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Klassischer Karneval begeistert 200 Zuhörer

Klassischer Karneval begeistert 200 Zuhörer

Burkard Sondermeier bietet mit seinem Ensemble "Camarata Carnaval" eine humorvolle Matinee im Steyler Museum

Sankt Augustin. (eiu) Kein Platz war am Sonntag mehr im "Haus Völker und Kulturen" zu ergattern. Grund war eine Matinee, die mitten in der Session den Karneval mal ganz anders beleuchtet. Autor Burkard Sondermeier und sein Ensemble, die "Camarata Carnaval", präsentierten die Fünfte Jahreszeit literarisch und musikalisch mal ganz klassisch mit Histörchen, Anekdötchen und vor allem mit viel Musik.

Rund 200 Gäste hatten es sich im Steyler Museum gemütlich gemacht und lauschten den Ausführungen Sondermeiers. Umringt von Alexandra Schwab (Klavier und Grelots), Christoph Ziehmer (Kontrabass), Laia Bobi Frutos (Flöte und Piccolo), Olha Kataran (Violine), Rhea Pickios (Fagott) sowie Sonja Asselhofen (Violoncello) präsentierte Sondermeier, dekoriert mit rotem Narrenpunkt auf der Nase noch nicht einmal ein karnevalistisches Kontrastprogramm, sondern wendet sich mit Sprachwitz und musikalischem Scherz an alle, die gepflegten Unsinn im Karneval lieben.

Der kölsche Querdenker Sondermeier lädt dabei zu einer Zeitreise durch europäische Karnevalsmetropolen ein, der Heimathafen bleibt aber selbstverständlich Colonia. Die geschichtlichen Fastnachtsbetrachtungen, die Sondermeier unter dem Titel "Opus 2010" vortrug, amüsierten das Publikum ungemein. Der Autor sparte natürlich nicht mit Seitenhieben auf die Narrenzunft. "Der Vorfahr von Prinz Karneval war Hans Wurst", war da noch die harmlosere Erkenntnis.

Die Zuhörer erfuhren bei Sondermeiers "karnevalistischem Manifest" überdies, dass Napoleon kein Anhänger des närrischen Treibens war und den Karneval verbieten ließ. Erst mit dessen Niederlage bei Waterloo kamen die Narren langsam wieder zum Zuge. Allerdings war der Wiener Walzer zum tanzenden Kongress natürlich nicht die richtige Musik.

Erst 1823 gründeten sich, zunächst in Köln, später auch in Düsseldorf und Mainz, festordnende Komitees. "Man schuf sich eine eigene Monarchie mit Prinz, Gefolge und zahlreichen Vereinen, in der sich ohne Ende Pöstchen verteilen ließen", erzählte Sondermeier.

Und dass Journalisten künftig nie wieder kritisch über Karnevalssitzungen berichten würden, wäre schon damals klar gewesen. "Dann hätten sich der Metzger und der Bäcker beim Herausgeber beschwert. Da alle drei zum Karnevalskomitee gehören, würde der Journalist künftig nur noch Liebesgedichte schreiben und wüsste nicht mehr, womit er seine Brötchen verdienen sollte", sagte Sondermeier.

Neben den kurzweiligen historischen Betrachtungen war es natürlich auch die dazu passende Musik aus dem 18. Jahrhundert der "Camarata Carnaval", die für eine unglaublich unterhaltsame Matinee sorgte.