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Lara I.: "Karneval verbindet die Generationen""

Lara I.: "Karneval verbindet die Generationen""

Für Beuels Wäscherprinzessin ist Fastelovend mehr als nur Alaaf, Alkohol und Feten feiern

Am Donnerstag ist ihr großer Tag: Wäscherprinzessin Lara I. (Mohn) fiebert seit Wochen der Weiberfastnacht entgegen. Die hübsche Tollität hat sich eine erfolgsversprechende Strategie ausgedacht, um das von Männern besetzte Rathaus für sechs Tage in ihre Macht zu bekommen.

Dass Lara I. aber auch eine Tollität ist, die sich viele Gedanken über ihr karnevalistisches Tun macht, beweist sie im Interview mit Alexander Brüggemann.

General-Anzeiger: Lara, du hast bei deiner Proklamation einen Anspruch formuliert, der in dieser Deutlichkeit nicht häufig zu hören ist: Karneval bedeute nicht nur Alaaf schreien und sich zu betrinken, sondern Freude und Feierstimmung überall hin zu tragen, etwa auch in Krankenhäuser, Altenheime, Schulen und Kindergärten.

Lara I.: Natürlich gehören solche Auftritte zum Programm aller Tollitäten, nicht nur für die Wäscherprinzessin. Aber jeder freut sich wohl in seiner Regentschaft auf bestimmte Elemente besonders. Und ich habe festgestellt, dass sich die Menschen im Krankenhaus oder Seniorenheim am meisten über unsere Besuche freuen.

Wer zu einer Sitzung geht, der amüsiert sich ohnehin - egal, ob eine Tollität mehr oder weniger da ist. Aber es macht Riesenfreude, den Karneval auch zu denen hinzubringen, die oft schon das ganze Jahr darauf warten.

GA: Warum engagiert sich eine junge Frau, die voll im Studium steht und noch dazu ehrenamtlich tätig ist, im organisierten Karneval?

Lara I.:Nicht nur die Asche der Tradition bewahren, sondern das Feuer weitergeben - so habe ich es bei meiner Proklamation gesagt. Konkret heißt das: Tradition und Moderne zusammenbringen.

Ich war Kinderwäscherprinzessin, ich bin in mehreren Gruppen dabei geblieben und hatte immer schon als großes Ziel das Amt der Wäscherprinzessin vor Augen. Weil Karneval mir Spaß bringt - aber auch, weil er in der Gesellschaft Tradition und Sinn stiftet, die Generationen verbindet.

GA: Hast du den Eindruck, dass der organisierte Karneval von vielen Menschen belächelt wird?

Lara I.:Eben. Viele, die einmal im Jahr zum Zug gehen und da am Rand stehen, kennen diese andere Seite ja gar nicht. Das, was hinter all dem steckt, müssen wir vermitteln: Was ist der historische Sinn?

Und: Ohne die Organisationen, ohne die vielen kleinen und großen Gruppen und Vereine, gibt es keinen Rahmen, gibt es keinen Zug, zu dem all die Karnevalsbegeisterten hingehen könnten. Diese Gruppen geben ganz vielen Menschen Heimat.

Da wird viel soziale Integration, viel Gutes getan, was gar nicht genug Beachtung findet. Und ich erlebe gerade in diesen Tagen viele junge Leute, die sehen, was wir machen - und die sagen: Toll, das will ich auch.

GA: Aber Prinzessin zu sein, ist doch auch Stress oder?

Lara I.:Das ist vielleicht ein bisschen wie im Leistungssport. Etwas Sport nebenbei, das geht immer. Aber wenn man mehr machen, mehr erreichen will, dann erfordert das auch Zeit und Energie. Aber wenn der Spaß dabei ist, bringt man den Einsatz gerne, und man bekommt mehr zurück, als man investiert.

GA: Welche Rolle spielen für dich der Rückhalt und die Verwurzelung in der Beueler Kirchengemeinde?

Lara I.:Eine ganz große. In der Gemeinde, in der Frauengemeinschaft, auch in meinem Damenkomitee komme ich mit Menschen aus allen Altersgruppen zusammen, die ich sonst vielleicht nie treffen würde.

Das Zuhausesein, das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Pfarrei, erlebe ich gerade in diesen Tagen ganz stark: In die Gesichter der Leute zu schauen, wie sie sich mit mir freuen, weil man sich kennt, das ist einfach schön.

GA: Du bist auch als katholische Pfadfinderin aktiv. "Jeden Tag eine gute Tat" - gilt dieses Motto für Dich auch beim Kamelle-Werfen?

Lara I.:Ja, bei den Pfadfindern versuchen wir schon, manche Dinge bewusster zu tun. Und so wollte ich zumindest einen bestimmten Teil, zehn Prozent, fair hergestellte und gehandelte Kamelle werfen.

Das kostet natürlich ein paar Cent mehr pro Tütchen und bleibt bei all der Fülle ein kleiner Beitrag - aber vielleicht kann er ja Schule machen. Außerdem sind das dann gute Sachen, nach denen sich die Leute auch tatsächlich bücken.

GA: Eine Wäscherprinzessin darf für ihren Empfang im Beueler Rathaus einen Wunsch für Geschenke äußern. Was hast du dir gewünscht?

Lara I.:Die Beueler Pfadfinder wollen im Spätsommer im Rahmen der Partnerschaftsinitiative "Nangu Thina" ein Zentrum für die dortige Pfadfinderschaft mit aufbauen. Und ich möchte für acht Wochen einen freiwilligen Sozialdienst dort leisten - und zwar in der Nähe von Durban auf dem Land. Dafür benötige ich Geld.

GA: Du hast dich gut auf die Rolle als Wäscherprinzessin vorbereitet, warst auch schon mal als Wäscherin dabei. Kommt nicht manches jetzt trotzdem überraschend?

Lara I.:Die Stimmung ist wunderbar. Aber man ist abends körperlich und mental ziemlich platt. Bei acht Auftritten pro Tag, 150 bis 200 insgesamt, ist es unmöglich, all die Erlebnisse und Begegnungen des Tages zu verarbeiten.

Am Tag nach der Proklamation etwa habe ich mich in meinem Kleid im Spiegel betrachtet und dann plötzlich gedacht: Du siehst fast aus wie eine Wäscherprinzessin.

GA: Was meinst du: Wird dich der große Auftritt als Prinzessin verändern, dich als Persönlichkeit weiterbringen?

Lara I.:Man lernt schon viel dabei: den öffentlichen Auftritt, den Umgang mit verschiedenen Menschen und Situationen. Auch zu unterscheiden zwischen sich selbst als Person und der Rolle, die man ausfüllt.

Klar sagen einem alle, wie wunderschön man sei - aber das gehört einfach auch dazu. Es gibt natürlich auch oft ernst gemeintes Lob, wenn ich etwas gut gemacht habe. Unter dem Strich stärkt die Rolle schon das Selbstbewusstsein.

GA: Auch beim Reden mit den "großen Tieren"?

Lara I.:Klar, im Karneval darf Lara I. vieles, was Lara Mohn nicht wagen würde. Das muss man für sich gut trennen können. Diese Rolle gebe ich ja an Aschermittwoch wieder ab.

Es wird immer dann anstrengend, wenn Karnevalisten zu sehr um sich selbst kreisen und sich selbst und das Protokoll zu ernst nehmen. Karneval soll Spaß machen. Der Sinn des Ganzen ist, dass es eben nicht ernst ist.

GA: Wie möchtest du bei den Beuelern in Erinnerung bleiben?

Lara I.:Sie sollen mich gut in Erinnerung behalten. Sie sollen sagen können: Sie hat ihre Sache gut gemacht, überall Freude verbreitet und den Leuten in ihrer Rolle eine kleine Botschaft mitgegeben. Dann bin ich zufrieden.