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200 Jahre Weiberfastnacht in Beuel: „Die Sonne scheint im Herzen“​

200 Jahre Weiberfastnacht in Beuel : „Die Sonne scheint im Herzen“

Zu 200 Jahren Beueler Weiberfastnacht startet der längste Zug, den der Stadtbezirk je gesehen hat. Die Laune könnte kaum besser sein – trotz des Dauerregens.

Der Himmel weint, doch ganz Beuel lacht und singt. Inmitten des Februarregens blitzen die bunten Verkleidungen der Zugteilnehmer und Schaulustigen am Straßenrand unter den transparenten Ponchos hervor. Sie verzaubern das Straßenbild, denn es gibt reichlich zu feiern. Zum 200-jährigen Jubiläum der Beueler Weiberfastnacht erlebte der Stadtbezirk den längsten Zug, den es jemals gab. Mehr als 2600 Teilnehmer in 69 Zuggruppen und mit 77 Fahrzeugen fanden sich zur Einstimmung und in freudiger Erwartung vor dem offiziellen Start um 10 Uhr am Pantheon-Theater ein.

Emsiges Treiben herrschte auch bei Wagennummer 70 vom Partnerschaftskomitee Beuel-Mirecourt. „Wir sind aufgeregt, da wir mit einer großen Gruppe von 38 Leuten gehen und es ja ein außergewöhnliches Jubiläum zu feiern gibt“, sagte die erste Vorsitzende Regina Haunhorst. „Viele aus unserer Partnerstadt sind teilweise erfahren, einige aber auch ganz neu dabei. Da sind sie dementsprechend geplättet, was hier alles los ist.“

Einen Wagen weiter vorne stimmte sich das Damenkomitee der Närrischen Schifferinnen auf den Umzug ein. „Wir gehen als alte Wäscherinnen, um das darzustellen, was früher war. Da wir heute ja 200-jähriges Jubiläum haben, passt das ganz gut“, erklärte Präsidentin Zeyna Saba. „Ich habe keine Erwartungen an den heutigen Zug, denn es ist immer toll. Ein wenig traurig bin ich, weil Ina Hader als Obermöhn aufhört und es ihr letzter Zug ist.“ Das Wetter solle am heutigen Tage keine Rolle spielen, sagte sie: „Die Sonne scheint im Herzen.“

Tag steht ganz im Zeichen der vielen Jubiläen

Der Regen tat der Stimmung keinen Abbruch, denn der Tag stand ganz im Zeichen der vielen Jubiläen, die es ausgelassen zu zelebrieren gilt. Neben dem Alten Beueler Damenkomitee von 1824, dessen 200-jähriges Bestehen Anlass für das Weiberfastnachtsjubiläum ist, feiert das Damenkomitee St. Josef sein 100-jähriges Bestehen. Auf einem selbst gebauten Pferd ritt Stephanie Mantz vom Damenkomitee vorneweg. Ihr und dem umfunktionierten Fahrrad flogen die Herzen und das Lachen der Passanten am Straßenrand zu. „Die Rösser gibt es schon ein paar Jahre und sind auch gut trainiert“, erklärte Mantz. Ein wenig kirre wären sie bei so vielen Menschen aber dennoch, scherzte die 49-Jährige. „Es wird ein schöner Zug für Sabrina, die ihre tolle Session feiern wird. 200 Jahre sind schon etwas Besonderes, wir haben riesig Spaß,“ befand sie und ritt weiter Richtung Rathaus.

Eine jecke Jahreszahl feierte auch die Beueler SPD. „Wir wollen mit vielen Jecken heute das 200-jährige Jubiläum feiern, aber auch 111 Jahre Beueler Sozialdemokraten. Wir sind die älteste Partei und die einzige, die beim Zug mitgeht“, erklärte Martin Hennicke. „Ich freue mich, dass das in Beuel so ein originäres Ereignis ist mit dem Umzug und der Wäscherprinzessin.“ Dieses Alleinstellungsmerkmal soll gewürdigt werden, findet der 70-Jährige und ließ die Kamelle in die Massen fliegen.

Ein beliebtes Ziel für die süßen Wurfgeschosse war der 80-jährige Dieter Müller am Wegesrand. Er war bis vor fünf Jahren als Beueler Stadtsoldat im Zug mit der Wäscherprinzessin unterwegs. „Ich habe heute bestimmt schon 50 oder 60 Bützchen bekommen“, sagte er und grinste verlegen. Andreas Gassewicz ist aufgrund seines bauchigen Überraschungsei-Kostüms ein Hingucker. „Und dazu noch das Megafon, die Kamelle ist mir garantiert“, sagte der 54-jährige Beueler. An seiner Verkleidung prallten allerdings die Kamelle ab und das Bücken, um diese anschließend aufzuheben, ging nicht.

Für die Beseitigung der Süßigkeitenreste ist der inoffizielle letzte Zugteilnehmer verantwortlich: Bonnorange. „Ich glaube, allen Mitarbeitern macht das Arbeiten heute noch mehr Spaß, weil unsere Leistung so anerkannt wird“, sagte Pressesprecher Jérôme Lefèvre. „Unsere Mannschaft ist erprobt, kennt die Strecke in- und auswendig und die Ecken, wo man intensiver ran muss“, sagte Lefèvre. Das Ballett der drei Kehrmaschinen zog seine Schleifen und bildete damit den krönenden Abschluss der Jubiläums-Karawane.