den Reiner sehn!", forderten die Jecken in der Rheinbacher Stadthalle lautstark. Steht die Stimmung bei den dortigen Proklamationen auf einer Skala von eins bis zehn stets weit über dem Mittelwert, erreichte die Kurve bei der Inthronisation von Prinz Reiner I. und seiner Uschi I. (Faßbender) den kritischen Bereich.

Passend zum jecken 111. Geburtstag stellt die Gro-Rhei-Ka in dieser Session mit dem Ehepaar Faßbender die Spitze des Rheinbacher Karnevals. Das Jubeln seiner Untertanen trieb den Prinzen schon beim Einmarsch auf die Stühle. Mehr als 20 Minuten und 200 Rosen später kostete das Paar sein Bad in der Menge aus, bevor es die Bühne eroberte.

Dem Musikcorps der Stadtsoldaten blieb bei solchen langen Ovationen nur noch ein Trommelwirbel, bis es speziell für die Prinzessin das Lied "Wenn dat Trömmelchen geht" anstimmte. Die Kulisse für das rot-weiße Prinzenornat war ein Farbenrausch der Uniformen: Grün-Weiß-Rot, Gelb-Schwarz, Rot-Weiß, Blau-Gold und Blau-Weiß. Auf der Bühne übernahm zunächst "Puttes" das Regiment.

Der so genannte Literat Gerd Becker stellte den Prinzen vor: Von klein auf war der 54-Jährige Mitglied der Meckenheimer Prinzengarde, bis er mit dem Rheinbacher Pendant fraternisierte und zum Vorsitzenden und einzigen Ehrenschultheiß der Gro-Rhei-Ka Narrenzunft Prinzengarde aufstieg. Uschi I. ist 50 Jahre alt, Rheinbacherin, seit 33 Jahren Mitglied der Gro-Rhei-Ka und wurde mit der Damentanzgruppe sechste der Europameisterschaft.

Faßbender sei dem Angebot, Prinz zu werden, gerne gefolgt, auch schon deshalb, weil der Prinz aus Meckenheim stamme, wo um 12 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, unkte Becker. Die Prinzessin habe ihm gezeigt, dass es noch etwas anderes auf der Welt gebe als "Appel- und Rübekrut". Stefan Raetz musste den Stadtschlüssel überreichen.

Der Rheinbacher Bürgermeister, so Becker, werde bis Aschermittwoch sein Berufsleben als "simpler Angestellter der Stadt" fristen. Weitere Anweisungen erteilen die närrischen elf Gebote, die den Besuch des Prinzenempfangs empfehlen. Der Chef des Brauchtumsvereins Fritz Berg muss demnach als Chefsaalordner in Kapitänsuniform die Plätze anweisen.

Die CDU-Bürgermeister Raetz, Claus Wehage und Ernst Preutenborbeck müssen im roten Hemd "Ruud sind die Rosen singen". Drei Leute der SPD stimmen als Angela Merkel verkleidet "Anton aus Tirol" an: "Ich bin so nett, ich bin die Angie aus dem Bundeskabinett". Der Kommandant der Stadtsoldaten Willi Hohn hat es bequem. "Der Schlankeste aller Kommandanten" soll in einer Sänfte in den Saal getragen werden.

Der Landsturm hingegen muss einen Sketch in Sächsisch und Bayerisch vortragen. Da das Damenkomitee sich den Männer öffne, könnten sich ungebundene Männer der Stadt wie Bernd Beißel, Rolf Schormann und Hans-Wilhelm Kraiting bei der Vorsitzenden Sigrid Wiersberg melden. Nach dem Geplänkel ging ein Programm mit den Raubaue, Schlawinern und Colör über die Bühne, das das Publikum bis weit nach Mitternacht im Saal hielt.

"Es war wie ein Rausch", der spätestens am nächsten Morgen um 7 Uhr eine Zäsur hatte. Faßbender: "Mir hat keiner gesagt, dass man als Prinz so früh aufstehen muss." Dabei ist er doch ein erfahrener Karnevalist. Wie seine Adjutanten: der Ehrenkommandant der Prinzengarde Hermann Kanehl, Ehrensenator Wim Orth, Sohn Andreas Faßbender, Ex-Prinzessin Monika Becker, Lilo Bois und Ira Weber.