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Jung von der Ahr tanzt im Kölner Karneval

Jung von der Ahr tanzt im Kölner Karneval

Thomas Hofmann (27) wechselt vom Heimersheimer Funkencorps Rot-Weiß zur Tanzgruppe "Kammerkätzchen und Kammerdiener", Aushängeschild der Traditions-KG "Schnüsse Tring 1901"

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wenn die Ahrweiler Karnevalsgesellschaft am 8. Januar zu ihrer Prunksitzung ins Bürger-Centrum einlädt, dann sorgen Gäste aus Köln für einen Höhepunkt im Programm und für einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum. Die "Kammerkätzchen und Kammerdiener" der alten KG "Schnüsse Tring 1901" werden in dem ihnen eigenen Stil über die Bühne wirbeln - mit einer temperamentvollen Mischung aus Hebe- und Ziehfiguren, Stockspringen, Würfen und Pyramiden.

Heimspiel hat an diesem Abend dann Kammerdiener Thomas Hofmann (27) aus Bad Neuenahr mit schwarzer Kniebundhose, weißem Hemd und schwarz-weiß gestreifter Weste. Der Krankenpfleger auf der Intensivstation des kreisstädtischen Krankenhauses Maria-Hilf verließ vergangenes Jahr nach einer erfolgreichen Jubiläums-Session das 1953 gegründete Funkencorps Rot-Weiß Heimersheim.

"Ich tanze seit meinem 14 Lebensjahr für die Heimersheimer, seit 2001 als Tanzoffizier mit dem Mariechen Manuela Engels. Ich konnte bei unseren regionalen Auftritten jeden im Saal mit Handschlag begrüßen. Meine Leidenschaft zum Tanzen sollte nicht der Gewohnheit zum Opfer fällt", erklärt er seinen Schritt.

Wie der Zufall es wollte, fiel ihm beim Training im Fitnessstudio eine Kölner Boulevardzeitung in die Hände, die in einer Serie diverse Karnevalsgesellschaften mit ihren Tanzgruppen vorstellte. "Der markante Tanzstil der Kammerkätzchen und Kammerdiener kam meiner Vorstellung am nächsten", so Hofmann. So erreichte den Leiter der Tanzgruppe, Bastian Weber, einen Tag vor Weiberdonnerstag 2003 eine E-Mail, in der Hofmann um ein Probetraining bat.

Ihm war sein Manko durchaus bewusst: die weite Entfernung und der Schichtdienst im Krankenhaus. "Für jedes Problem gibt es eine Lösung", antwortete Weber sofort und lud ihn nach Ossendorf ein. Mit seinem Können überzeugt er auch die Choreografin Inge Kürsch-Dreesbach, und so hieß es: "Wir würden Dich gerne in unserem Kostüm sehen."

Nach dem ersten Schock zeigten die Heimersheimer Karnevalisten Verständnis für seinen Wunsch und seinen Wechsel. Seitdem fährt Hofmann, der auch die Krankenhaus-Sitzung im Bachemer Winzerverein moderierte, drei Mal in der Woche zum Training, ab Donnerstag bis Aschermittwoch 2005 absolviert er mit der Truppe 80 Auftritte. Sie bringen ihn nicht nur auf die Bühnen des Gürzenichs, der Sartory-Säle oder der Kölnarena, sondern auch nach Bonn, Aachen, Mönchengladbach oder in die benachbarten Niederlande.

Die Emotionen schlugen bereits hoch, als Hofmann die Bühnen betrat, die er nur aus dem Fernsehen kannte. "Das muss ein Junge vom Land erst einmal verarbeiten", schmunzelt er: "Stehende Ovationen der 7 000 Jecken beim Einzug in die Kölnarena bereiten Gänsehaut."

Mammut-Wochenenden mit zehn Terminen und Busfahrten von mehreren hundert Kilometern dämpfen seine Lust am Tanzen nicht. Auch nicht die Strafkasse, in die man für dreckige Schuhe, Zuspätkommen oder pro Bügelfalte einzahlen muss. Hofmann weiß, dass eine Gruppe nur so gut sein kann, wie jeder einzelne gewillt ist zu geben. Der gute Ruf der "Kammerkätzchen und Kammerdiener" kommt nicht von ungefähr. Sie sind ein Stück Kölner Karnevalsgeschichte.