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Zöpfe belegen Existenz der Roten Hexen in Pützchen vor dem Krieg

Zöpfe belegen Existenz der Roten Hexen in Pützchen vor dem Krieg

Hannelore Lüdorf ist eine Nachfahrin der Roten Hexen - Das Damenkomitee spaltet sich in den Dreißigern von den Sebbeschlagsmöhne ab - Westen und Bischofsmützen dienen als Kostüme

Pützchen. Ihre magische Ausstrahlung währte nur wenige Jahre, und doch liegt auch heute noch etwas vom Zauber der Roten Hexen über dem Ort. Hannelore Lüdorf war eine dieser jecken Wiever - jedenfalls beinahe, denn ihre Mutter Lilli Arenz nahm sie als Jugendliche immer zu den Veranstaltungen mit. Um so mehr staunte Lüdorf, als das Damenkomitee Fidele Reisetanten zum 77-jährigen Bestehen von der Gründung der Roten Hexen im Jahr 1962 berichtete.

"Uns hat es doch schon vor dem Zweiten Weltkrieg gegeben", sagt die 82-Jährige beim Gespräch in ihrem Wohnzimmer. Die Worte kommen fast vorsichtig über die Lippen, denn sie will nicht für neuen Streit sorgen. "Aber ich will das Andenken unserer Mütter hochhalten", so Lüdorf. Es stimme wohl, dass sich Anfang der 60er Jahre eine Karnevalsvereinigung unter dem Namen Rote Hexen gegründet habe. "Der alte Stamm aber waren wir", meint Lüdorf.

1927 hatte sich das Damenkomitee Sebbeschlagsmöhne - genannt nach einer Gemarkung auf den Pützchener Wiesen - zusammengefunden. "Die Sitzungen haben immer in der Kneipe vom Webers Traud stattgefunden", erzählt Lüdorf. Heute befindet sich in Räumen eine Zweigstelle der Volksbank. Dann sei einigen Mitgliedern der Saal zu klein geworden, und sie hätten für den heute nicht mehr existierenden Raum gegenüber der Kirche plädiert. "Viele haben aber der Wirtin die Treue gehalten, und so gab es zwei Lager." Deshalb hätten sich die Roten Hexen von den Sebbeschlagsmöhne abgespalten.

Dass dies vor dem Zweiten Weltkrieg geschehen sein muss, belegt sie mit ihrem Fotoalbum. "Hier auf dem Bild von der Teilnahme der Hexen am Weiberfastnachtszug in Beuel habe ich noch Zöpfe, und die musste ich für meine Lehre 1937 abschneiden", erinnert sich die gelernte Hutmacherin. Deshalb liege das Gründungsdatum der Hexen wahrscheinlich Mitte der 1930er Jahre. Woher der Name kommt, weiß Lüdorf nicht. Nur noch, dass ein Teufelchen mit Dreizack die Künstler zur Bütt geführt hat. "Als Kostüme haben die elf Mitglieder Westen und Bischofsmützen mit roten Pailletten getragen", sagt Lüdorf, die 1949 der Liebe wegen nach Ründeroth zog und 1981 wieder nach Pützchen kam.

Für die Trennung der Roten Hexen kurz nach Kriegsende habe es keinen richtigen Grund gegeben. "Der Zusammenhalt war nicht mehr der gleiche", meint Lüdorf. An den Ruhm ihrer Vorgängerinnen konnten die Roten Hexen der 60er Jahre nicht heranreichen. Lediglich die kurze Phase der Existenz ist beiden gemeinsam.