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"Kölsche Mess" mit Auflagen aus Köln

"Kölsche Mess" mit Auflagen aus Köln

Am Sonntag gibt es wieder einen Gottesdienst für Karnevalisten - Jecke Melodien erst nach dem Segen

Bad Honnef. Kurz nach Aschermittwoch 2008 musste Pfarrer Herbert Breuer zum "Rapport". Der Studiendirektor: "Ich war eingeladen zum Gespräch beim Erzbistum." Thema: die "Kölsche Mess". Diese Gottesdienste in Mundart in der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist erfreuen sich seit 16 Jahren großer Beliebtheit. Selbst die Stehplätze sind knapp.

Die Kirchgänger mit Karnevalsorden um den Hals müssen sich nicht sorgen. Am Sonntag um 11.30 Uhr wird sie erneut stattfinden. Die meisten Besucher werden die geringfügigen Änderungen nicht mal bemerken.

Diese Messen in der rheinischen Sproch hatten ja nicht nur Anhänger. Körbeweise gingen beim Generalvikar nach jeder Session Beschwerdebriefe ein. Breuer: "Eine Kommission erarbeitete daraufhin einen Kompromiss." Damit wurde die Mundartmesse gewissermaßen abgesegnet.

Fakt ist: "Seit Kardinal Höffner waren die Mundartmessen verboten. Das wusste aber keiner." Generalvikar Dominik Schwaderlapp und Monsignore Robert Klein, Leiter des Seelsorgeamtes beim Erzbistum, der früher in Honnef Kaplan war, baten Herbert Breuer, diese Übereinkunft mitzutragen. Kein Problem für den Rektor der Anna-Kapelle.

"Die Kerngebete müssen auf Hochdeutsch sein. Das habe ich aber nie anders gemacht." Die Lesungen und das Evangelium werden nach der hochdeutschen Version "in Mundart kommentiert". Das ist neu. Und vielleicht ist es für "Immigranten" ja gar nicht so schlecht, quasi die "Übersetzung" mitgeliefert zu bekommen.

Nicht erlaubt sind kölsche Melodien innerhalb der Messe. "Aber nach dem Segen dürfen wir sie singen." Herbert Breuer "brennt" für diese Mundart-Messen. "Das sind sehr intensive Gottesdienste. Da wird heftig gebetet. Die Phasen der Stille sind imposant. Wenn ich sage: ,Losst uns bedde.'

Kölsche Mess "Schuld" an den Mundartmessen hatten kfd-Frauen. Die kündigten ihrem Pastor vorsorglich an, am Donnerstag aber nicht zur Frauenmesse erscheinen zu können. "Wir haben keine Zeit. Da ist Weiberfastnacht, und da müssen wir uns noch umziehen."

Der Pfarrer hatte die Lösung: "Dann kommt doch verkleidet zur Messe. Anschließend könnt Ihr feiern." Und dann hielt der Seelsorger auch gleich den Gottesdienst in der rheinischen Sproch.Dann wird es ganz still in der Kirche. Die rheinische Sprache spricht die Menschen unmittelbarer an und ermöglicht eine Religiosität, für die die hochdeutsche Sprache oft Hindernis ist, sie ist sehr emotional."

Es ist eben einfach ergreifender, wenn es bei den Erbarmungsrufen "Hillef Herrjott, hillef" statt "Herr, erbarme Dich" heißt. Es geht unter die Haut. Geradezu Bekehrungsimpulse kann der Geistliche erkennen. In den 27 Predigtordnern, die sich in seiner 40-jährigen Tätigkeit angesammelt haben, hat er auch Dankschreiben abgeheftet.

Da wird von einem "wunderbaren Erlebnis ansteckender Spiritualität" geschrieben. Ein Anhänger von der ersten Stunde an notierte: "Sie haben mit der Idee der ersten “Kölschen Mess„ die Menschen einfach da abgeholt, wo sie waren." Eine Skeptikerin: "Ich hatte mir zunächst nicht vorstellen können, dass es genügend fromm zugehen würde.

Aber dann war ich bekehrt." Ein anderer Besucher verglich diese Messe mit "vielen Schritten hinauf auf einem hell glänzenden, vielfarbigen Regenbogen". Vielfarbig präsentieren sich auch die Gottesdienstbesucher. Die Mitglieder der Gesellschaften kommen in ihrem Ornat.

Herbert Breuer: "Wir machen keine Vorschriften. Aber unsere Besucher sind geschmackssicher, was die Kostümierung betrifft. Wir halten keine Karnevalsmessen, sondern Gottesdienste für Karnevalisten."