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Puccinis Arien auf Kölsch begeistern die Jecken

Puccinis Arien auf Kölsch begeistern die Jecken

Nach sechs Stunden tanzen 850 Narren bei der großen Prunksitzung der Godesberger Stadtsoldaten auf den Tischen

Bad Godesberg. "Der Kurfürst" im Foyer der Stadthalle ist schon ganz aufgeregt. Gleich wird seine Enkelin im vollen Godesia-Ornat in die Prunksitzung der Stadtsoldaten einziehen. 850 tobende Jecken warten da im großen Saal.

"Das konnte ja gar nicht anders mit dem Mädsche kommen", grinst der als Clemens August kostümierte Walter Vianden, derweil das "Mädsche" Kathrin Liepert schon mit ihrem Prinzen nebst Gefolge Aufstellung nimmt. Der Opa selbst war 1958 Karnevalsprinz. Lieperts Mutter Uschi zog 1964 als Kinder-Prinzessin nach.

Und auch Oma Lore folgte 1976 noch als Godesia. "Obwohl die ja aus Bayern stammt. Aber in unserer Dynastie hatte sie keine Chance", lacht Walter Vianden. Und jetzt schwillt ihm stolz die Brust: Ihre Lieblichkeit Kathrin marschiert, eskortiert von so blutjungen Gardesoldaten wie Peter von der Kall, "Strüßche"-werfend in den Saal.

"Dat ist zu schön, um wahr zu sein", singt Opa den Refrain mit. Da haben bei dieser ausverkauften Sitzung des großen Traditionsvereins einige auch TV-bekannte Größen des rheinischen Karnevals den Narren schon mächtig eingeheizt.

Bei Songs wie "Heimweh nach Kölle" der "Wanderer" steht schon der halbe Saal klatschend in den Gängen. Keinen hält es dann mehr auf dem Stuhl, als wie Matadoren die Bläck Fööss einzogen. Ob Teufelchen mit Hörnern, ob Priesterlein in Kutte, jeder will die bundesweit wohl beliebtesten Botschafter rheinischen Frohsinns auch sehen.

"Setzt euch, wir haben hier doch eine Sitzung, keine Stehung", witzelt "Bömmel" Lückerath, und ab geht die Post. Beim "Bickendorfer Büdchen" singen vereint die Mutti im Glitzerfummel und der Schotte im karierten Röckchen mit. "He deit et wih, un do deit et wih," klagen die Fööss vorne über die unvermeidlichen Zipperlein des Alters.

"Alles wat schön es, dat darf mer nit mih. Un alles wat joot deit, dat kammer nit mih", singt der gesamte Saal lachend mit. Und kommt dann natürlich auch bei den Auftritten von "Rumpelstilzche" alias Fritz Schops und "Blom un Blömcher" voll auf seine Kosten. Schon mal, weil deren Frontmann Hannes Blum sich eins-zwei-drei in Wolfgang Niedecken und Englands Superstar Paul Potts verwandelt.

Selten hat einer Giacomo Puccinis Paradearie "Nessun Dorma" so verdammt kölsch geschmettert. In Gefahr, einzuschlafen, so der Operntext, ist dann natürlich auch keiner, als die "Paveier" die Bühne vor dem gesammelten Elferrat erobern. Ihr "Jo, su sin mir Kölsche Jecke" geht jedem im Saal glatt über die Lippen.

Wenn manchem ob der Hiobsbotschaft von Sitzungschef Horst Effelsberg, dass der geliebte FC gerade das Siegtor durch Borussia Dortmund kassiert hat, auch der Jubel im Halse stecken bleibt.

Vor dem pittoresken Godesburg-Hintergrund sollte Effelsberg bis Mitternacht noch manche Leckerbissen präsentieren: die herumwirbelnden "Rheinveilchen" ebenso wie Bauchredner "Klaus und Willi" und nicht zuletzt das um 31 Kilo abgespeckte, aber gleichbleibend einschlagende kabarettistische Schwergewicht Bernd Stelter.