1. Narren-News
  2. Bad Godesberg

Bützen müssen die Indianer noch üben

Bützen müssen die Indianer noch üben

Nach den "Jecken Familien aus Friesdorf" zieht als zweiter lockerer Familienverbund am Sonntag erstmals eine Fußgruppe vom Heiderhof im Godesberger Zug mit

Heiderhof. Noch ziemlich skeptisch hat Arvid die Erwachsenen im Blick, die sich im Partykeller eines Einfamilienhauses die pechschwarzen Perücken und Kostüme aus Leinen überziehen.

"Die wollen im Godesberger Karnevalszug als Indianer mitgehen. Ich will aber eigentlich was aus Star Wars werden", murmelt der Achtjährige, während Schwesterchen Nele sich von Mama eine Kriegsbemalung verpassen lässt.

Erste zaghafte "Alaafs" sind bei dieser Vorbesprechung aktiver Jecken zu hören. Einer schlägt vor, auch das Bützen schon mal anzugehen. Da nimmt Andreas Wendelborn erst mal leicht Abstand von der Truppe. "Tja, ich bin wie viele von uns aus Norddeutschland. Wir müssen erst mal auftauen", erklärt der Vater zweier Kinder sein Lampenfieber.

Das lässt Hausherr, Rheinländer und Indianerhäuptling Joachim Wiestrach gelten. Der Polizeibeamte hatte am 11.11. vergangenen Jahres bei einem abendlichen Elternstammtisch der örtlichen Grundschule seine "lockere Idee" eingebracht, den Godesberger Karnevalszug als die "Indianer vom Heiderhof" zu bereichern.

Schon seit ihrem Zuzug in den Höhenortsteil habe die Familie überlegt, dieses schwierige Vorhaben in einem, so empfand sie es, absolut nicht-karnevalistischen Gebiet umzusetzen. "Das erwies sich am Anfang als überhaupt nicht machbar", so Wiestrach, der auch an seinem Arbeitsplatz, der Bundespolizei, keine Fußgruppe auf die Beine gestellt bekam.

Beim Schulstammtisch war der Zuspruch unter den jungen Eltern dann aber unerwartet groß, sodass der spontan ernannte Häuptling Kontakt mit dem Godesberger Zugleiter Günther Rücker aufnahm. "Der hat uns total lieb behandelt und war platt, dass sich erstmals jemand vom Heiderhof für den Zug bewarb", blickt der Häuptling zurück.

Er habe sich über diesen neben dem Plittersdorfer Kanuclub einzigen diesjährigen Neuzugang sehr gefreut, kommentiert Zugleiter Rücker, der für die kommende Session auch endlich auf das Engagement von Schulen hofft. Ansonsten lebe der närrische Lindwurm ja vom Einsatz der Vereine. Bei den Fußgruppen sei auch der eine oder andere Kegelclub dabei.

Aber an losen Narrenteams gingen in Godesberg seit Jahren nur "Die jecken Familien" aus Friesdorf an den Start, so Rücker. Die "Indianer" hätten bei ihm einen guten Eindruck hinterlassen. "Sie müssen eine ordentliche Gruppe sein und nach was aussehen", lauten die Bedingungen. Dazu sind drei Euro Beitrag pro Person für Versicherungszwecke zu zahlen. Im Zug zu finden sein werden die Rothäute hinter den Kleffbotze, so die Planung.

Jetzt sei er mal gespannt, was die karnevalistischen Frischlinge vom Heiderhof am kommenden Sonntag ab 13.11 Uhr von der Kurfürstenallee an so drauf haben, meint der Zugleiter. Die "Indianer" planen bei ihrem Vorbereitungstreffen gerade das Logistische. Einige schreddern in ihren Büros schon kräftig Papier zu Konfetti. Der Kamellekauf will getätigt werden, "Strüssche wären auch nicht schlecht", sagt eine in der Runde. Nur müssten dafür Sponsoren her, gibt ein anderer zu bedenken.

Etwa 70 Euro müsse wohl jede Familie in das Vergnügen investieren, rechnet Häuptlingssquaw Ulrike, während die Indianerpänz Nina, Kantinka, Emelie, Miriam, David, Nele, Annalena, Lina und Joris auf Kriegszug durchs Haus toben. Da schließt sich nun auch Arvid an. Klein-Florian, ganze zehn Monate jung, schlummert friedlich, soll aber, wenn's dann richtig ernst wird, im Kinderwagen mit dabei sein. 30 Rothäute stark werden die "Indianer" antreten.

Anfangs seien noch mehr junge Familien von der Idee begeistert gewesen. Dann hätten sie jedoch Angst vor der eigenen Courage bekommen, erzählt Petra Wendelborn. "Wir gucken bei der Premiere erst mal zu, wie ihr das schafft", habe es geheißen. Was die "Indianer" nicht schrecken kann. Und bis Sonntag wird auch noch das Bützen geübt.