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Sein Motto: Ganz oder gar nicht

Sein Motto: Ganz oder gar nicht

Rainer Jakobs regiert als Prinz die Neuenahrer Jecken und lässt sich diese Ehre etwas kosten. Der General-Anzeiger hat einer Tollität auf den Zahn gefühlt, um zu erfahren, aus welchem Holz eine Tollität tatsächlich geschnitzt ist.

Bad Neuenahr. Karnevalsprinzen sollten das Rampenlicht lieben, reden, feiern und repräsentieren können. Wenn sie darüber hinaus trinkfest und insgesamt von imposanter Statur sind, ist das sicher nicht von Nachteil. Und schließlich sollten sie auch "jet an d'r Fööss han".

Der General-Anzeiger hat einer Tollität auf den Zahn gefühlt, um zu erfahren, aus welchem Holz eine Tollität tatsächlich geschnitzt ist. Rainer Jakobs ist seit seiner Proklamation am 20. November stolzer Prinz der KG Blau-Weiß Neuenahrer Schinnebröder.

Davon geträumt, "einmol Prinz zo sin", hat er allerdings nicht. "Vielmehr bin ich dazu gekommen, wie die berühmte Jungfrau zum Kind", erzählt er. So habe er im vergangenen Jahr mit seinem Freund Rainer Böhm zusammengesessen. Als man sich bereits verabschiedet habe, habe sich der Senatspräsident der KG noch einmal umgedreht und gesagt: "Ach übrigens, Du bist unser neuer Prinz - nächste Woche mehr."

Zur Person Rainer Jakobs wurde am 31. Juli 1960 in Wadenheim, einem Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, geboren. Der 50-Jährige ist als Verwaltungsangestellter im Bundesministerium für Bildung und Forschung tätig. Im Frühjahr ist er als Spitzenkandidat für die von ihm gegründete Wählergruppe Jakobs in die Bürgermeisterwahl gegangen. Nach achtbarem Ergebnis (11,21 Prozent der Stimmen) führt er die Wählergruppe im Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler an.Natürlich sei er zunächst ein wenig perplex gewesen. "Zwei Tage habe ich schon gründlich darüber nachgedacht, hatte ich doch gerade erst meinen Bürgermeisterwahlkampf hinter mir, der mich bereits enorm viel Zeit, Energie und Geld gekostet hatte", erinnert sich der 50-Jährige.

Doch erstens sei Karneval ihm immer schon sehr wichtig gewesen, und zweitens habe er um die schwierigen Zeiten gewusst, die die KG gerade erst hinter sich gelassen hatte. "Für mich war schließlich klar, dass ich gerne beim Neuaufbau der Schinnebröder helfen wollte", erklärt der Mann, der "ohne kölsche Musik, Kölsch un d'r Eff Zeh" nicht mehr leben kann.

Als "eschte Wodemer Jong" ist er als Karnevalsprinz von Bad Neuenahr mit Herzblut bei der Sache. Den Aufwand allerdings, der bis zur Proklamationssitzung habe betrieben werden müssen, habe er allenfalls ahnen können.

Angefangen von den Anproben des Kostüms und die Auswahl des Hofstaates über den Entwurf des Prinzenordens und das Schreiben wichtiger Reden bis hin zum Organisieren des Prinzenabends habe er etliche Stunden in die Vorbereitungen gesteckt.

Dabei habe von Beginn das Motto gegolten "Ganz oder gar nicht". So hat er sowohl seinen Prinzenorden als auch sein Motto ("In Wodem, Beul un Hemmesse, do dohn sich viele Felder op - Die moss mer neu vermesse. Prinz Rainer I. freut sich drop!") selbst entworfen und gedichtet.

Karneval begreife er als Möglichkeit, etwas zu bewegen. Umso wichtiger sei es ihm, gerade als Prinz sein soziales Engagement zugunsten des Bunten Kreises und Jugendhilfevereins fortzusetzen.

Natürlich ist das Prinzenvergnügen nicht zum Nulltarif zu haben. "Die KG unterstützt mich nach Kräften, aber ein paar tausend Euro muss einem das Amt schließlich schon Wert sein", gibt Jakobs zu. Ein vernünftiges Ornat sei für 1 500 bis 3 000 Euro zu haben.

Die Mütze sei handgemacht und selbst für eine der prächtigen Fasanenfedern seien bereits 50 Euro fällig. Auch beim Wurfmaterial macht er keine Kompromisse. "Was ich selbst nicht aufheben würde, schmeiße ich auch nicht", sagt Rainer I., auf den in den närrischen Tagen mindestens 120 Termine warten.

Sein größtes Anliegen für die Zeit seines Prinzendaseins hat er auf einer von den Klarissen-Schwestern Bad Neuenahr angefertigten Kerze verewigen lassen: "Lasst uns alle miteinander feiern, egal welcher Herkunft, Abstammung und Sprache." Sie wird zur Narren-Messe in der Kirche aufgestellt.