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Und wieder fließt der Alkohol

Und wieder fließt der Alkohol

Party am Rheinufer: Die große Limoflasche kreist: Fünf Jugendliche sitzen auf der Wiese am Rheinufer und feiern Wieverfastelovend. Lautstark grölen sie das Fliegerlied "So ein schöner Tag". Nüchtern, das ist offensichtlich, sind sie an diesem Nachmittag nicht mehr.

Beuel. Party am Rheinufer: Die große Limoflasche kreist: Fünf Jugendliche sitzen auf der Wiese am Rheinufer und feiern Wieverfastelovend. Lautstark grölen sie das Fliegerlied "So ein schöner Tag". Nüchtern, das ist offensichtlich, sind sie an diesem Nachmittag nicht mehr. Denn in der Flasche ist nicht nur das drin, was drauf steht. Die Limo ist mit Wodka aufgefüllt.

Eine 16-Jährige sagt: "Ist doch normal, sonst macht Karneval keinen Spaß." Den haben die fünf Freundinnen sichtlich. Nicht so eine 13-Jährige. Ihr ist übel. Helfer des Event-Sprinters - ein suchtpräventives Projekt der Stadt, der Caritas und des Diakonischen Werks - eilen zu Hilfe. Weil die Eltern des Mädchens nicht zu erreichen sind, rufen die Mitarbeiter einen Rettungswagen.

Die 13-Jährige, so berichtet Marion Ammelung, Leiterin der Fachstelle für Suchtprävention, hätte eigentlich gar nicht mehr trinken wollen - und es dann doch getan, obwohl sie schon reichlich Alkohol im Blut gehabt hätte. Ammelung: "Insgesamt aber trinken die jungen Leute kontrollierter als letztes Jahr."

Zahlreiche leere Bier- und Schnapsflaschen, jede Menge Scherben auf der Rheinpromenade sowie viele sichtbar angeschlagene junge Menschen vermitteln ein anderes Bild. Trinken bis der Arzt kommt. "Es wird mehr getrunken", sagt ein Polizeibeamter, "vor allem von den 14- bis 16-Jährigen." Dem Trick, Alkohol in Wasser- oder Colaflaschen zu kippen, weiß er zu begegnen: Er zeigt den Jugendlichen ein Alco-Test-Gerät und fragt, ob sie freiwillig pusten wollen oder den Inhalt ausschütten wollen. "Die meisten haben Letzteres getan", sagt der Beamte.

Die Meinungen über die trinkenden Jugendlichen sind dennoch geteilt. So glaubt eine Mitarbeiterin des städtischen Ordnungsamtes, dass viele vernünftiger mit Alkohol umgehen als in den vergangenen Jahren. Das unterstreicht ein 16-Jähriger im gelben Dortmund-Trikot: "Ich habe drei Bier und drei kleine Feiglinge getrunken, Karneval gefeiert und natürlich die Meisterschaft. Jetzt ist's genug."

Wenig später kümmern sich zwei Beschäftigte des Ordnungsamtes und ein Polizist um eine 19-Jährige, die nicht mehr stehen kann und sich am Boden krümmt. Freunde versprechen, sie nach Hause zu bringen. Bis 15 Uhr kontrollieren Stadt und Polizei 380 Jugendliche und vernichten 137 Flaschen Alkohol.

Ein Ärgernis für die Anwohner bleibt, dass viele die Grünanlagen und Hauseingänge als Toiletten missbrauchen. Bereitschaftspolizisten aus Wuppertal gehen zwar mal gegen einen jungen Mann vor und schreiben eine Anzeige, schauen aber sonst mehr oder weniger weg. "Wir können nicht gegen jeden, der seine Notdurft verrichtet, einschreiten", sagt ein Beamter. Zumal es sich in Bonn noch im Rahmen halte. "In Köln ist es viel schlimmer."