1. Narren-News
  2. Vorgebirge

"Prinz zo sin" ist vielen zu teuer

"Prinz zo sin" ist vielen zu teuer

Tollitäten für den Karneval zu finden, wird für die Vereine im Kreis zunehmend schwieriger.

Bornheim/Meckenheim. Immer häufiger fehlen den Vereinen in der Region Prinzenpaare oder Dreigestirn. Die zeitintensiven Aufgaben sowie die Kosten schrecken einige Wunschkandidaten ab, Tollitätenpflichten zu übernehmen.

"Für viele ist es schwierig, aktiv in einen Verein eingebunden zu sein, Verantwortung zu übernehmen und auch noch Zeit hineinzustecken", sagt Gottfried Gratzfeld, Vorsitzender vom Bund Deutscher Karneval (BDK). Von teilweise 80 bis 90 Mitgliedern eines Vereins würden heutzutage nur sieben beim Auf- und Abbau bei Feiern aushelfen. So ziehe sich das Engagement bis in die größeren Aufgaben hinein.

Ein weiterer entscheidender Faktor seien die Kosten. Bei Kinderprinzenpaaren liegen die finanziellen Aufwendungen bei 2000 bis 5000 Euro, bei Erwachsenen ab 7000 Euro weit aufwärts. So bevorzugen einige Vereine das Dreigestirn, um die Kosten auf mehr Personen aufzuteilen.

In Bornheim hat das jecke Datum in dieser Session jedoch für einen kleinen Hoffnungsschimmer gesorgt: "Einen großen Aufschwung an Tollitäten gibt es dieses Mal, da viele extra auf den 11.11.11 gewartet haben", erklärt Gratzfeld. Bis auf Walberberg hat jeder Ortsteil Bornheims eine Tollität. "Es ist schade, aber kurzfristig sind in diesem Jahr aufgrund von Krankheit und Familie unsere Kandidaten abgesprungen. Ich hoffe aber auf nächstes Mal und bin da optimistisch", sagt Dieter Kremer (49) von der Vereinsgemeinschaft Walberberg.

In Waldorf ist die Freude bei Ortsvorsteher Josef Urfey (72) ganz besonders groß, da die Tradition des Kinderprinzenpaares gerettet ist. Sam I. und Michaela II. heißen die zwei jungen Majestäten. Zum dritten Mal hatte es 2010/11 keine Nachwuchs-Tollitäten gegeben. "Bei Kindern ist das meist noch schwieriger. Man benötigt das ?Ja' der Kinder und zusätzlich der vier Elternteile. Ich weiß nicht, ob es in der Zukunft nicht besser ist, auch nach Erwachsenen für ein Prinzenpaar zu schauen", so Urfey.

Ganz Meckenheim steht in dieser Session unter der Regentschaft eines Teenagers: Katharina I., die am Karnevalssonntag ihren 13. Geburtstag feiert, ist mit Pagin Mareike Kipper die zehnte Kindertollität. Und einzige Tollität der Stadt. Weder im Meckenheimer Prinzenclub noch in den Karnevalsgesellschaften der Stadtteile stellte sich für 2011/12 trotz der Schnapszahl ein erwachsenes Prinzenpaar zur Verfügung.

"In den vergangenen zwei Jahren hatten wir wohl Prinzenpaare, und auch für nächstes Jahr ist wieder eins in Sicht, aber dieses Mal hat nicht einmal das besondere Datum jemanden aus der Reserve gelockt", sagt Gabriele Stiebitz, Präsidentin des Meckenheimer Prinzenclubs. Das Phänomen sei keineswegs neu, nehme aber zu: "Auch früher gab es immer mal wieder Jahre ohne Prinzenpaar, aber es wird zunehmend schwieriger, jemanden zu finden."

Das führt die 59-Jährige zum einen auf das Arbeitsleben, zum anderen auf die gestiegenen Ansprüche innerhalb des Karnevals zurück: "Wer früher fest angestellt war, der konnte auf die Kulanz seines Arbeitgebers setzen und während der Session auch schon mal eher Feierabend machen", sagt die Karnevalistin.

"Heutzutage sind die Arbeitsplätze nicht mehr so sicher. Da überlegt man es sich zweimal, ob man seine wenige Freizeit ganz in den Karneval stecken will. Das Geld sitzt auch nicht mehr so locker, und die Prinzenwürde ist teurer geworden."

Ornate, Orden, Verzehr beim Ausgehen - "das summiert sich auf rund 15.000 Euro", schätzt Stiebitz. Insbesondere die inflationäre Vergabe von Orden, die acht bis zehn Euro pro Stück kosten, schlage dabei zu Buche.