Schmissige Senioren-Combo und Lasso schwingende Damen
Sitzungen, Mundartmessen und ein närrischer Frühschoppen: In den Bonner Stadtteilen dreht sich von früh bis spät alles um den Karneval
Lengsdorf. (me) Die Parksituation rund um das Bürger- und Vereinshaus war am Samstagabend schwierig, weit und breit kein freier Platz. Im Saal tummelten sich die Jecken, um sich beim bunten Abend "Kleen Kermes in Lengsdorf" des Gesangvereins Liederkranz auf die närrische Zeit einzustimmen. Zwar waren noch längst nicht alle Gäste verkleidet, doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch.
"Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz, der Saal ist ausverkauft", sagte Liederkranzvorsitzender Hans Josef Schmitz und freute sich. Die kleine Kirmes hat in Lengsdorf lange Tradition: Nach dem Krieg fanden unter diese Motto Faschingsbälle statt. Im vergangenen Jahr veranstaltete der Liederkranz erstmals wieder einen solchen Abend - mit Erfolg.
Eine Bühnendarbietung - von Gesang über Tanz und Büttenreden bis hin zum Besuch des Prinzenpaares - folgte der anderen, das Publikum kam bis weit nach Mitternacht voll auf seine Kosten. Auf der Bühne standen etwa die "Drei Tenöre" der KG Bad Breisig, fünf Lasso schwingende Damen sowie das Trio Dietzler. Nachher wurde weitergefeiert. "Solange die Stimmung gut ist, bleiben wir", sagte Geschäftsführerin Gertrud Schneider.
Graurheindorf. (gts) Wie Karneval und Kirche unter einen Hut passen, zeigten am Samstag die Rhingdorfer Junge un Mädche. Bereits zum fünften Mal luden die Jecken aus dem Bonner Norden zur Mundartmesse in die Kirche Sankt Margareta ein. Pater Bernd Kremer zelebrierte die Messe und hielt dabei auch seine Predigt auf rheinisch.
Es wurden auch eigens für die Kirche umgetextete Karnevalslieder gesungen. "Wir wollen damit demonstrieren, wie gut hier bei uns in Rheindorf Kirche und Karneval miteinander harmonieren", sagte Herbert Kambeck, Erster Vorsitzender des Karnevals-Clubs Rhingdorfer Junge un Mädche. "Beide gehören zu unserem Leben einfach dazu."
Ippendorf. (gts) Auch die Ippendorfer zog es am Wochenende in die Kirche. Zum 40-Jährigen im Karneval wagte der Pfarr-Cäcilien-Chor Sankt Barbara erstmals das Experiment einer Mundartmesse. "Die Leute kommen schon so lange zu unseren Karnevalssitzungen", berichtete Günther Besseler, der für die Gestaltung der Messe zuständig ist.
"In diesem Jahr gibt es sogar zwei Sitzungen bei uns, weil im vergangenen Jahr bereits eine Woche nach der Sitzung 400 Vorbestellungen für Sitzplätze vorlagen." Und solch ein karnevalistischer Erfolg müsse natürlich auch in der Kirche gefeiert werden, beispielsweise mit dem großen Repertoire an rheinischem Liedgut des Chors. Pater Bernd Kremer hielt "en Prädich".
Dottendorf. (gts)Ein wenig eng, aber dafür umso gemütlicher ging es im Gewölbekeller der Dottendorfer Burg zu, der Heimat der KG Dottendorfer Burgwächter. Zum karnevalistischen Frühschoppen stiegen außer den Dottendorfer Narren auch befreundete Tollitäten die alte Kellertreppe hinunter.
Die Tanzmäuse der Burgwächter zeigten ihre einstudierten Tänze. Prinz und Bonna mit Gefolge gaben sich die Ehre, schunkelten mit den Dottendorfern um die Wette. Besonders großen Anklang fand der Auftritt der "Dilledöpp" und der Prinzengarde Weiss-Rot Röttgen, die mit ihren Tänzen die Zuschauer begeisterten. Den krönenden Abschluss machte ein von allen gesungenes "Rheinlandpottpurri".
Buschdorf. (voj) Wie harmonisch und facettenreich Karnevalslieder klingen können, bewies am Freitag der Röttgener Gospelchor Thom's Glory Singers, der den 120 Jecken im Buschdorfer Pfarrheim ein ungewöhnliches Ständchen brachte.
Die Röttgener Hobbysänger waren schon zum zweiten Mal zu Gast bei der Sitzung der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) und sind längst gern gesehene Freunde. Auch sonst ließen sich viele alte Bekannte auf der Bühne blicken, darunter die Buschdorfer Charly's, die Golden Girls und Pfarrer Alfred Hausen, der wie immer eine zeitkritische Büttenrede im Gepäck hatte.
Prinz und Bonna sowie die Buschdorfer Prinzessin Gerda I. ließen sich ebenfalls nicht lumpen und statteten der Frauengemeinschaft einen Besuch ab. Schließlich ist die schöne Sitzung in Buschdorf bereits legendär. Wegen der großen Nachfrage müssen die kfd-Frauen und ihre Männer mittlerweile sogar zwei Termine anbieten und feiern deshalb am kommenden Freitag das Ganze noch einmal.
Das Programm der Damen von Sankt Aegidius ist so gut, dass in jedem Jahr wieder neue Laienkünstler daran teilnehmen möchten. Diesmal trat daher erstmals die Buschdorfer Senioren-Combo ins Rampenlicht und riss mit schmissiger Stimmungsmusik ihr Publikum gleich zu Anfang von den Stühlen. Sogar zwischen den Nummern wurde es nie langweilig.
Die schlagfertige Sitzungspräsidentin Marion Hentschel führte zum elften Mal munter durch das Programm und erntete Lacher und Applaus. Für so eine schwungvolle Sitzung gab es aus Buschdorf für die kfd-Frauen von allen Seiten Lob und auch jede Menge Bützchen - davon nach alter Buschdorfer Sitte sogar immer gleich drei.
