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Rathäuser sind fest in Weiberhand

Rathäuser sind fest in Weiberhand

Die Möhnen übernahmen am Donnerstag im Kreis Ahrweiler die Macht. Sie bliesen bei strahlendem Sonnenschein zum Sturm auf die Rathäuser.

Bad Neuenahr. (mm) "Nur beim ersten Mal tut's weh", versprachen die neun Möhnengesellschaften der Kreisstadt, als sie am Donnerstag Guido Orthen als Bürgermeister zum ersten Mal im Rathaus entmachteten. Da halfen auch weder seine Verkleidung als Wild-West-Cowboy oder die Verstärkung im Rathaus-Saloon durch die drei Beigeordneten und die Fachbereichsleiter.

Die Herausgabe des Schlüssels wurde ihm jedoch durch Gaben versüßt. So brachten dem "Bürgermeister mit Herz und Seele" die Gimmiger Backeslämpchen ein Lebkuchenherz mit. Aber mit ihrer Parodie auf den "Drill in der Seniorenresidenz" auch auf ungewöhnliche Spar-Ideen.

Die Ahrweiler Piratinnen überreichten einen Tresor, damit die letzten Penunzen der Stadt sicher aufbewahrt sind. "Da passen unsere Schuldscheine rein", lachte Orthen. Dem Stadtchef, der zugab, nicht besonders gesund zu leben, überreichten die Hemmessener junges, nein frisches Gemüse. Er revanchierte sich mit Orden der Stadt, roten Rosen und jeweils 111 Euro für jede Gesellschaft.

Die Walporzeimer "Mädche", fesch im Dirndl, überreichten bayerische Spezialitäten, damit an Orthen "was dran kommt".

Auch die Ramersbacher Hexen vermissten einen anständigen "Stippeföttche"-Po und boten an, das Fett, das man ihnen absaugen könne, dem Verwaltungschef dann zu spritzen. Von jetzt auf gleich wurde Orthen nach Afrika entführt und musste bei den Heimersheimer Möhnen als Stammeshäuptling mittanzen. Da machte er eine genauso gute Figur, wie bei der Showeinlage von "Texas Lightning", die er mit seiner Mannschaft einstudiert hatte. "Nie im Leeve" würden die Verwaltungs-Cowboys ihre Stadt verlassen.

Remagen. (frv) "Ich stehe hier auf verlorenem Posten." Kleinlaut stand Bürgermeister Herbert Georgi auf den Rathaustreppen. Mit seiner Einschätzung lag das Remagener Stadtoberhaupt goldrichtig. Es ging allerdings nicht um kommunalpolitisches Geplänkel, um Haushalt oder "Alte Liebe". Vielmehr kapitulierte Georgi vor der Übermacht der Möhnen, die am Donnerstag das Verwaltungsgebäude am Marktplatz im Sturmlauf eroberten.

Da half es auch nicht mehr, dass Georgi die von Obermöhn Ingrid Efferz angeführte Weiberschar mit einem Geldgeschenk bedacht hatte. Zu sagen hat der zudem auch noch mit abgeschnittener Krawatte versehene Bürgermeister vorerst rein gar nichts mehr: Das Rathaus ist nämlich fest in Möhnen-Hand. Und die Damen genossen ihre neue Macht dann auch in vollen Zügen.

Mit Prinzengarde, Stadtsoldaten und den "Rhein-Klängen" waren sie zuvor auf den Markt gezogen und hatten mit Schunkelliedern jeden Rathaus- und Akten-Mief vertrieben. Selbst Narren-Regent Achim I., dessen Hochburg nur wenige Meter vom närrischen Geschehen entfernt lag, verhielt sich auffallend ruhig angesichts der 150 Remagener Möhnen, die in diesem Jahr übrigens ihren 75. Geburtstag feiern, dabei aber am Donnerstag alles andere als den Eindruck einer betagten Seniorengruppe machten.

Quasi als Amtsenthebungsgeschenk überreichte Ingrid Efferz dem Bürgermeister ein Foto, das einen von Stadtsoldaten abgeführten Georgi zeigt, nachdem der vor wenigen Tagen versucht hatte, den Narren ein Plagiat des Rathausschlüssels unterzujubeln. An diese Gräueltat wird sich das ertappte Stadtoberhaupt so noch lange erinnern können.

Sinzig. (lz) Das Rathaus am Kirchplatz wurde zum närrischen Rasthaus. Und trotz eilends eingebauter Zwischenwand im Foyer sickerten die Sinziger Möhnen erfolgreich in den Sitzungssaal ein. Auch dank prinzlicher Unterstützung. Sinzigs Tollität Michael I. hatte Gefolge und regimentsstarke Stadtsoldaten dabei.

Das kleine Prinzenpaar, Prinz Florian I. und Prinzessin Ann-Sophie I., verstärkten das Aufgebot ebenso, wie die Tollitäten der Caritas, Prinz Erich I. und Prinzessin Alessandra I.. Obermöhn Renate Jung und ihre Stadtmauremöhne stürmten überaus wohlwollend auf Stadtoberhaupt Wolfgang Kroeger zu. Hatten gar freundliche Geschenke dabei. So einen künstlerisch wertvollen "Wolfgang Kroeger in Öl".

Es handelte sich allerdings um eine Glasflasche mit Speiseöl, in der ein "knuddeliges Kroeger-Foto" ein dauerhaftes Ölbad nahm. Obendrauf gab es noch eine Fußmatte mit dem rheinischen Grundgesetz. "Wie können es uns nicht leisten, aber ihr bekommt ihn doch", so Sinzig Stadtoberhaupt bei der obligatorischen Überreichung des kleinen Schecks für die Möhne.

Die gaben sich eher handzahm. Ungemach für den entmachteten Stadtchef droht wohl am Sonntag, wenn Prinz und Stadtsoldaten nach der Narrenmesse das Rathaus stürmen. Denn dem prüfenden Blick von Prinz Michael war nicht entgangen, dass der Stadtchef völlig unordnungsgemäß ohne Prinzenorden im Ratssaal erschienen war. "Das wird teuer", so die Reaktion.

Bad Breisig. (lz) "Die frühe Möhn fängt den Bürgermeister." Dies gilt in Bad Breisig seit vielen Jahren. Denn kaum hat das Verwaltungsdomizil an Weiberdonnerstag seine Pforten geöffnet, stehen die jecken Wiever auf der Matte. Obermöhn Gisela Monien und ihre Schar rückten an, während die "Rathaus-Möhnen" den Sitzungssaal fein herrichteten.

Mit Sekt, Frühstück und netten Worten wie "Ihr Möhnen gehört zu Breisig, wie das Wasser und der Rhein", hatte der Verwaltungschef versucht, gut Wetter zu machen. Es nutzte nichts. Denn schönes Wetter gab es bei einer strahlend sonnigen Weiberfastnacht ohnehin. Nachdem die Damen sicher sein konnten, die Herrschaft über das Rathaus gewonnen zu haben, wurde in der Jahnhalle noch kräftig gefeiert.

Ringen. (jov) "Der Fischer und seine Frauen", so hieß es im Ringener Bürokraten-Gürzenich. Bürgermeister Achim Juchem, seine Beigeordneten sowie die Ortsvorsteher und Spitzenbeamten des Rathauses gingen als wackere Seeleute mit figurschmeichelndem Streifenhemd und Leichtmatrosenmütze auf Bützchen-Fang. Der Fischzug war überaus ergiebig, denn 140 Möhnen aus allen Ortschaften der Grafschaft waren in vollem Ornat einmarschiert, um mit geballter Frauenpower die lästige Regierung in die Schranken zu weisen.

Diesmal gelang es der Ringener Kinderprinzessin Sarah I., den Schlüssel zu erobern, ein passendes Beutestück zum 25-jährigen Bestehen der KG "Ringener Wendböggele". Ihr Dreigestirn mit Prinz Georg I., Jungfrau Wilhelmine I. und Bauer Günther I. ließ man ebenso hochleben wie das Nierendorfer Kinderprinzenpaar mit Prinz Dominik I. und Prinzessin Julia I..