1. Narren-News
  2. Bonn

Vom Mauspfad zur Springmaus

Vom Mauspfad zur Springmaus

Seit 1974 wird die Auszeichnung in Bonn verliehen - Diesmal geht sie an Guido Westerwelle und Norbert Alich

Bonn-Zentrum. Martin Bangemann, Bernd Stelter, Hans-Dietrich Genscher oder Konrad Beikircher: Die Liste der Preisträger, die bis heute in der Karnevalszeit den Mäuseorden verliehen bekommen haben, ist lang. Seinen Ursprung hatte alles in einer winzigen Bonner Straße - dem Mauspfad.

Dort befindet sich seit 1969 das von Claus Marteau gegründete Euro Theater Central. Was lag also näher, den Orden für Persönlichkeiten, die mit einem Augenzwinkern durchs Leben gehen, nach dem Namen dieser Gasse zu benennen. "Der Orden ist natürlich angebunden an den Karneval und die Bonner Tradition", sagt die jetzige Theaterchefin Gisela Pflugradt-Marteau.

1974 fing alles an, als der gern gesehene Theatergast Hermann Pfattheicher die Idee zum Orden hatte. Jahr um Jahr kam der Große Rat mit Bürgermeister Eberhard Hönig als Vorsitzenden und Marteau als Kanzler zusammen. Weitere Ratsmitglieder waren die damaligen Stadtverordneten Jürgen Rosarius und Horst Bachmann - heute Festausschusspräsident.

Vor maximal 45 Gästen lief die Zeremonie in dem kleinen Theater ab. Hinterher gab's Tanz beim Mäuseball. Einmal war es so voll, "da habe ich Angst gehabt, dass die Leute die Beine an den Kopf kriegen", sagt Pflugradt Marteau. Bachmann kann sich noch an den Auftritt von Willy Millowitsch 1984 erinnern.

Der brachte eine Kassette mit, um Musikbegleitung für sein "Ich bin 'ne kölsche Jung" zu haben. "Der hatte die Kassette aber nicht zurückgespult", sagt Bachmann. Und so erklang dreimal hintereinander Musik von Willi Ostermann. Und Millowitsch fluchte. Der Begriff Mäuseorden kommt aber nicht nur von dem Sträßchen.

"Ein weiterer Aspekt ist, dass für unsere kulturelle Vielfalt nicht nur die großen Bühnen mit ihren großen Namen wichtig sind, sondern dass auch die vielen kleinen grauen Mäuse, die neben ihnen bestehen müssen, manch Sehenswertes zeigen - ihre Bedeutung haben", so Pflugradt-Marteau.

Ende der 80er Jahre ist die Verleihung eingeschlafen. An der Wiederbelebung vor vier Jahren war dann Andreas Etienne von der Springmaus beteiligt, der selbst einmal Techniker im Euro Theater war. Der Kabarettist hatte Bachmanns Mäuseorden gesehen und meinte daraufhin, dass man ihn wieder einführen sollte.

Das kleine Theater am Mauspfad ist allerdings heute zu klein. So findet die Verleihung vor 200 geladenen Gästen mittlerweile in der Springmaus statt. Jedes Jahr geht an ein Orden an einen Vertreter von Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft oder Politik sowie einen von Karneval, Kabarett oder Theater.

So erhalten am 22. Januar FDP-Bundesvorsitzender Guido Westerwelle und der Bonner Kabarettist Norbert Alich das Kreuz mit der kleinen Maus in der Mitte. Von beiden wird eine "humorige und intelligente Rede erwartet", sagt Bachmann.

So steht noch heute das Euro Theater ( www.eurotheater.de) Pate bei der Veranstaltung. Am Mauspfad wird täglich außer montags gespielt. Das Ensemble mit 25 Schauspielern hat derzeit 15 Stücke im Repertoire.