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Närrischer Prozess um die Macht im Rathaus

Närrischer Prozess um die Macht im Rathaus

Der Festausschuss verklagt die Bonner Oberbürgermeisterin auf Herausgabe des Schlüssels - Landgerichtspräsident vertagt Entscheidung bis zum Rathaussturm

Bonn. Mit einer Klage der besonderen Art beschäftigte sich am Mittwoch das Bonner Landgericht. Der Festausschuss Bonner Karneval zog gegen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann vor die Richter, um die Übergabe des Rathauses am Karnevalssonntag durchzusetzen. Wegen des "unbezahlbaren Streitwerts" und der Eilbedürftigkeit übernahm Landgerichtspräsident Kurt Pillmann persönlich den Vorsitz der Kammer.

Zu Beginn der munteren Verhandlung im karnevalistisch dekorierten Schwurgerichtssaal stellte Stadtdirektor Arno Hübner, der die "beklagte" OB vertrat, einen Befangenheitsantrag. Die Bonna mit ihrer Anmut ziehe das Gericht in ihren Bann. "Die Oberbürgermeisterin ist von gleicher Schönheit, ich könnte als Beweis ein Plakat des letzten Wahlkampfes vorlegen", erklärte Hübner.

Nachdem die Kammer sich zur Beratung zurückgezogen hatte, gab es eine Umbesetzung. Zwei Richter wurden gegen weibliche Kolleginnen ausgetauscht, um eine Beeinflussung zu verhindern.

Festausschusspräsident Horst Bachmann und Prinzenführer Christoph Arnold als Vertreter der Klägerseite fühlten sich von Hübner provoziert, weil er vor Gericht mit dem Hut der Rathausverteidiger auftrat. Sie stützten ihre Klage zum einen auf das Gewohnheitsrecht: "Wir sind bisher immer ins Rathaus reingekommen." Außerdem sei die Verwaltung an den tollen Tagen nahezu handlungsunfähig.

Dem widersprach der Stadtdirektor vehement. Traditionelles Brauchtum befähige nicht zur Übernahme einer modernen Verwaltung. Hübner schlug einen Vergleich vor: "Das Prinzenpaar kann seinem Volk von der 17. Etage des Stadthauses zuwinken." Als die Tollitäten darauf nicht eingingen, forderte der Stadtdirektor, sie wegen Amtsanmaßung und Ämterhäufung bis Aschermittwoch in Untersuchungshaft zu nehmen.

Jetzt muss die Kammer beraten. Kurt Pillmann verkündet die Entscheidung am Sonntag, 6. Februar, um 14 Uhr vor dem Alten Rathaus mit einem "Auf Justizia. Alaaf!".