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Die Musik spielt vor dem Weißen Haus

Die Musik spielt vor dem Weißen Haus

"Gemeinschaftsproduktion Honnefer Karneval" und das Narrengericht sind einfach unschlagbar

Bad Honnef. (oro) Hey, Sonne. Schon mal was von Vertragserfüllung gehört? Bestellt, aber nicht erschienen. Buh. Dafür strahlten die Jecken bei der Narrenschau auf dem Rathausplatz um die Wette, schunkelten, wippten im Takt und bützten.

Und die Karnevalisten, na, die gaben ihr Allerbestes auf der Bühne und brachten die Freiluft-Gesellschaft so richtig in Schwung. Gleich zu Beginn die Honnefer Stadtsoldaten waren ein Kracher und zeigten, wo an diesem Samstagvormittag die Musik spielte: vor dem Weißen Haus.

Da hatte Literat Dieter Kock wieder ein gutes Händchen bewiesen. Überhaupt, alles stimmte, Speisen, Getränke und das Programm, durch das diesmal Heinz Arenz von den Löstigen Geselle führte. Der Präsident hatte auch aus seiner KG Unterstützung dabei: das Kindertanzcorps.

Von der Großen Selhofer KG wirbelten gleich drei Gruppen über die Bretter: die Rasselbande, das Tanzcorps und die Old Stars, und sie wurden genauso begeistert gefeiert wie der Musikzug "Frei Weg" aus dem südlichen Stadtteil Honnefs.

Die Ziepches Jecke steuerten zu dieser "Gemeinschaftsproduktion Honnefer Karneval" ihren "Exportschlager" bei, ihr Tanzcorps. Und während draußen alles wie am Schnürchen klappte und Gerd Papenbrock, der Vorsitzende des Festkomitees Bad Honnefer Karneval, hochzufrieden sein konnte, wurde es hinter den Rathaus-Mauern ernst.

Wer nicht aufpasste, fand sich unversehens vor den Schranken des Gerichts wieder. Die Verhaftungswelle rollte mit Hochdruck. Was war das denn? Vizebürgermeister Klaus Munk von der SPD schnappte sich schnell noch die karnevalistische Festmontur in Blau-Weiß von Büb Brodesser, ehe er auf der Anklagebank Platz nahm.

Richter Jochen Carsten: "Starker Tobak, dass ein Roter sich blau verkleidet, so dass man das Schwarze nicht sieht." Trotzdem zeigte er sich am Ende milde: "Freispruch. Aber solche Fisimatenten mögen wir hier nicht." Vorher hatte Verteidiger Karl-Josef Jakobs dem Angeklagten beigestanden: "Er ist auf dem Wege der Besserung, er war rot, jetzt ist er blau."

Na bitte. Aber künftig sollte Munk besser auf sein jeckes "Outfit" achten. Denn ein anderer musste für den Klamottentausch bluten. Staatsanwalt Peter Endler warf sogleich Büb Brodesser ein "großes Täuschungsmanöver" vor. Schließlich forderte der Richter: "9,99 Euro als Spende.

Und wenn Sie den bunten Raben mitnehmen, 19,99 Euro." Einige Raben-Bilder hatte Maler Alfred Kreutzberg fürs Gericht gestiftet. Das wird in dieser Besetzung nicht wieder tagen. Lag es daran, dass die Häscher erstmals ein Prinzenpaar vor den Richter zerrten?

Die "Hussmeister" kommen davon Auch die Hussmeister vom Bundesdaach, Axel Foppen und Frank Fander, standen vor dem Narrengericht. Aber weil sie ihre Erlebnisse auf schönste Weise vortrugen, gab es keine Anklage.

"Das ist ein Sonderfall", so Verteidiger Jakobs, noch ehe der Staatsanwalt ein einziges Wörtchen sagen konnte. Vielleicht lag es ja an dem himmlischen Beistand, den Foppen vor der Brust hat: den Orden der Großen Kölner KG, ein aufklappbares Dom-Portal. Und Richter Carsten erkannte neidlos an: "Ihr werdet von Jahr zu Jahr besser."Prinz Helmut II. und seine Aegidia Uschi I. Bei solcher Respektlosigkeit wurde selbst dem "Dreigestirn" von der Strafkammer mulmig. Der Richter: "Wir erheben uns von den Plätzen." Der Staatsanwalt: "Wir verzichten auf eine Anklage." Der Verteidiger: "Ich plädiere für Freispruch."

Carsten: "Der erste Fall von Freispruch ohne Anklage." Aber das Prinzenpaar drehte den Spieß um: "Wir werden Buße tun und für alle draußen ein Lied vortragen. Aber das Gericht wird dazu verdonnert, mitzusingen." Herrlich. Das Prinzenpaar stürmte auf die Bühne.

Die Minis tanzten, mittendrin Kinderprinzessin Annika I., die mit Prinz Philipp I. auch ein Lied sang. Wow! Und dann löste Seine Majestät sein Versprechen ein: "Ich fang dir den Mond mit dem goldenen Lasso ein."

Welch ein Jubel. Angesichts der Gewalt und Alkoholexzesse in Karnevalsmetropolen mahnte die Tollität: "Es liegt an uns, dass es nicht passiert. Wir müssen Jugendlichen Rahmenbedingungen geben. Lasst sie in Vereinen tanzen und spielen."