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Bonner Prinzenproklamation im Festsaal des Maritim Hotels

Proklamation in Bonn : Nicht nur Prinzenpaar sein, sondern Prinzenpaar leben

Riesenjubel für das Prinzenpaar: Cornelius I. und Bonna Carina I. sind offiziell im Amt. Nach der Proklamation im Hotel Maritim haben sie sich noch einiges vorgenommen. Ganz schön sportlich angesichts der kurzen Session.

Das muss ihnen erst mal einer nachmachen: aus dem Stand ein Auftritt vor ausverkauftem Haus. Da schauen selbst die Comedians Bernhard Hoëcker und Andreas Etienne im Elferrat ein wenig neidisch auf das Bonner Prinzenpaar, Cornelius I. (Diehl) und Bonna Carina I. (Dederichs). Die beiden sonnen sich bei ihrer Proklamation am Freitagabend im Hotel Maritim im frenetischen Jubel und trotzen dem nicht enden wollenden, glitzernden Luftschlangenregen.

Nach anfänglicher Aufregung genießen sie es einfach, von den 2100 Jecken im ausverkauftem Haus in die Session getragen zu werden. Für Festausschuss-Präsidentin Marlies Stockhorst ein „Liebesbeweis an den bönnschen Karneval, an Prinz und Bonna, die Symbolfiguren unserer Stadt“. Da hat es doch was Gutes, nicht mehr in der Beethovenhalle zu gastieren: Dort gab es nur 1780 Plätze. Ist das fast schon ein Statement für die künftige Heimat des Bonner Karnevals?

Erstmal ist diese Session dran. Die hat es in sich, weil sie kurz ist. In fünf Wochen, am 12. Februar, ist schon Rosenmontag, zwei Tage später dann alles vorbei, wie es Jupp Schmitz schon 1953 besang. 350 Termine warten auf die Tollitäten samt Equipe.

Doch wer so herzlich empfangen wird wie bei der Proklamation, nimmt das gern auf sich. Das Motto „Ob en de Kneip, de Stroß oder em Saal, mir fiere Bönnsche Karneval“ spiegelt dabei sämtliche Facetten des Fasteleers wider – die Narren jeden Alters werden wieder drinnen und draußen feiern, Hauptsache zusammen. Das drückt auch schön der neue Prinzenorden aus mit Sternstraße, Altem Rathaus und dem Maritim, dazu ein paar fröhliche Jecken.

Was für ein Ereignis, als Prinz und Bonna – noch ohne Mützen, Federn, Paias und Schärpe – in den brodelnden Saal einziehen. Die Treppe der Empore runter, durch die winkenden Reihen mit Spielmannszug, Garden und Abordnungen der Vereine. Diesen Moment genießt auch Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst, die galant durchs Programm führt.

Oft mit dem Fahrrad und der Zündapp unterwegs

 Der neue Prinzenorden des Festausschusses Bonner Karneval mit Jecken und Stadtkulisse.
Der neue Prinzenorden des Festausschusses Bonner Karneval mit Jecken und Stadtkulisse. Foto: Festausschuss Bonner Karneval/Barbara Frommann

Aufs Prinzenpaar lässt Oberbürgermeisterin Katja Dörner nichts kommen. „Ein Prinz wie aus dem Bilderbuch“, lobt sie Cornelius I., oft und gern mit Fahrrad und seiner Zündapp unterwegs. Die nett als „Bützmachine“ bezeichnete Carina I. sei jeck, keck, sportlich und als „Gewinnerin bei Guidos Shopping Queen“ eine wahre Modeexpertin. Die OB fragt in ihren Reimen aber auch, ob man angesichts der Kriege und Krisen überhaupt feiern darf. „Wollen wir uns im Wehklagen üben? Für mich ist die Antwort glasklar: Nein! Der Driss, der soll uns Ansporn sein. Mit Karneval im beschwingten Herzen gelingt es auch, Übles auszumerzen.“

Dachdecker Diehl lässt für die nächsten Wochen Schindeln Schindeln sein: „Die Zeit des Blaumanns ist endlich vorbei, und ich darf dieses wunderschöne Ornat mit Strumpfhose tragen.“ Da nickt Etienne und erinnert sich an seine eigene Prinzenzeit vor 25 Jahren mit Marion Leyer, als er vom Alaaf-Rückholbändchen sprach – die Schnur, die den ganzen Zwirn zusammenhält. Cornelius voller Energie: „Wir wollen für Euch alle Prinzenpaar sein.“ Verbunden mit dem Lob an seine Bonna: „Wir verstehen uns bestens.“

„Ich habe den Karneval in allen Facetten kennengelernt, leben dürfen und in mein Herz geschlossen“, sagt Carina und stimmt mit allen „Tage wie diese“ von den Toten Hosen an. Alle feierten ihn unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion und Herkunft. „Das dürfen keine leeren Worte sein. Wir kommen zusammen, um das Leben zu feiern.“ Die beiden beklatschen nicht nur die Familie, Kollegen sowie Freunde und Fans von Alkoholisierten Funken, Beueler Stadtsoldaten, Schwarz -Gelbe-Jonge und Beueler Damenkomitee.

GKG Bergfunken sind die „Ultras in der Südkurve“

Mit am lautesten ist an diesem Abend die Tanzgruppe der GKG Bergfunken aus Bad Godesberg. Prinz Cornelius ist ihr Präsident, das sollen die Tischnachbarn hören – die Bergfunken sind hinten im Saal sozusagen die Ultras in der Südkurve. „Es ist eine super Stimmung hier. Wir waren kaum angekommen, da wurde schon dreimal geschunkelt“, sagt Tänzerin Pia Trog. Ob das ihr Höhepunkt der Session ist? Tänzerin Cosmea Wilhelmi schüttelt den Kopf. „Das wird unsere eigene Miljösitzung sein.“ Denn sonst kommt nur das Godesberger Prinzenpaar vorbei. Diesmal gibt es natürlich Besuch von Cornelius und Carina.

Stars des rheinischen Karnevals auf der Bühne

Blötschkopp Marc Metzger ist eine sichere Bank für den ein oder anderen Lachanfall. Wie immer verwebt er Dinge, die scheinbar nicht zusammengehören, bricht Witze ab, um sein Publikum zu foppen, und verliert sich in Bandwurmsätzen. Herrlich. Ein Beispiel? Veganer sind die neuen Nichtraucher. Letzte Woche musste ich mit nem Mettbrötchen auf den Balkon. Nach Corona stellt er für Reihe eins fest: „Hier liegen ein paar rum, die sehen aus, als wären sie von der Zoom-Sitzung übrig geblieben.“ Mit Blick auf den Elferrat sei der Karneval nicht mehr zeitgemäß und der Fachkräftemangel auch da angekommen. Wie in Berlin. Statt die Heizung nach politischem Willen zu tauschen, wäre es viel günstiger, Herrn Habeck auszutauschen.

Cat Ballou besingen in ihrer neuen Single die „Gute Zeit“, wurden damit nicht nur im Kölner Tanzbrunnen schon gefeiert, sondern auch jetzt in Bonn. Dann noch die Hymne „Et jitt kei Wood“: Mehr geht nicht? Doch, denn Stockhorst hat fürs Programm ihr Pulver noch längst nicht verschossen. Garden und Bands geben mit Auftritten sich und dem Bonner Prinzenpaar die Ehre.

Was ist diese Session besonders wichtig? Stockhorst fällt dazu einiges ein. „Wir müssen im Karneval zeigen, dass es nicht nur um Kamellewerfen und Alaaf-Rufen geht. Der Karneval hat eine gesellschaftspolitische Bedeutung“, sagt sie. Die Nische, die man sich mit guter Laune und Freude schaffe, müsse man verbreiten. Die Kriege in der Welt gingen nicht spurlos an den Menschen vorüber. „Der Frieden fängt bei jedem Einzelnen an.“

Ja, im bönnschen Karneval kann sich jeder zu Hause fühlen. Auch die, denen wegen eines Handicaps die Sitzung schwerfallen könnte. Mit dem Landschaftsverband Rheinland gibt es für blinde und sehbehinderte Menschen eine Live-Beschreibung. Menschen mit Hörbehinderung können die Musik- und Wortbeiträge drahtlos über Induktionsschleifen empfangen. Für Gehörlose übersetzen Gebärdendolmetscher der Aktion Mensch. Jetzt müssen nur noch die Düsseldorfer inkludiert werden. Falls sie das wollen - und können.