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Höhepunkt der Kreativität: Der Landsturm in Rheinbach feiert Muppet Show

Höhepunkt der Kreativität : Der Landsturm in Rheinbach feiert Muppet Show

Die selbst ernannten „Söhne Rheinbachs“ sind auf dem Höhepunkt ihres Ideenreichtums und ihrer Kreativität. Mit „Janz Rheembach es en Muppetz Show“ begeistern sie an drei Abenden insgesamt 1500 Zuschauer mit ihrer Lust am Aufspießen, Anprangern und Durch-den-Kakao-Ziehen von allem, was Angriffsflächen bietet.

Im 51. Jahr seines Bestehens hat der Rheinbacher Landsturm in drei Sitzungen an drei aufeinanderfolgenden Tagen vor rund 1500 Zuschauern eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Die selbst ernannten „Söhne Rheinbachs“ sind auf dem Höhepunkt ihres Ideenreichtums und ihrer Kreativität. Bei ihrem Programm gilt: alles hausgemacht – von den Ideen über Drehbücher, Regie, Darsteller, Musik, Kabarett und Gesang. Wichtiges Element: die Livemusik von Richie Arzdorf, Jan Felix Rohde und Thomas Michels. Ein vielköpfiges Team von Helfern unterstützt die zwölf Bühnenakteure im Vorfeld und hinter der Bühne.

Unter dem diesjährigen Motto „Janz Rheembach es en Muppetz Show“ widmeten sich die Landstürmer zum eigenen und zum Genuss ihres Publikums ihrer Lust am Aufspießen, Anprangern und Durch-den-Kakao-Ziehen von allem, was Angriffsflächen bietet in Politik, Verwaltung und Gesellschaft auf allen Ebenen.

Politik im Fokus

So nahmen sie sich in dem fast vierstündigen Programm unter anderem des Klimaschutzes an, „Fridays for Future“, der Windkraft, Schummel-Software und SUV-Fahrern. Sie nahmen die Architektur des „unförmigen Gebäudes Römerkanal-Info-Zentrum“ aufs Korn. Die Parteien und ihre Akteure auf Europa- und Bundesebene bekamen ebenso ihr Fett weg wie die auf lokaler Ebene. So etwa „die frustrierten Egomanen der CDU“ oder die „FDP, diese schamlose Sättigungsbeilage, die keiner bestellt hat“ (Heiko Hecking).

Herrlich zum Beispiel der Sketch der beiden „Windräder“ Peter Arzdorf und Peter Eich, die „im Land der Laub- und Glasbläser, der Wind- und Sturmbeutel“ gemeinsam mit dem „lebenden Dynamo“ Stephan Bruna auf dem Fahrrad auf ihre Weise die Energieversorgung sicherstellten. Und eine Weisheit von Arzdorf konnte das Publikum mitnehmen: „Wer in der Windhose steckt, der braucht fürs Gebläse nicht zu sorgen.“

Die „Umweltsünder“ (Fred Paral, Heiko Hecking, Karl-Heinz Jansen und Stephan Bruna) unterzogen sich Therapiestunden beim Umwelttherapeuten Pierre Ordinaire (Peter Eich). Hecking nahm es ganz genau: Sämtliche Finger mit Pflastern versehen, bekannte er, dass es ihm im Sinne der Mülltrennung nicht gelinge, die Metallklammern an den Teebeuteln zu lösen, die ja nun mal nicht in den Biomüll gehören.

Peter Eich erinnerte an die Kindheit seiner Generation auf dem Rote-Asche-Hartplatz: „Wir haben damals Inklusion und Integration schon gelebt, ohne überhaupt zu ahnen wie man das schreibt.“ Politisch wurde er, indem er sich über das Ende der Reihe „Game of Thrones“ mit den Rheinbacher Verhältnissen hinwegtröstete: Die Serie „lebt in Rheinbach weiter, mit realen Personen“, wie er in Anspielung auf die CDU-Querelen sagte. Wenn er auch bei allen etablierten Parteien Traurigkeit feststellte, weil sie wüssten, dass aus ihren Reihen in der Nachfolge von Stefan Raetz niemand Bürgermeister werde, stellte er fest: „Aber über eins müssen wir uns klar sein: Dass wir andere hier in Rheinbach gar nicht erst in Reih und Glied sehen wollen!“

Karnevalistische Rettungsgasse

Gaffer und solche, die Unfälle und deren Opfer mit ihren Handys fotografieren, bekamen auch ihr Fett weg. Der verletzte Fred Paral wurde von Rettungsdienst und Feuerwehr versorgt, während eine Horde Gaffer Aufnahmen von der Szene machte. Allerdings wurden sie von der Polizei dingfest gemacht. Und nachdem Fred zu „Stayin‘ Alive“ erfolgreich reanimiert wurde, entrollten alle ein Transparent „Respekt! Rettungsgasse nicht nur an der Theke!“

Die Herzen aller Zuschauer eroberte Martin Steinhauer als „Kuhmel“ bei Tierarzt Dr. Dobermann (Achim Frank) und als kleiner Bernd B. Borkenkäfer, der zwar für einen Teil des Waldsterbens verantwortlich gemacht wird, aber seinerseits eine lange Liste von Dingen ausmachte, für die „die Zweibeiner“ in Sachen Umweltfreveln verantwortlich sind.

Inzwischen hatte er einen Ein-Euro-Job als Mistkäfer übernommen: „Dä janze Daach nur Kacke rollen.“ Und sang zu Purple Rain: „Vell zo kleen, vell zo kleen.“
 Ein besonderes Lob gebührt dem grandiosen Bühnenbild der Rheinbacher Künstlerin Janni Feuser. Sie brachte das Geschehen auf der Landes- und Weltbühne ebenso wie des Lokalen auf der Leinwand auf den Punkt: Es gab den „Braunen Sack“ ebenso wie die Tonne für „FDP Reste“ und den blauen Müllcontainer mit einem gebogenen roten Pfeil und der Aufschrift „Alternativlösung für Dumme“. In der „Hausinternen Sondermüll-Entsorgung“ saßen zwei Figuren, die anhand ihrer Frisuren als Donald Trump und Boris Johnson zu erkennen waren. Am Rathaus fand sich der „Nebeneingang für Bürgermeisterkandidaten“, in dessen Mitte Bernd Beißel stand und aus einer Ecke Silke Joisten-Schneider, aus der anderen der potenzielle Kandidat Oliver Wolf um die Ecke lugten.