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Rosenmontag im Linksrheinischen: Bollerwagen statt Prunkwagen

Rosenmontag im Linksrheinischen : Bollerwagen statt Prunkwagen

Wegen der Pandemie waren die Züge auch im linksrheinischen längst abgesagt. Der Ukraine-Krieg drückte an diesem Rosenmontag ebenfalls auf die Stimmung. Aber so ganz ohne Zug wollten so manche Jecken dann doch nicht sein.

Schönstes Rosenmontagswetter – und d´r Zoch kütt nit. Wegen der Corona-Pandemie waren die Karnevalszüge im Vorgebirge und der Voreifel schon vor geraumer Zeit abgesagt worden. Aber so ganz ohne Trömmelchen, Kamelle sowie den einen oder anderen Alaaf-Ruf wollten die Jecken dann doch nicht bleiben. Und so gab es am Montag in mehreren Ortschaften kleine karnevalistische Spaziergänge:

Die Karnevalsfründe Al-Ersch begleiteten beispielsweise ihr Damendreigestirn über den traditionellen Zugweg in Altendorf-Ersdorf. „Wenn wir schon nicht mit dem Prunkwagen fahren, denn wenigstens mit dem Bollerwagen“, sagte Bauer Uschi (Braun). Für sie, Jungfrau Elisabeth (Bergweiler) sowie Prinz Claudia (Cramer) ist es die einzige Gelegenheit, ein wenig Frohsinn unters Narrenvolk zu bringen. Sie hatten ihre Regentschaft eigentlich schon für die vergangene Session geplant, noch einmal verlängern werden sie nicht.

Die nun bald endende Karnevalszeit nannte Bauer Uschi „intensiv anders“. Man habe immerhin im November auf einigen Proklamationen feiern können und Freundschaften geschlossen. Darunter wohl zum Oberdreeser Prinzenpaar, das am Vortag ebenfalls auf seinen großen Zug verzichten musste und nun zumindest einmal in Altendorf-Ersdorf vorbeischaute.

Und damit die Tollitäten nicht ganz alleine unterwegs waren, schlüpften auch die Kinder der Tanzgarde „Hätzblättche“ in ihre Uniformen. Mit Luftballons und Bollerwagen zogen sie mit über die Bürgersteige. Ein kleiner Ersatz für die Auftritte, die bis auf eine Sondervorstellung für die Eltern alle ausgefallen seien, wie Trainerin Katja Wallner erzählte.

In Heimerzheim ziehen die Jecken vor allem für die Kinder los

 Karnevalistisch unterwegs für den Frieden waren Prinzenpaar, KG und GroHeiKa in Heimerzheim.
Karnevalistisch unterwegs für den Frieden waren Prinzenpaar, KG und GroHeiKa in Heimerzheim. Foto: Matthias Kehrein

In Swisttal-Heimerzheim verzichteten Prinz Udo I. (Ellmer) und seine Prinzessin und Ehefrau Sonja II. (Ellmer) sogar aufs Ornat für ihren Einsatz. Unter anderen aus praktischen Gründen, wie die Prinzessin erklärte. Denn statt auf dem Wagen ging es zu Fuß durch den Ort. Mit Abordnungen der KG Heimerzheim, der Ehrengarde und dem Tambours-Corps unternahmen sie angesichts des Ukraine-Krieges einen „karnevalistischen Friedensspaziergang“ durchs Dorf.

Ein paar Kamelle hatten sie dabei, den Bollerwagen schmückte eine Friedenstaube. „Wir gehen davon aus, dass sich unterwegs der eine oder andere noch anschließt“, sagte KG-Präsident Manfred Lütz beim Treffen vor dem Haus des Prinzenpaares. Zwar sei die Stimmung schon „etwas gedrückt“, aber „nichtsdestotrotz wollen wir für das karnevalistische Brauchtum die Fahne hochhalten“, so Lütz. Wenn auch eine Nummer kleiner; im Heimerzheimer Zug sind sonst im Schnitt 30 Gruppen unterwegs. Prinzessin Sonja II. sagte sogar, dass sie noch an Weiberfastnacht überlegt habe, alles abzusagen. Für den kleinen Zug sprach dann aber: „Vielleicht brauchen gerade die Kinder ein bisschen Freude“, so Sonja II.

Bilderbücher als Wurfmaterial in Rheinbach

Für ein wenig Freude sorgte auch in anderen Orten kostümierte Gruppen mit Bollerwagen, kölschen Tön und Süßigkeiten – zumindest für die jüngsten Jecken. Gesichtet wurden beispielsweise die „Kleine und Große Sürsche Jecke“ bei Rheinbach-Neukirchen sowie eine private Gruppe in Swisttal-Odendorf. In der Rheinbacher Innenstadt trugen einige Mitglieder des Vereins „Rheinbach liest“ in rot-weißen Ringelschals und eleganten Zylindern mit Buchstaben darauf zur Stimmung bei. Aus ihren Wagen heraus verteilten sie unter anderem kleine Bilderbücher an die Kinder.