1. Narren-News
  2. Sieg&Rhein

Ein ordentlicher Schluck ist immer drin

Ein ordentlicher Schluck ist immer drin

Die Chorgemeinschaft Germania stellt am Samstagabend ihren Orden vor - Das Schmuckstück aus Ton ist einer Feldflasche aus früheren Zeiten nachempfunden und kommt aus der Siegburger Töpferei

Siegburg. Er liegt gut in der Hand, ist in einem unaufdringlichen Braun-Beige gehalten und ziert denjenigen, der ihn am schwarz-rot-goldenen Band um den Hals trägt.

So weit, so gut. Doch da gibt es noch ein Detail, das den Ton-Orden der Chorgemeinschaft Germania Siegburg zu etwas Besonderem macht: Einer Feldflasche aus dem 14. bis 15. Jahrhundert nachempfunden, ist er nicht etwa flach, sondern besitzt einen richtigen Gefäßkörper samt Korken - und das Ganze mit entsprechendem Fassungsvermögen.

"Ich habe das schon ausprobiert, da geht ein bisschen mehr als ein kleiner Schnaps rein. Für die jecken Tage also genau das Richtige", sagt Adi Klein.

Der stellvertretende Vorsitzende des Gesangsvereins zeichnet seit 14 Jahren für die Karnevalsorden der Siegburger Germania verantwortlich und seit ebenso langer Zeit verbindet ihn eine Freundschaft mit Gisela Frenzel.

Die Keramik-Meisterin ist Inhaberin der Siegburger Töpferei neben der Servatiuskirche und kümmert sich um die künstlerische Gestaltung und Fertigung der jecken Kleinodien.

Wie das Schmuckstück der Germania für die fünfte Jahreszeit 2006 genau aussieht, wissen bisher nur wenige. Erst am Samstagabend lüften die Gesangskünstler auf ihrem gemeinsamen Karnevalsball mit der DJK Stallberg im Pfarrer-Rupprecht-Saal das Geheimnis.

Mit dem Orden zeichnet die Chorgemeinschaft langjährige, verdiente Mitglieder aus. Da die Chorgemeinschaft eben eine Chorgemeinschaft und kein Karnevalsverein ist, unterscheiden sich ihre Orden von den üblichen närrischen Prunkstücken.

"Wir verzichten darauf, Politiker oder andere Personen des öffentlichen Lebens aufs Korn zu nehmen", erklärt Adi Klein. Und so müssen sich der technische Angestellte und die Fachfrau in Sachen Steinzeug jedes Jahr etwas Neues überlegen.

Häufig haben sie sich dazu bekannter Motive aus der Kreisstadt, wie etwa deren Wappen oder einer Aufnahme des Michaelsberges, bedient. Und für diese Session haben sich die beiden eben für eine Feldflasche, wie sie in früheren Zeiten in der Töpferstadt Siegburg hergestellt wurde, entschieden.

Die große Feier der Germania und der DJK Stallberg steigt traditionell samstags, drei Wochen vor den Tollen Tagen. Das ist stets der Stichtag, an dem der Orden fertig sein muss - denn auf dem Ball wird er der Öffentlichkeit vorgestellt.

Damit das jedes Jahr ohne Stress gelingt, setzen sich Klein und Gisela Frenzel immer um Weihnachten herum das erste Mal zusammen. "Wir tauschen Ideen aus, überlegen uns etwas, und dann geht es auch schon los", berichtet die Keramik-Meisterin von dem üblichen Prozedere.

Anschließend fertigt die 62-Jährige, die die Töpferei von ihrem Vater übernommen hat, ein Muster an. Und wenn`s dem Auftraggeber gefällt, beginnt sie mit der Produktion. Rund 50 Orden stellt sie jedes Jahr für die Chorgemeinschaft Germania Siegburg her, dieses Mal sind es sogar noch ein paar mehr.

Und jede Feldflasche ist ein Unikat, sprich von Hand gefertigt: Aus einem Klumpen Ton formt Gisela Frenzel an der Drehscheibe zunächst einmal das Gefäß. Anschließend modelliert sie die "Öhrchen", durch die später das Band gezogen wird, und setzt diese links und rechts des Flaschenhalses an.

Danach lässt sie das Kunstwerk einen Tag lang trocknen und ritzt anschließend mit einem spitzen Stift den närrischen Gruß "Alaaf 2006" in das Steinzeug.

Die Auskerbungen zeichnet sie mit dunklem Ton nach. Die ganze Feldflasche kommt bei mehreren hundert Grad in den Ofen - und als fertiger Orden wieder heraus. Wen die Germania mit diesem Drei-D-Schmuckstück am Samstagabend beehren wird, wollte Klein vor dem Ball noch nicht verraten.

Doch so viel steht fest: Die Auszeichnung ist nicht nur schön, sondern auch praktisch. Denn, wer die Feldflasche mit dem richtigen Inhalt füllt, dem wird auch beim noch so frostigen Straßenkarneval nicht kalt werden.

Der Karnevalsball auf dem Stallberg beginnt um 19.11 Uhr im Pfarrer-Rupprecht-Saal an der Kaldauer Straße 29. Karten gibt es für acht Euro an der Abendkasse.