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Zunächst steht die Bürgermeisterin alleine da

Zunächst steht die Bürgermeisterin alleine da

Mit vereinten Kräften erobern Prinzengrade, Stadtgarde und Stadtsoldaten den Verwaltungssitz in Meckenheim

Meckenheim. Das Rathaus von Meckenheim ist gestürmt, die Karnevalisten haben für die jecken Tage die Regierung der Stadt übernommen.

Mit Kanone, Gewehren und Karnevalsmusik marschierten die Prinzengarde, die Stadtgarde und das Meckenheimer Stadtsoldatencorps auf den Reginahof, um der Bürgermeisterin die Macht abzunehmen.

Doch etwas war anders als in den vergangenen Jahren: Die aktuelle Politik konnte man im alljährlichen Karnevalsritual deutlich spüren. Für die Ratsmitglieder stand kein Wagen zur Verteidigung bereit, und die erste Bürgerin der Stadt stand, als die Truppen der Karnevalisten schon in Sicht waren, alleine auf dem Balkon des Rathauses.

In einem neuen Kostüm - der grünen Uniform eines Meckenheimer Stadtgarde-Offiziers - rief die Bürgermeisterin: "Ich bin völlig alleine, wo ist denn meine Truppe hier oben?" Die Reaktion ließ auf sich warten, aber nach einigen Minuten erschienen Dieter Sossalla, Brigitte Kuchta, Josef Dunkelberg und Anita Orti von Havranek zur Unterstützung auf dem Balkon.

Doch vor der Tür des Rathauses, wo sonst immer der Verteidigungswagen gestanden hatte, herrschte gähnende Leere. Michael Rienermann (SPD), Peter Lingk (CDU) und andere Ratsmitglieder standen im Publikum. "Wir haben uns heute lieber unters Volk gemischt - wir sind ja Volksvertreter", so Rienermann.

"Nach der Haushaltsklausur ist die Begeisterung zur Verteidigung etwas geschrumpft", erklärte auch ein Mitglied der CDU-Fraktion. Aber die Garde-Offizierin auf dem Balkon gab nicht auf: "Und ihr da unten von der CDU-Fraktion, wollt ihr nicht ein bisschen helfen?"

Als die jecken Truppen um die Ecke bogen, verteidigten denn auch einzelne Stadtratsmitglieder mit Kamelle das Rathaus, und auf das Friedensangebot der Karnevalisten stieg Kempen - einiger Unterstützung nun sicher - nicht ein.

Die Anführer der drei Karnevalstruppen, Rainer Friedrich, Joachim Wolber und Hans-Erich Jonen sowie die Merler Prinzessin Julia I. und das Meckenheimer Kinderprinzenpaar Svenja I. und Fabian I bemühten sich zunächst im Wortgefecht, die Bürgermeisterin zur Machtübergabe zu überreden.

Und als die Bürgermeisterin - des Verteidigens müde - das Mikrofon den redeunwilligen Mitstreitern übergab und sagte, sie käme nun herunter, konterten die Karnevalisten: "Wer hat denn da oben wen im Griff, die Bürgermeisterin den Rat oder der Rat die Bürgermeisterin?"

Mit neuem Mut kam Kempen zurück. "Wir haben demokratisch abgestimmt, vier von uns fünfen wollen hier bleiben. Gegen Ratsbestimmungen kann auch die Bürgermeisterin nichts machen." Aus dem Publikum quittierte der ein oder andere mit: "Seit wann?" Nach einer halben Stunde war es dann aber soweit: Tollitäten und Kommandanten kletterten die Leitern hinauf und bützten die Politiker Schach matt.