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40 Fußgruppen, fünf PS und ein Oldtimer

40 Fußgruppen, fünf PS und ein Oldtimer

Beim Zug in Rheinbach marschieren auch Pferde und ein auf den Tag genau 50-jähriger Bürgermeister mit

Rheinbach. An Veilchendienstag wurde Rheinbach zur Stadt im Ausnahmezustand. Selbst die Sonne ließ sich blicken, als sich die 40 Wagen und Gruppen ihren Weg über die Hauptstraße bahnten. Hunderte von Kamellejüngern machten die Straßen eng. Die Jecken forderten lautstark Tribut und bekamen eine bunte Mischung aus Bällen, Pralinen und Blumen als Antwort. Kurz vor Schluss war noch einmal Ruhe vor dem Sturm.

Die Gro-Rhei-Ka-Narrenzunft Prinzengarde marschierte als Vorhut voran, die Hälse reckten sich. "Dä Prinz kütt", dann brach frenetischer Jubel aus. Die Kamellekisten entluden sich über die Untertanen. Bei soviel Enthusiasmus strahlten Prinz Norbert I. und Beate III. (Birkelbach) auf ihrem Prunkwagen um die Wette.

Einer im Zug hatte besonders gut lachen und brachte Zugkommentator Reiner Faßbender zum Schmunzeln: "Wie alt ist der jetzt?" Wenn Rheinbachs Bürgermeister ein Auto wäre, dann stünde ihm ein "H" auf dem Nummernschild zu: für "historisch". An seinem 50. Geburtstag hängten seine rund 30 "Mitläufer", als "Schrauber" verkleidet, Stefan Raetz ein Nummernschild um den Hals: "RAE-TZ 59 H".

Sie erteilten ihm sogar die TÜV-Plakette "HU 50". Ein Schelm, wer bei dem TÜV-Bericht am Bollerwagen Schlechtes denkt: "Geprüft: Stoßstange, Schmiernippel und Spritlager." Nicht nur seine politischen Wegbegleiter grüßten von ihrem Wagen: "Vivat Imperator Raetz". Der Bürgermeister von Rheinbachs Partnerstadt Steinschönau, Ota Raiter, und seine Frau Hedvika begleiteten Raetz im Blaumann. Sie waren eigens rund 800 Kilometer weit gefahren. Das Dreigestirn aus dem schleswig-holsteinischen Kronsgaard überwand immerhin 650 Kilometer, um Raetz zu bütze. Der Grund zudem: Eine Verwandte wohnt in Rheinbach.

Die Polizei-Eskorten hatten sich ebenfalls auf Karneval eingestellt. Das Motorrad trug das Kennzeichen "NRW 5-11", der Wagen "4 - 11 - 5". Vorne gab es fünf PS. Der Kommandant der Rheinbacher Stadtsoldaten, Willi Hohn, der mit seinen Pferden im Bonner Zug die Kanone "Dicke Pitter" zieht, saß auf dem Friesenpferd Sam. Hinter dem Schwarzen folgten zur besseren farblichen Unterscheidung seine Soldaten auf Schimmeln.

Eine Mademoiselle ließ sich prominent chauffieren: Hundedame Lilly. Die französische Bulldogge setzte sich auf dem Beifahrersitz eines Bagagewagens in Szene. Selbst die Lehrer outeten sich als Jecke. Elmar Gierdich folgte seinen als Mickey Mouse und Panzerknacker verkleideten Hauptschülern im Wagen "Entenhausen" zu Fuß als "Dago-Bank". Die Mitarbeiter des Hauses am Römerkanal punkteten mit dem Slogan: "Ü70 - Hier werden Sie geholfen".

Der Hospizverein zeigte sich doppelseitig mit einer "lachenden und krieschenden Seite". Die Feuerwehrleute aus Queckenberg kamen als Clowns. Der SPD-Ortsverein verteilte "rote Karten für Schwarz" und widmete sich dem Thema "Lustreisen". Heiße Krankenschwestern stammten aus dem "Rheinbacher Krankenhaus".

Die Musik ging ins Blut. Die "Cassellas", die Fidelia Wormersdorf, die Eifel-Dom-Bläser, das Narrencorps Blau-Gold und der Spielmannszug ließen das Schunkeln und Tanzen nicht abreißen. Auch die Prinzenwagen waren prominent besetzt. Die Oberdrees Am Ende war nicht nur die Anzahl von 40 Gruppen im Zug herausragend. In Rheinbach wurde so viel geworfen, dass nicht nur die achtjährige Lisa-Marie zwei Eimer voll hatte.

Närrische Bilder vom Zug in Rheinbach