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Karneval in Rheinbach und Ludendorf: Ein Österreicher erobert das Rheinland

Karneval in Rheinbach und Ludendorf : Ein Österreicher erobert das Rheinland

"Geri der Klostertaler" begeistert in Ludendorf. Rheinbach feiert in Stadt- und Schützenhalle

Rheinbach

"Kölsch schwaade, singe, lache, drinke un müffele": Ganz im Zeichen des rheinischen Brauchtums stand der Empfang des Rheinbacher Prinzenpaares Dieter III. und Andrea II. (Schmidt) in der Schützenhalle. Statt Gardeauftritten erwartete die geladenen Gäste, darunter Freunde und Sponsoren, Tollitäten aus der Nachbarschaft, die Kernstadtvereine sowie Vertreter aus Politik und Wirtschaft, ein stilecht kölsches und interaktives Programm. So animierten Jupp Muhr und Thomas Michels die Gäste in mehreren Auftritten zum Mitsingen traditionsreicher Karnevalshits etwa von Willi Ostermann oder Jupp Schmitz und ließ dabei allen ein "Kribbele dörch de Been" fahren, das sich in beschwingter Tanzrunde entlud.

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Beitrag der "Rheinisch AG" der katholischen Grundschule St. Martin unter der Leitung von Heinrich Pützler und Lehrerin Andrea Köll: Zur Begeisterung nicht nur der Eltern inszenierten die Kinder den Schul-Hit "En d'r Kayjass Nummer Null" und identifizierten im johlenden Publikum "Lück wie ich un du". "Das ist gelebtes Brauchtum, wenn schon der Nachwuchs die Kölsche Sprache hochhält", begeisterte sich Bürgermeister Stefan Raetz. Selbst als gebürtiger Nordfriese bekannte er sich zum "Bazillus Karneval" und versprach, den Tollitäten noch mehr Türen öffnen zu wollen. Eine Überraschung hatten die Adjutanten für ihr Prinzenpaar als nachträgliches Geburtstagsständchen vorbereitet: Der Rheinbacher Autor und Musiker Bernd Schumacher bereicherte den Kölschen Abend mit seinem mundartlichen Auftritt. thu

l Rappelvoll wie immer bei den Sessions-Veranstaltungen der Ludendorfer Jonge war auch der Bunte Abend im "Wellblechpalast" Bauhof. Und die Stimmung der bunt verkleideten Jecke war auf einer Skala von eins bis zehn auf einer "10 plus". Rappelvoll war zum Auftakt die Bühne, als Jonge-Präsident Dirk "Lü" Lüssem jede Menge Tollitäten begrüßte, musikalisch begleitet von den Husarenbläsern. Die erste Rakete des Abends zündeten die Jecke dann für den grandiosen Auftritt der jungen Tänzerinnen der "Fire Star Dancers" aus Odendorf. Die 25 jungen Damen zeigten mit sichtlicher Begeisterung und Freude sowohl in ihrem Garde- als auch in ihrem Showtanz ihr herausragendes Können, gespickt mit Hebefiguren und Akrobatik.

Ludendorfer Jonge

Dann waren die Jecke selbst an der Reihe, ihre Song- und Textsicherheit zu beweisen. Erstmals konnten die Ludendorfer Jonge Björn Heuser auf der Bauhof-Bühne begrüßen. Nur mit seiner Gitarre und seinem Gesang veranstaltete Heuser, der auch regelmäßig die Fans des 1. FC Köln in der Südkurve in Stimmung bringt, im Bauhof mit kölschen Hits von den Bläck Fööss, Höhner, Paveier und Co. das laut Lü "größte Mitsing-Konzert, das Swisttal je erlebt hat".

Nach einer Reihe weiterer Tanz- und Stimmungsnummern konnte Lü kurz vor Mitternacht eine weitere Premiere im Bauhof-Karneval ankündigen: "Geri der Klostertaler" war vom österreichischen Alpenland erstmals in den rheinischen Karneval gekommen. Den will er komplett mitten- drin erleben und wird auch einen Tag mit den "Boore" unterwegs sein. "Altweiber-Fasching ist da wohl Pflicht", stellte er fest. Der vielseitige Musiker und Sänger war viele Jahre bei den im Jahr 2010 aufgelösten "Klostertalern". Schon vor und während der "Klostertaler" sei er als Solist unterwegs gewesen, insofern habe sich für ihn nach der Auflösung der "Rock- und Popgiganten der Alpen" nicht viel geändert, sagte er. Die Jonge hatten ihn kennengelernt bei der Kölschen Woche in Hintertux, erzählte Dirk Lüssem.

Jetzt will Geri sich "volle Kanne" in den rheinischen Karneval begeben. Ein Kulturschock? "Nein. Wir sind eigentlich fast gleich gestrickt. Nur dass die Rheinländer noch verrückter sind als die Österreicher", fand der Vollblutmusiker, der von Dudelsack über Panflöte bis zur Steirischen (Quetschböggel) eine Reihe von Instrumenten spielt. Einen wesentlichen Unterschied aber hatte er dennoch ausgemacht: "Die Rheinländer gehen zur Party zum Feiern. Dann ist denen egal, wer da auf der Bühne steht. Das ist bei uns anders: bei uns will man genau wissen, wer da spielt und wie lange."

Beeindruckt ist er von der Leistung, die die kölschen Bands in der Session bringen: "Dass die fünf Mal an einem Tag spielen, so was kennt man bei uns gar nicht." In seiner Krachledernen brachte er die Bauhof-Jecke auf die Stühle mit einem bunten Mix von Stimmungsliedern wie "Die Hände hoch" über ein Medley von Cover-Nummern bis zu den größten Hits der Band Klostertaler.

Rheinbacher Stadtsoldaten

Der Kommandant der Rheinbacher Stadtsoldaten, Willi Hohn, eröffnete am Samstag den närrischen Abend in der voll besetzten Stadthalle. Dabei könnte er unter anderem Bürgermeister Stefan Raetz und die Stadtsoldaten aus Meckenheim begrüßen sowie das befreundete Beueler Stadtsoldatencorps "Rot-Blau", die zu Gast waren. Der Eintritt war wie immer frei. Die Narren aus Rheinbach und seinen Ortschaften erwartete ein dicht gepacktes Programm. Beim Einzug der Stadtsoldaten erhoben sich alle von den Plätzen und begleiteten so begeistert klatschend das Corps auf die Bühne. Nach der Begrüßung des Kommandanten folgte der Auftritt der Tanzenden Infanterie, der Mariechen Tanzgruppe und des Musikzuges des Stadtsoldatencorps. Besonders geehrt wurde Arnold Pütz für seine 50-jährige Mitgliedschaft bei den Stadtsoldaten. Er erhielt von Heinz Kessel den Verdienstorden in Gold vom "Bund deutscher Karneval" (BDK) überreicht.

Ein erster Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Balletts "Tanzbienen", das eine gelungene Choreographie darbot. Es folgte das Gesangsduo "Willi Wilden & Kocki", das mit ihren Liedern beste Stimmung in der Halle verbreitete. Danach erhoben sich wieder alle der 450 Jecken, um den Einzug des Beueler Stadtsoldatencorps "Rot-Blau" 1936 zu begleiten. Diese waren dieses Jahr als besondere Ehrengäste zu Gast, da man seit vielen Jahren befreundet ist. Mit einem weiteren Höhepunkt konnte Kommandant Willi Hohn dann die Rheinbacher Tollitäten auf der Bühne willkommen heißen. Nach dem Ausmarsch der Vereine wurde es wieder musikalisch in der voll besetzten Stadthalle.

Die rheinische Mundartband "Sibbeschuss" sorgte mit ihren Liedern für Stimmung und konnte die Narren zum Mitsingen, Mitklatschen und Mittanzen animieren. Den Abschluss des Programms bildete die Musikgruppe "Funky Marys", die vor allem im Kölner und im rheinischen Karneval auftreten und dabei singen und tanzen.