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Sonnesching zum Start ins Jubiläumsjahr

Sonnesching zum Start ins Jubiläumsjahr

Das ganze Kinderheim Pauline von Mallinckrodt geht im Rosenmontagszug mit

Siegburg. Die Prognosen für den Rosenmontag stehen schlecht. Die Meteorologen haben Wolken und - viel schlimmer noch - Regen angekündigt. Dass den Jecken in der Kreisstadt dennoch die Sonne scheint, ist gewiss.

160 Wolsdorfer ziehen am Montag durch Siegburg und wollen die Zuschauer zum Strahlen bringen. Kinder, Schwestern, Erzieher und Mitarbeiter des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt tragen Knallgelb und treten als irdische Vertretung des Tagesgestirns an.

Erstmals gehen sie samt Heimleiterin Schwester Matthäa Held im Rosenmontagszug mit. Der jecke Umzug ist der Anfang einer ganzen Reihe von Festen. Das Wolsdorfer Kinderheim feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen.

Der närrische Auftakt des Jubiläumsjahrs lag auf der Hand, ist Schwester Matthäa doch ein waschechter Karnevalsjeck. Am Elften im Elften geboren, beginnt für die Ordensfrau jeweils an ihrem Geburtstag die schönste Zeit des Jahres.

So gehen die Heimkinder seit Jahren im Wolsdorfer Zug mit. Im Jubiläumsjahr wollte es die Heimleiterin ein wenig größer. Da musste schon der Rosenmontagszug der Kreisstadt her.

So reiht die 160 Sonnen starke Heimtruppe sich am Montag an 25. Stelle in den närrischen Lindwurm ein.

Emsig haben Kinder, Schwestern und Heimmitarbeiter in den vergangenen Monaten auf den Tag hingearbeitet. Dabei haben sie sich ein großes Ziel gesetzt: "Wir machen alles selbst. Das hat die Gruppe ungemein zusammengeschweißt", sagt Schwester Matthäa. Jeder hat mit angepackt.

Nach den Sommerferien hatte Nähschwester Angelika sich ans Werk gemacht und nur noch Gelb gesehen. Einen halben Kilometer Stoff verwandelte sie in Sonnenkleider. Bis spät in die Nächte brannte in der Nähstube das Licht.

Tatkräftige Unterstützung fand Angelika in der Wolsdorfer Frauengemeinschaft. Die Damen griffen zu Nadel und Faden, schneiderten 160 Kostüme, schnitten 1 600 Sonnenstrahlen aus, bügelten und kettelten sie aus.

Die rund 100 Mädchen und Jungen des Heims bauten der großen Fußgruppe einen Wagen. "Wir haben einen riesigen Luftballon mit Zeitungspapier beklebt und anschließend gelb angemalt", sagt Sandy. Das acht Jahre alte Mädchen gehört zur Gruppe 1, die eine große Sonne gebastelt hat.

Der gelbe Feuerball prangt auf einem ebenfalls gelben Handwagen. Die Tagesgruppe des Heims hat die Puppen gemacht, die um die Sonne tanzen. "Es war ganz schön schwer, die Figuren auszuschneiden", sagt Domenic. Stolz berichtet der Achtjährige davon, wie sie die Figuren angemalt und dann auf den Wagen geklebt haben. Hausmeister Hans Haaks half mit Rat, Tat und Werkzeug aus.

Geschäfts- und Privatleute haben mit Sach- und Geldspenden für reichlich Wurfmaterial gesorgt. So können Schwester Matthäa und ihre Schützlinge mit vollen Händen süße Leckereien unters Narrenvolk streuen.

Kamelle sind indes nicht das einzige, mit dem die Kinderheim-Truppe Freude schenken will. Die Wolsdorfer Sonnenkinder singen und tanzen während ihres Marsches durchs jecke Siegburg ihr eigenes Jubiläumslied. Die Melodie liefert ein Toni-Marshall-Song, der Text stammt aus Schwester Matthäas Feder.

Den passenden Rosenmontags-Tanz hat Erzieherin Janine Schäfer mit der Gruppe einstudiert. "Wir haben stundenlang auf unserem Hof geprobt", sagt Schwester Matthäa.

Ob der Sonnentanz der Wolsdorfer Petrus milde stimmen kann, wird sich zeigen. "Wir lassen uns auch von Regen den Spaß nicht verderben", sagt Schwester Matthäa, die das jecke Feiern doch so liebt. Dem Nass von oben setzt ihre Truppe eine Fröhlichkeit entgegen, der sicherlich niemand widerstehen mag, können die strahlenden Gesichter es doch allemal mit dem Sonnenschein aufnehmen. Und mittendrin singt, tanzt und lacht der Oberjeck des Kinderheims: Schwester Matthäa.