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Zwei Dudelsäcke stellen alles in den Schatten

Zwei Dudelsäcke stellen alles in den Schatten

Der Auftritt der Bläck Fööss ist Höhepunkt der Bürgersitzung der Bonner Ehrengarde in der Beethovenhalle - Ausgelassenes Fest in Rut un Wiess - Stippeföttche und Rad schlagen

Bonn. Warum bestuhlt die Bonner Ehrengarde für ihre Bürgersitzung eigentlich noch die Beethovenhalle? Vor allem im ersten Teil des Knallerprogramms am Samstagabend blieb keiner der rund 1500 Narren lange sitzen. Sie alle feierten in bunten Kostümen ein ausgelassenes Fest.

Dabei dominierten vor allem Rut und Wiess - sowohl bei der Dekoration mit Ballons und Girlanden als auch bei den Darbietungen. Das erste Beispiel lieferten die Stuten, die 20 Damen der Kavallerie. Sie sangen über die Vereinsfarben, bevor das komplette Corps in denselben aufmarschierte.

Marschmusik, Gardetänze, eine klasse Vorstellung des Tanzpaares Michaela Grein und Michael Christmann: Die Ehrengarde unter Kommandant Walter Hirschmann zeigte sich von ihrer besten Seite. Diesmal standen die Kleinsten, die Kadetten, in der ersten Reihe und tanzten Stippeföttche.

So hält das Corps an den Traditionen des ursprünglichen Fastelovends fest, wie es auch Wicky Junggeburth tut - mittlerweile ein gern gesehener Gast bei den Sitzungen in der Beethovenhalle. Ob es wohl daran liegt, dass er den Bonnern gerne schmeichelt und den kölschen Funktionären manchen Seitenhieb verpasst? Auf jeden Fall riss er mit seinen Liedern wie "Einmol Prinz zo sin" wieder alle mit.

Die Ursprünge der Kammerkätzchen und Kammerdiener liegen auch im alten Brauchtum - bei der KG Schnüsse Tring 1901. Wie bei der Luftflotte flogen bei der Truppe die Mariechen durch die Luft. Die Tänzer zeigten sogar, wie man sich aneinander festhält und zu zweit das Rad schlägt.

Beim Porzer Guido Cantz gaben die Weidenpescher mit ihrer Pferderennbahn an. Sein Argument: "Wir haben den Flughafen. Und? Wie kommen Sie nach Mallorca? Mit dem Pferd?" Als kurzfristigen Ersatz fürs Botterblömche kündigte Sitzungspräsident Dieter Beutel Bernd Stelter an. Dessen Frau meinte letztens: "Liebling, mit der neuen Brille siehst du fürchterlich aus. - Aber ich habe doch keine neue Brille. - Ja, du nicht."

Dazu passt wohl der neue Hit des Werbefachmanns, "Mal hat mer Glück, mal hat mer Pech, Mahatma Ghandi". Alles in den Schatten stellten aber die Bläck Fööss, die schon viele Jahre nicht mehr bei der Ehrengarde waren. Auch ihr neuer Hit "Rut un Wiess" passte bestens zum Corps.

Absoluter Höhepunkt war, als zu "Du bes die Stadt" zwei Dudelsackspielerinnen aufmarschierten. Dazu die perfekte Begleitung der Saalkapelle Markus Quodt - traumhaft. Beim Lied packten die Jecken den neuesten Schrei aus, in einer Kugel sich wie wild drehende bunte Lämpchen.

Beim Auftritt von Prinz und Bonna schlug Kirsten I. von Hirschmann 20 Liter Bier für ihr Gefolge raus. Für weitere Stimmung sorgten Peter Horn, de Junge, die Rheinländer und viele mehr. Nur irgendwann steckte in der Saalanlage ein klein wenig der Wurm drin, so dass Fred van Halen mit Vogel Aki nur noch schlecht zu verstehen war.

Doch alles halb so schlimm. Am Ende hallte noch das "Bye, bye my love" der Fööss in den Köpfen nach. Zum Andenken gab''s auf den Tischen einen kleinen Harlekin. Natürlich in Rut un Wiess.