Rüttgers Club heißt jetzt Beamtenbund

Bonn. So locker erleben ihn seine Zuhörer selten. Wie auch? Ministerpräsident Jürgen Rüttgers spricht meistens über Rente, Steuern, Kohle und andere ernste Themen. Nicht so am Donnerstagabend.

Als neuer Träger des Ordens "Lachender Amtsschimmel" hielt er eine launige Rede. Spritzig, witzig und mitunter sogar tiefsinnig. Er gewährte einen Blick in den Arbeitstag eines Ministerpräsidenten im Karneval. Höhen und Tiefen des rheinischen Frohsinns streiften da sein Seelenleben - Kölsch und Frikadellen durchstreiften seinen Magen, von morgens bis abends ein Leidensweg für den gebürtigen Kölner.

Peter Heesen, oberster Beamter der Republik, war sichtlich zufrieden: Hatte sein Deutscher Beamtenbund mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident den richtigen Ordensträger ausgesucht. Ein Mann mit Format musste es nämlich sein, suchten die Staatsdiener doch ihren 20. Würdenträger.

Heesen, im Vorjahr selbst mit dem "Lachenden Amtsschimmel" ausgezeichnet, war der Laudator für Rüttgers. Der gewichtige Beamtenboss spritzte Gift, holte zum politischen Rundumschlag aus. Allen voran Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber bekam sein Fett weg.

Zu Rüttgers fielen Heesen nur positive Dinge ein: "Er sagt, was er will. In ihm steckt der Geist des Widerspruchs. Er ist der bekannteste schwarze Arbeitsführer." Heesen bot sich Rüttgers als Redenschreiber an und lieferte gleich eine Bewerbungsprobe ab. Folgende Regierungserklärung soll Rüttgers demnächst vortragen: "Beamte werden alle zwei Jahre befördert, müssen weniger arbeiten, bekommen mehr Weihnachtsgeld und eine Karnevalszulage von 100 Euro pro Ausgehabend."

Rüttgers winkte dankend ab. Er sei da wohl falsch verstanden worden. Statt Beförderung gebe es Lob, statt Besoldung Orden und statt Weihnachtsgeld würde man demnächst gemeinsam nur noch Weihnachtslieder singen. Mehr als 400 Gäste verbrachten im Hotel Maritim einen fröhlichen Abend. Dafür standen auch Bernd Stelter und Willibert Pauels als der bergische Diakon.