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Eine Legende wird wiederbelebt

Eine Legende wird wiederbelebt

"Nacht der Piraten" mit 2000 Gästen in der Godesberger Stadthalle - Seeräuber sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren

Bad Godesberg. Stefan Stuch ist nicht zu beneiden. Gemeinsam mit knapp zwei Dutzend Helfern bereitet er sich am Samstag in der Stadthalle auf die Ankunft von schätzungsweise 2000 Piraten vor.

Und anstatt die Türen zu verbarrikadieren, Frauen, Kinder und Gold aus der Stadt zu schaffen, setzt er alles daran, die Meute willkommen zu heißen. Matjes, Scampi und andere Meeresfrüchte werden aufgetischt.

Damit sich die Piraten beim Verzehr nicht die Finger schmutzig machen, werden daneben Servietten in den Farben Rot und Gelb des Festausschusses Godesberger Karneval aufgestapelt. Und warum der ganze Aufwand? Im vergangenen Jahr war Stuch mit seiner Godesia Uta Nagel Godesberger Karnevalsprinz.

Neben viel Spaß und Freud blieb den beiden am Ende die Erkenntnis "schade, dass es nur Sitzungen gibt"; denn früher hatte es auch große, legendäre Mottobälle gegeben. Uta Nagel und Stefan Stuch meinten, es sei Zeit für eine Wiederbelebung. In Eigenregie organisierten sie deshalb jetzt die "Nacht der Piraten". Die Aussicht, als raubeiniger Seeräuber einen vergnüglichen Abend zu verleben, ist offenbar nicht nur für die Ex-Tollitäten verlockend.

Unter die Zivilisten mischen sich am Samstagabend auch Prinz Christoph II. und Godesia Annemie sowie die närrischen Regenten aus Bonn und Beuel. Im kleinen Saal der Stadthalle können sie sich von den Jodesberger Junge, der Big Band der LiKüRa-Ehrengarde, der Mixed Revival Band, den Macherater Venezianern oder Bruce Capusta unterhalten lassen.

Der Große Saal wird zur Riesendisco, passend zum Motto hat Discjockey Thomas Lux seine Musikanlage in einem Piratenschiff versteckt. Er hat eine Mammutaufgabe vor sich, denn auch um drei Uhr morgens sind die Piraten noch nicht müde. Die "Nacht der Piraten" ist noch jung, als klar wird, dass das Klischee vom finsteren, mitunter gewalttätigen Piraten nicht zutrifft.

Gut gelaunt und friedlich genießt die Meute den Abend. Wer seine Piratenkluft beim letzten Schiffbruch verloren hat, kann sich am Eingang mit quer gestreiften Seemannshemden, Krummsäbeln, Kopftüchern und Augenklappen ausstatten. Wer keinen Schnurrbart hat, bekommt einen aufgemalt.

Nicht fehlen darf natürlich ein echter Schatz, denn nichts zieht Piraten bekanntlich mehr an als der Ruf des Goldes. Es sind allerdings keine Goldmünzen, sondern von Sponsoren gestiftete Preise, die das Auge hinter der Klappe zum Leuchten bringen. Stereoanlagen oder Gutscheine für einen Ballonrundflug werden nicht Beute der kräftigsten, sondern der glücklichsten Piraten.

Ganz zivilisiert kaufen sie Tombola-Lose und warten die Ziehung ab. Zu Ruhm und Reichtum kommen die Veranstalter Stefan Stuch und Uta Nagel nicht. Sie tragen das wirtschaftliche Risiko, wollen aber nicht mehr als die Unkosten einspielen. Der Überschuss soll jeweils zur Hälfte dem karnevalistischen Nachwuchs und dem Verein "Hände zur Hilfe" zufließen.