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Die lange Zeit des Fastens hat begonnen

Die lange Zeit des Fastens hat begonnen

Wehklagen und Trauermusik beim Auswaschen der Geldbörsen am Bornheimer Rheinufer

Bornheim. Also gut, nein schlecht, auch der bekennendste Karnevalist muss ein Einsehen haben, erst einmal ist alles vorbei. Mit Wehklagen bei Trauermusik ging am Mittwoch die Session zu Ende. Im Herseler Rheinufer trafen sich die Bornheimer Narren aus sieben Ortschaften, um gemeinsam Abschied von der fünften Jahreszeit zu nehmen.

Sieben Ortschaften mussten es sein, denn sieben Tollitäten regierten dieses Jahr im Bornheimer Karneval. Und beim dritten Auswaschen, was somit zur rheinischen Tradition geworden ist, wollten natürlich alle dabei sein. Schwarz gewandet, die Damen zum Teil mit Schleier, die Herren in Frack und Zylinder, zog die Trauergemeinschaft zum Rheinufer. Dumpf ertönten die Paukenschläge von Martin Franen an der dicken Trumm. Wehklagen und Jammern lag in der Luft, es war eben Aschermittwoch.

Nur noch leere Portemonnaies hatten die gebeutelten Jecken der Vorgebirgsstadt Vater Rhein anzubieten, die letzten Groschen für das abendliche Fischessen hat der eine oder andere vielleicht noch in der Kaffeetasse aufbewahrt. Bürgermeister Wolfgang Henseler stülpte die leere blecherne Stadtkasse um - nur ein Narr könnte glauben, dass dort noch Reichtümer zu finden gewesen wären. Aus den ledernen Geldbörsen ergossen sich nur bunte Konfettistücke in die Fluten - und Tränen der liebreizenden Prinzessin Barbara.

Nachdem die Börsen gewaschen, die Tränen vergossen und der Frack wieder gerade gerückt worden war, zog die närrische Trauergemeinde gemeinsam ins Bootshaus ein, um des ach so plötzlich entschwundenen Freund Carnevalis zu gedenken. Und mit dem Portemonnaie-Auswaschen zieht auch im Vorgebirge ein Brauch die Karnevalisten in seinen Bann, der nicht auf die 1823 gegründete Kölner Karnevalsgesellschaft zurück zu führen ist.

Viele Bräuche entwickelten sich nicht nur im Rheinland im Laufe der Jahrhunderte. Dazu gehört auch das Auswaschen der leer gefastnachteten Geldbeutel. Anschließend sichtbar am Zaun oder auf der Wäscheleine zum Trocknen aufgehängt, sollten die Portemonnaies die neue Barschaft anziehen und dafür sorgen, dass für den Rest des Jahres genug Geld für Lebensunterhalt und Vergnügungen zur Verfügung stehen.

Doch auch in weiteren deutschen Landen steht das Brauchtum vor der Fastenzeit hoch in der Gunst der Menschen. In Norddeutschland schlugen sich die Menschen an Aschermittwoch einst gegenseitig mit grünen Wacholder- oder Fichtenreisern an die Waden. Das sollte Glück bringen. Mancherorts glaubten die Menschen auch, auf den Acker gestreute Asche bringe mehr Fruchtbarkeit als drei Tage Regen und drei Tage Sonnenschein zusammen.

Oder, wer am Aschertag seinen Hühner- und Viehstall gründlich ausmistete und anschließend Sand oder Asche hineinstreute, glaubte damit Krankheit und Unheil von seinen Tieren fern zu halten. Eigentlich ganz einfach, denn auch im Hühnerstall gilt es, Hygiene zu halten. Im alten Bayern war es ebenfalls Brauch, dass der Bauer am Aschelmigga die Bäuerin zu Bier und Fastenbrezen ins Wirtshaus ausführte. Daraus ist dann Im Rheinland wohl das Fischessen entstanden.

Und in manchen Orten der Pfalz fanden sich die Frauen zum so genannten Weiberbraten im Gasthaus ein. Überall dort, wo Bier gebraut wurde, luden grüne Girlanden zum Fastenbier ein, das auch Mönche und Pfaffen über die eher triste vorösterliche Fastenzeit hinwegtrösten sollte. Doch einen kurzen Rückblick gilt es an Aschermittwoch auch auf dem im katholischen Rheinland verankerten Ursprung dieses so wichtigen Tages zu lenken. Es beginnt die 40-tägige Fastenzeit bis zum Osterfest. Gerade deshalb durften die Menschen ja drei Tage lang vorher über die Stränge schlagen.

Im frühen Mittelalter aber markierte dieser Tag den Beginn der öffentlichen Kirchenbuße: Die Büßer legten das Bußgewand an und wurden mit Asche bestreut. Im Laufe des zehnten Jahrhunderts ging das öffentliche Büßen zurück, übrig blieb der Ritus für alle Gläubigen, sich Asche aufs Haupt zu streuen, die aus Palmzweigen aus dem Vorjahr gewonnen wurde. Die Katholiken bekommen am Aschermittwoch im Gottesdienst vom Priester ein Aschekreuz auf die Stirn gezeichnet, das an die Vergänglichkeit des Menschen erinnern soll.

Gebetet wird dabei der Satz aus der biblischen Schöpfungsgeschichte: "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist, und wieder zum Staub zurückkehren wirst." In der evangelischen Kirche gibt es den Ritus des Aschekreuzes nicht. Die katholische Kirche fordert die Gläubigen auf, am Aschermittwoch wie am Karfreitag auf Fleisch zu verzichten und zu fasten. Außerdem sollen sie in der Fastenzeit eine spürbare Geldspende für Notleidende geben.