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Das Wurfmaterial zahlt jeder Teilnehmer selbst

Das Wurfmaterial zahlt jeder Teilnehmer selbst

Bonner Stadtsoldaten und Ehrengarde rüsten sich für den Rosenmontagszug - Zig Tonnen Kamelle müssen in den Bagagewagen verstaut werden

Bonn. Am Montag soll es Kamelle regnen. Damit beim Zug die Bagagewagen gut gefüllt sind, sind viele helfende Hände notwendig. Am Freitag war deshalb auch ordentlich Betrieb im Bonner Norden, wo sich Stadtsoldaten und Ehrengarde auf den Rosenmontagszug vorbereiten. Wagen, Kutschen und Kanonen mussten gereinigt und mit tonnenweise Wurfmaterial beladen werden.

Der Zug vor dem Zug führt die Stadtsoldaten von ihrer Wagenhalle in Pützchen zum Gelände von Thyssen-Schulte an der Bornheimer Straße. Auf Tiefladern werden die historischen Gefährte - die Ältesten sind über 100 Jahre alt - in die Innenstadt gebracht.

Bis auf eine kleine Panne ist alles glatt gegangen, die Wagen stehen aufgereiht auf dem Firmenhof. "Der Trecker, der unsere Feldschmiede hinten dran hatte, hat den Geist aufgegeben und kurz die Straße blockiert", berichtet Schirrmeister Willi Holtkamp. Der Fuhrpark der Stadtsoldaten beim Zug ist insgesamt 500 Meter lang - Wagen an Wagen.

Alfred Rothkamp, Generalrendant der Ehrengarde, macht den Lutschtest, bevor er die Süßigkeiten für den Rosenmontagszug bestellt. Nur was ihm selbst schmeckt, kommt auf die Liste. "Wenn ich das Zeug werfe, dann freue ich mich, wenn sich die Leute auch danach bücken", sagt Rothkamp. In diesem Jahr gibt es sogar Kekse mit dem Emblem der Ehrengarde, die die Bäckerei Lubig eigens gebacken hat.

Die Teilnehmer des Zuges werfen nicht nur aus vollen Taschen, sondern vor allem aus der eigenen Tasche. Zwischen 50 und 500 Euro investiert jeder von ihnen in Wurfmaterial. Wer nicht Volumen, zum Beispiel Popcorn, sondern Gewicht wie Weingummi wirft, bekommt schnell einen stattlichen Betrag zusammen.

Zuschüsse vom Verein gibt es nicht. Nur die jüngsten Jecken, die Kadetten, haben Sponsoren. Bei den Stadtsoldaten dürfen alleine die 50 Kinder vier Tonnen Kamelle unters Volk bringen.

Damit jeder das wirft, was er bezahlt hat, gibt es ein Chip-System. Die Wertmarken kann zum Beispiel ein Reiter bequem in der Hosentasche tragen und bei Bedarf gegen Nachschub eintauschen, den die Kamellejungen und -mädchen aus dem Bagagewagen herbeischaffen.

Die Ehrengarde wienert am Freitag in ihrer Remise, der alten Schweißerhalle der Kreishandwerkerschaft, nicht nur die Wagen. Sie bereitet auch das Biwak vor, das am Sonntag um 11 Uhr auf dem Marktplatz beginnt.

Alles was dort zur Verpflegung der Besucher des Rathaussturms benötigt wird, vom Brennholz für die Feuerzangenbowle bis zur Schöpfkelle, muss herangeschafft werden. Thomas Ringen, als Feldadjutant zuständig für technische Abläufe und Logistik, kann dabei wieder auf das "A-Team" bauen.

Die zehn Männer für alle Fälle sind beim Budenaufbau, aber auch bei der Dekoration für die Prunksitzung in der Beethovenhalle unentbehrlich. "Streusalz brauchen wir dieses Jahr nicht zu besorgen", meint Ringen mit Blick zum Himmel voller Sonnesching. Aber zur Not hätte er natürlich welches in Reserve.

Selbst Aschermittwoch ist nicht alles vorbei. Die Schirrmeister und ihre Helfer sind über das Jahr damit beschäftigt, den Fuhrpark in Ordnung zu halten, müssen Holzräder reparieren und Lager schmieren.