Unkarnevalistische Umtriebe

Wenn es um den Verrat am karnevalistischen Gemeingut geht, hört der Spaß auf. Dann ist Karneval eine ernste Sache. Nicht umsonst tagen in dieser Zeit zahlreiche Narrengerichte, um die schwarzen Schafe unter den Karnevalisten zur Rechenschaft angesichts "unkarnevalistischer Umtriebe" zu ziehen.

Oberdollendorf. (kwk) Wenn es um den Verrat am karnevalistischen Gemeingut geht, hört der Spaß auf. Dann ist Karneval eine ernste Sache. Nicht umsonst tagen in dieser Zeit zahlreiche Narrengerichte, um die schwarzen Schafe unter den Karnevalisten zur Rechenschaft angesichts "unkarnevalistischer Umtriebe" zu ziehen.

So auch in der Oberdollendorfer Bauernschänke, in der die Karnevalsgesellschaft Küzengarde zu Gericht saß. Die Gardisten durchstreiften bereits vormittags in Uniform die Gassen Oberdollendorfs, um die potenziellen Angeklagten vorzuladen und ihrem Urteil vor Gericht zuzuführen.

Im "Gerichtssaal" saßen schon etliche Gardisten und Schaulustige, darunter auch "Richter" Klaus Weber und "Staatsanwältin" Christel Schute, die alle mit Spannung die Verurteilung der Angeklagten erwarteten. Zuversichtlich, dass man genügend Anklagepunkte finden würde, waren alle, hatte man bisher noch bei jedem etwas gefunden.

Der erste Delinquent an diesem Morgen war Bernd Schlegel, Vorsitzender der Königswinterer FDP. Richter und Staatsanwältin taten sich schwer, Schlegel etwas Unkarnevalistisches vorzuwerfen. "Da müssen wir ihm irgendetwas ans Zeug flicken" sagte Klaus Weber schließlich. "Der wird jetzt das ganze Jahr beobachtet", pflichtete ihm Christel Schute bei.

Mildernde Umstände gab es angesichts der zweifellos sehr karnevalistischen Verkleidung des im Kostüm eines Maharadschas erschienenen Schlegel. Auch Jochen Kröger, Vorsitzender des Ortsverbandes Altstadt der Königswinterer CDU und Vize-Bürgermeisterin Cornelia Mazur-Flöer (SPD) hatten sich angesagt. Doch viel zu befürchten hatten sie nicht, das Gericht drückte immer wieder ein Auge zu.