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Karneval in Bonn: Verantwortliche planen neue Formate

Keine klare Ansage vom Land : Verantwortliche planen neue Formate für den Karneval in Bonn

Während eine klare Ansage der Landesregierung zur Session auf sich warten lässt, planen die Veranstalter neue Formate - mit kleinen Tischen, Menü und kurzem Programm.

Eine „klare Ansage“ werde es am Ende geben, so hatte es NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) mit Blick auf die Karnevalssession angekündigt. Bis Freitag allerdings gab sich die Staatskanzlei hinsichtlich einer abschließenden und wirklich verbindlichen Entscheidung der Landesregierung zum Thema Karneval trotz mehrmaliger Anfrage zugeknöpft. Von der zweitägigen Klausurtagung des Kabinetts drang zum Thema Fastelovend nichts nach draußen. Allerdings hat die Landesregierung nach den steigenden Coronazahlen infolge einer türkischen Hochzeit in Hamm die Teilnehmerzahl für private Feiern auf maximal 150 Personen festgesetzt. Gälte dies auch für Karnevalsfeiern, so entspräche es dem, was auch die großen Gesellschaften wollen.

Unterdessen gehen die Karnevalisten in Bonn davon aus, dass das Positionspapier, das sie vor einer Woche in der Düsseldorfer Regierungszentrale mit den Vertretern anderer Festausschüsse übergeben haben, auch in die Tat umgesetzt wird.

Wie berichtet, hatten sich die Festausschüsse in dem gemeinsamen Papier dafür ausgesprochen, publikumsstarke Veranstaltungen wie Prunksitzungen und den Straßenkarneval ausfallen zu lassen. Sie befürchten angesichts der geltenden Hygienevorschriften und limitierten Besucherzahlen Schadenersatzforderungen von Künstlern. Nicht zuletzt hatte sich in der vergangenen Session das Coronavirus unter anderem von einer Karnevalsfeier im Kreis Heinsberg rapide ausgebreitet. Eine Komplettabsage der Session, wie sie unter anderem aus dem Rhein-Sieg-Kreis gefordert wurde, lehnen die Festkomitees der rheinischen Großstädte ab. Erlaubt werden sollen hingegen in der kommenden Session Veranstaltungen mit bis zu 150 Menschen.

Während die Landesregierung zum Thema vorerst verstummt scheint, geht Marlies Stockhorst davon aus, dass ihre Forderung Realität wird. Die Präsidentin des Festausschusses Bonner Karneval hatte am Montag bei dessen turnusmäßigen Sitzung einen kurzen Lagebericht abgegeben. „Wir erhoffen uns vom Land jetzt verbindliche Planungssicherheit“, sagte Stockhorst dem GA. Darauf setzen auch die großen Bonner Karnevalsvereine. „Ich sehe uns zu hundert Prozent da, wo wir mit unseren Forderungen hinwollten“, sagt Roman Wagner, stellvertretender Vorsitzender der Wiesse Müüs. Nun könne man beginnen, Verträge und Programme abzuwickeln und „im Rahmen des Erlaubten sehen, wie wir wenigstens ein bisschen Karneval ermöglichen können“, so Wagner. Mit nennenswerten juristischen Auseinandersetzungen mit den Künstlern rechnet er nicht: „Wir werden das im Einvernehmen mit den Künstlern regeln, hier sind individuelle Verhandlungen nötig“, sagt er. Ob mit Landesmitteln zu rechnen ist, sei zum jetzigen Zeitpunkt „Kaffeesatzleserei“. Wichtig sei es jetzt in erster Linie, dass die Vereine an einem Strang ziehen. Er sehe in der aktuellen Situation auch die Chance, den Karneval ein wenig zu entschleunigen.

Agenturen arbeiten gegen ihre wirtschaftlichen Interessen

Genau daran arbeitet auch Horst Müller. Der 60-Jährige führt unter der Marke alaaaf.de mit Comedian Guido Cantz eine der größten karnevalistischen Veranstaltungsagenturen, die Go GmbH. An die 450 Sitzungen organisieren die 13 festen Mitarbeiter in dem Kölner Büro, in dem mit der Pandemie nun auch die Kurzarbeit eingezogen ist – obwohl es angesichts der Sessionsabwicklung derzeit mehr zu tun gebe als sonst. Auch in Bonn ist alaaaf.de der Platzhirsch unter den Veranstaltern. „Eigentlich argumentieren wir seit Wochen gegen unsere eigenen wirtschaftlichen Interessen“, sagt Müller dem GA, zumal eine Versicherung bei pandemiebedingten Ausfällen von Großveranstaltungen nicht eintrete. Die Entwicklung sei „sehr einschneidend“, doch gehe der Gesundheitsschutz vor. Müller ist jedoch überzeugt, dass die neue Lage auch neue Formate befördern wird. Eines haben er und seine Mannschaft selbst entwickelt: Unter dem Motto „Bunt und Leise“ treten Künstler in kleinem Rahmen zu Sonderkonditionen auf. „Wir planen mit Tischen à acht Personen und wenigen Programmpunkten, zum Beispiel zwei Redebeiträgen, einem Einzelsänger und einer Musikgruppe. Das Ganze wird dann mit einem Menü begleitet und findet vereinsintern statt“, skizziert er die Pläne.

Für die Künstler schlägt er einen Solidaritätsfonds vor. „Große Gesellschaften haben bereits Hilfe angeboten“, so Müller. Diskutiert werde, ob man die Gagen für die Session 21/22 schon zur Hälfte vorauszahlen könnte. Dass auch der Staat helfen müsse, steht für Müller außer Zweifel: „Hierfür sprechen allein die Steuereinnahmen, die der Karneval der öffentlichen Hand jährlich in die Kassen spült“.