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Der Zug in Zahlen: Der Bonner Rosenmontagszug ist dieses Jahr länger

Der Zug in Zahlen : Der Bonner Rosenmontagszug ist dieses Jahr länger

Rosenmontag: ab 12 Uhr ziehen 4500 Jecke durch die Stadt. TV-Koch Kolja Kleeberg fährt bei den Goldenen Löwen mit.

Wer im Bonner Rosenmontagszug mitfährt, sollte bloß nicht auf die Idee kommen, in der Altstadt die Menge mit Taschentuchpäckchen zu versorgen. Es kann passieren, dass sie postwendend zurückgeflogen kommen. Zugleiter Axel Wolf hat für jeden Abschnitt durch die City das perfekte Wurfmaterial an Bord. Und so haut er jenseits der Kölnstraße vor allem Chips raus. Die schmecken den Jecken dort zum Bier am besten.

Ansonsten können sich vor allem die Kinder wieder auf viele tolle Sachen freuen: Die Teilnehmer auf den Wagen und zu Fuß schmeißen neben Kamelle Gummibärchen, Lakritz und Schokolade. Prinz Rainer I. und Bonna Victoria I. haben zudem eingepacktes, geschnittenes Obst geladen - denn seine Tollität sitzt als Früchte-Großhändler direkt an der Quelle.

Das Spektakel beginnt am 20. Februar um 12 Uhr. Von der Thomas-Mann-Straße aus geht es in Richtung Münsterplatz, Markt, über die Sternstraße zum Friedensplatz, weiter über Friedrichstraße, Bonngasse, Kölnstraße in die Heerstraße. Ende ist in der Dorotheenstraße.

Wer im Zug mitgeht oder -fährt, braucht für den kompletten, 3,8 Kilometer langen Weg gut zwei Stunden.

Wer am Straßenrand zusieht, sollte zweieinhalb bis drei Stunden Zeit haben: So lange dauert es, bis 2531 Teilnehmer zu Fuß, 604 auf Wagen und 645 Musiker vorbeiziehen. Mit allem drum und dran, Leuten auf Kutschenwagen, Pferden und den Wagenbegleitern - sind sogar rund 4500 Menschen im Rosenmontagszug unterwegs. Angefangen von der Reiterstaffel bis hin zum Prinzenpaar, das hoch oben auf seinem Prunkwagen die Menge mit Süßem versorgt.

"Der Zug ist länger als im Vorjahr", sagt Axel Wolf. Was ihm natürlich ein paar (lösbare) Probleme für die Zugaufstellung am Vormittag bringt. Bis hin zum Heinrich-Böll-Ring werden sich die Teilnehmer vor dem Start knubbeln, der Circus Comicus, die Schwimm- und Sportfreunde, die Zauberer vom Magischen Zirkel, Kapellen, Garden und all die anderen. Über Satellitenkarten ist jeder Meter registriert und irgendwem zugewiesen. Wie gut, dass Wolf auch die Festparade zum Tag der Deutschen Einheit mit geleitet hat.

Ein paar der tollen Gruppen dort hat sich der Festausschuss Bonner Karneval so auch für den Rosenmontag gesichert. Da wären die Adendorfer Tonmenschen, die sich mit flüssigem Ton einreiben und im grauen Look Werbung für den Töpferort machen. Es darf nur nicht regnen. Außerdem rücken die Drachenreiter aus Bremen mit ihren Stelzen an. Wer gute Küche liebt, wird Kolja Kleeberg kennen. Der TV- und Sterne-Koch bereitet sein närrisches Süppchen bei den Karnevalssponsoren "Die Goldenen Löwen" zu.

Schaurig-schön ist die Bonner Horror Picture Show unterwegs, eine andere Gruppe bedauert den Niedergang des Kurfürsten-Kölschs. Gäste aus dem chinesischen Chengdu präsentieren ihre Trachten und Musik. "Schon ganz aufgeregt sind die Teilnehmer der Universität", sagt Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst. Der Rektor, Professor Jürgen Fohrmann, und seine Truppe in Talaren nimmt die jüngsten Plagiatsskandale aufs Korn.

Dazu fahren drei Mottowagen im Reigen mit. Von einem grüßt die Theatergemeinde Bonn, die aus Anlass ihres 60-jährigen Bestehens mitmacht. An Bord ist auch das Euro Theater Central. Der Appell, der auf die Bonner Kulturpolitik anspielt: "Tragt die Kultur nicht zu Grabe!"

Um ein Zeichen für den Umweltschutz zu setzen, werden an Rosenmontag Getränke Bio-Bechern ausgeschenkt. In Zusammenarbeit mit der Sparkasse KölnBonn wurden 150 000 Stück hergestellt. Der Vorteil: Es kann sich keiner an Glasscherben verletzen.

Mit 17 Kommentatorenstellen ist diesmal eine mehr dabei als sonst, nämlich auf dem Parkdeck des Stadthauses. Am Obelisken auf dem Marktplatz wird es erstmals einen abgesperrten Bereich für Familien mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer geben. Dort stehen auch Behindertentoiletten. Axel Wolf hofft nun, dass es nicht zu kalt wird: "Denn sonst frieren bei den Blaskapellen die Ventile zu." Die Sonne soll ja schon mal scheinen.