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Einmal Prinz zu sein, ist vielen zu teuer

Einmal Prinz zu sein, ist vielen zu teuer

Die Karnevalsvereine in der Region leiden unter den Auflagen für die Wagen bei den Umzügen - Aus Zeit- und Geldgründen fehlt es auch an Tollitäten - "Einige tausend Euro müssen es schon sein"

Rheinbach. Droht dem rheinischen Karneval das Aus, weil Bürokratie, Sicherheitsauflagen und Sparzwang sich kontraproduktiv auf das närrische Volk auswirken?

Fast hat es den Anschein, wenn Jecken wieder eine Session bevorsteht, in der keine Tollitäten sie zum Lachen und Bützen animieren. So ergeht es beispielsweise diesmal den Karnevalisten aus Bornheim, Alfter und schon seit Jahren denen aus Meckenheim. Auch den Festumzügen am rheinischen Hochtag gehen allmählich immer mehr Teilnehmer verloren. Wagen sind in einigen Ortschaften gar die Ausnahme.

"Die Bereitschaft mitzumachen und auch der Idealismus fehlen", glaubt Gabi Stiebitz, Vorsitzende des Meckenheimer Prinzenclubs (MC). Früher hätten die Menschen andere Prioritäten gesetzt, der Karneval habe selbstverständlich dazu gehört. "Heute zählen Sport und Freizeit mehr. Der Karneval steht ganz hinten an." Das macht sich laut Stiebitz bei den Meckenheimer Karnevalsvereinen bemerkbar, der Nachwuchs fehlt.

Erhebliche Probleme gebe es auch beim Rosenmontagszug. "Früher gab es 45 bis 50 Zugnummern, heute sind es höchstens noch 30 bis 35. Das sind fast alles Fußgruppen. Wagen haben wir höchstens nur noch vier Stück", bedauert Stiebitz. In Meckenheim gebe es kaum mehr Möglichkeiten, Karnevalswagen unterzustellen und zu bauen. Früher hätten Landwirte Hallen zur Verfügung gestellt, auch die Grafschafter Krautfabrik bot Unterschlupf.

"Selbst Zugmaschinen zu bekommen, ist nicht mehr so leicht. Denn die Traktoren leiden natürlich unter dem Einsatz im Zug, diese langsame Fahrerei mit den vielen Stopps geht auf die Kupplung: Meistens ist die hinterher kaputt. Da muss man als Landwirt schon sehr viel Idealismus haben", so Stiebitz. Es fehle vielen auch die Zeit zum Bau, und die Auflagen für den TÜV seien zu hoch. "Heute kann auch keiner mehr spontan im Zug mitgehen, es muss jeder vorher angemeldet sein."

Besonders stark unter diesem Trend leide die Suche nach Tollitäten. Stiebitz: "Zu den Kosten kommt die Zeit, die man investieren muss. Die Arbeitgeber müssen ebenfalls mitspielen und Urlaub gewähren." Zu den genauen Kosten wollte Stiebitz keine Angaben machen: "Die sind ganz individuell." Aber "einige tausend" Euro müssten schon investiert werden.

Davon müssten beispielsweise die eigenen Orden bezahlt werden, da würden inzwischen bis zu 250 Stück benötigt. Hinzu kommen der eigene Ornat sowie die Auftritte und Abendveranstaltungen inklusive der Gastgeschenke, des Wurfmaterials für den Einzug in den Saal und natürlich für den Umzug. Zur Unterstützung gebe es zwar Zuschüsse von den Geschäftsleuten, Vereinen und Gesellschaften, "aber die fallen immer ganz unterschiedlich aus", so Stiebitz. Einen Lichtblick für die Meckenheimer Narren aber gibt es: Für die Session 2007/2008 habe sich wieder ein Prinzenpaar gefunden.

Nicht so dramatisch ist die Lage bei den Swisttaler Jecken. So ist die Teilnehmerzahl für den Heimerzheimer Rosenmontagsumzug noch konstant. "Jedoch nimmt die Zahl der Fußgruppen zu, Wagen gibt es von Privatleuten kaum noch", sagt Heinz Mimzeck, Präsident der Großen Heimerzheimer Karnevalsgesellschaft. Deutlich schwerer falle die Suche nach den Tollitäten. "Den Leuten fehlt das Geld und die Zeit", so Mimzeck. Vor allem der finanzielle Aspekt mache den "potenziellen Tollitäten" zu schaffen, "aber mit einem gewissen Sponsoring geht das schon.

Für 1 000 Euro ist das allerdings nicht machbar", so Mimzeck. Er selbst habe dafür vor Jahren 12 000 Mark ausgegeben. "Da ist dann alles drin, beispielsweise auch, wenn man nach den Sitzungen noch Essen geht."

"In Bornheim befinden wir uns noch in der glücklichen Lage, eine konstante Teilnehmerzahl beim Karnevalszug zu haben", sagt Peter van den Berg, Vorsitzender des Ortsausschusses. Allerdings habe auch hier aus den gleichen Gründen wie in den anderen Orten die Anzahl der Wagen abgenommen. "Bei der Suche nach Tollitäten für diese Session habe ich mir die Füße platt gelaufen. Aber es war keiner bereit, es zu machen", so van den Berg. Viele scheuten die Kosten, "wobei das nicht derart hohe Summen sind, wie es kursiert. Wenn man die Zuschüsse abzieht, kann man in Bornheim schon für 5 000 Euro ein stattliches Prinzenpaar abgeben."

Auch für Alfter fand die Große Alfterer Karnevalsgesellschaft kein Prinzenpaar. "Es liegt nicht nur am Geld, sondern auch am Interesse. Die Jugend macht heute einfach etwas anderes. Und wenn man kein echter Karnevalist ist, kann man auch nicht Prinz werden", sagt der KG-Vorsitzende Josef Stein.

"Bisher haben wir in Rheinbach noch keine größeren Probleme", sagt Gerhard Lenz, Festausschussvorsitzender in Rheinbach. "Aber unser Geld wird knapper." Bislang finanziere sich der Innenstadt-Umzug nur durchs Kötten. Davon werden Kamelle gekauft und die Musikzüge bezahlt. "Das wird aber weniger werden." Tollitäten zu finden, sei bisher kein Problem. "Wir haben sogar schon die nächste Session belegt", so Lenz.