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"Wie lange steht ihr schon?"

"Wie lange steht ihr schon?"

Die Fidelen Burggrafen bieten auf ihrer Prunksitzung ein mehr als sechsstündiges hochkarätiges Programm

Bad Godesberg. So macht Karneval Spaß, dachte sich der Teufel und hakte sich beim Piraten unter, während die Dame am Nebentisch verstohlen ihre venezianische Maske anhob, um einen Schluck Kölsch zu nehmen. Man ließ es sich gut gehen auf der Prunksitzung der Fidelen Burggrafen.

Im Foyer, wo die Uniformierten mit der Narrenkappe unterm Arm ihrem Kopf ein wenig frische Luft gönnten, im Saal, wo das Publikum jede Darbietung frenetischer feierte als die vorangegangene und auch auf der Bühne, wo der Elferrat und die Tanzgarde der Burggrafen am Ende eines langen Abends im Konfettiregen unterzugehen drohten.

Volker Michels, Präsident der Fidelen Burggrafen, führte am Samstag das erste Mal durch den Abend. Kaum im Amt musste er sich anhören, wie "Der lustige Rheinländer" eine Anekdote aus seiner Kindheit zum Besten gab: Früher, als Volker Michels noch ans Christkind glaubte, soll er die Figuren von Maria und Josef aus der Krippe gestohlen und mit ihnen das Jesuskind erpresst haben.

Michels nahm es mit Humor, schließlich kam in den Erzählungen des Spaßvogels aus Andernach niemand wirklich gut weg. Nur über Politik machte er keine Witze, "da lachen wir direkt". Stolz präsentierte Volker Michels das neue Tanzpaar der Fidelen Burggrafen, Klaudia Bündgen und Carsten Hatwiger.

Auf der Prunksitzung mussten sie zeigen, was die unzähligen Trainingsstunden in den letzten Monaten gebracht haben. Wenigstens zweimal pro Woche traf sich das Tanzpaar, um Choreografien einzustudieren und Hebefiguren zu üben. Der erste Auftritt vor den eigenen Reihen konnte sich durchaus sehen lassen.

Nicht weniger schön anzuschauen war die Tanzgruppe "Original Kölsch Hänneschen", die mit ihren Kostümen und auch musikalisch den Charme vergangen geglaubter Tage aufleben ließen. In ihren volkstümlichen Kostümen verkörperten sie die Figuren des Hänneschen-Theaters. Statt zu elektronischem Rumtata vom Band tanzten sie zu Melodien von Willi Ostermann.

Formell gesehen mochte der Auftritt von Prinz Christoph III. und Godesia Kathrin in Begleitung der Godesberger Stadtsoldaten der Höhepunkt des Abends gewesen sein. Es hatte den Anschein, als hätten sich die Tollitäten schon viele Freunde unter den Karnevalisten gemacht.

Entsprechend freundlich wurden sie begrüßt. Wenn sie geahnt hätten, wer nach ihnen noch alles in der Stadthalle erwartet wurde, wäre das Prinzenpaar samt Gefolge vermutlich gerne länger geblieben.

Angeführt von der Musikgruppe "Querbeat" über "Die drei Colonias", "Colör", die "Rheinveilchen" und schließlich der Showkapelle "Die Mennekrather" zeigte sich der Sitzungskarneval in der zweiten Hälfte von seiner besten Seite: stimmungsvoll und heiter gelöst. "Wie lange sitzt ihr schon hier? Oder besser gesagt: Seit wann steht ihr", fragte ein Sänger erstaunt.

Da schien es den in engen Zeitplänen gefangenen Karnevalsgrößen auch nichts mehr auszumachen, dass sie mit bis zu zwanzig Minuten Verspätung die Bühne betraten, weil das närrische Volk keinen Künstler ohne Zugabe aus dem Saal der Stadthalle ließ.