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Freigang für die Sträflinge

Freigang für die Sträflinge

In Buschhoven, Dünstekoven, Heimerzheim und Ollheim feiern die jecken Wiever sich selbst, die tollen Tage und die Fußball-WM - Der Besuch aus Schlumpfhausen fühlt sich wohl

Swisttal-Buschhoven. Zugegeben, lederne Sepplhosen und Hüte mit Gamsbart haben wohl keine ernsthafte Chance, jemals zur offiziellen Buschhovener Tracht erklärt zu werden.

Eigentlich schade, wenn man einmal die zünftige "Landjugend" mit ihrem Schuhplattler (Swisttal-Mix 2006) gesehen hat. Die "Mädels" aus Buschhoven jedenfalls ließen es am Donnerstagnachmittag bei der Sitzung des Damenkomitees Rot Weiß in der Schützenhalle nach Herzenslust krachen.

Während der jecke Nachwuchs direkt aus Schlumpfhausen in plüschig blau-weißen Kostümen auftrat. Was zum schwungvoll-stimmigen Show- und Gardetanz gehört, das zeigten die Mädchen der Gruppe "Silver Diamonds".

Und ernteten dafür auch bewunderende Blicke von der "Powerhexen" aus Könisgwinter. Fazit des Tages: Gäste aus noch so entfernten Regionen seien herzlich willkommen, solange es sich nicht um heranwachsende oder bereits erwachsene Männer handelt.

Denn die haben bitteschön zu bedienen und mit dem Tablett voller Kölsch und süffiger Kurzer durch die buntbestückten Reihen zu wedeln.

Beliebtestes Kostüm: Teufel.

Originellstes Kostüm: "Die Damen vom Landadel" (Gabi Wielebinski und Teresa Sotowska aus Warschau).

Swisttal-Dünstekoven. Mit dem Einmaleins und dem ABC ist das in Dünstekoven offenbar so eine Sache für sich - glaubt man zumindest den gut gelaunten und ebenso gewitzten Hauptdarstellern aus dem Schulstück, die aus der Wieversitzung im Dünstekovener Dorfsaal die Lacher direkt ganz klar auf ihrer Seite hatten.

Ob Algebra oder Biologie: Zur fünften Jahrezeit darf man das doch nun wirklich alles nicht so bierernst nehmen. Und schließlich ist die Tatsache, dass Jahr für Jahr und Session für Session "handverlesene Eigengewächse" auf der Bühne stehen und an Jecken im Ort offenbar kein Mangel herrscht, für die KG Freundschaftsbund an sich schon Grund genug zum Feiern.

Das macht vor allem viel Spaß mit den "Swistbachlerchen", mit Aushilfskellnern und einem Männerballett live und in Farbe. Da mochten die Fußballfrauen von Rot Weiß Dünstekoven mit ihren schwarz ummalten Augen noch so finster drein schauen.

Selbst für solch dubiosen Gäste aus der Strafkolonie ist an Wieverfostelovend allemal ein Plätzchen frei.

Beliebtestes Kostüm: Sträflinge.

Originellstes Kostüm: treuer FC-Fan (Karin Blindert).

Swisttal-Heimerzheim. Dass die Bahnlinie 18 auf ihrem Weg zwischen Bonn und Köln inzwischen auch in Heimerzheim Halt macht, gehörte bislang zwar zu den bestgehütetsten Geheimnissen im Ort.

Doch nun hat die fesche Sängerin "Rosita" es am Donnerstag bei der Weibersitzung in der Aula der Hauptschule verraten und damit denn auch gleich eine Polonäse durch den Saal ins Rollen gebracht.

Mit Kölsch und Feiglingen für den langen Weg bestens ausgestattet. Spass muss sein. Und manchmal sogar auch ein bisschen Herzschmerz: Denn so schön wie zu "Rot sind die Rosen" sind eben nur wenige Karnevalslieder.

Und so schwungvoll wie die Heimerzheimerinnen es lieben, lässt es sich tatsächlich nur zwischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag schunkeln. Männer werden das wahrscheinlich nie verstehen.

Macht nichts. Die jecken Wiever aus der Heimerzheimer Aula zeigten sich auch dieses Jahr wieder als tolerante Gastgeberinnen und ließen die Herren der Schöpfung dabei zusehen, wie frau richtig in den närrischen Endspurt bis Aschermittwoch hineinfeiert.

Beliebtestes Kostüm: Hexen und Clowns.

Originellstes Kostüm: Rokoko zum Mozartjahr (Maria Imöhl-Bäumer und Rita Euskirchen.

Swisttal-Ollheim. Kein Zweifel: Die Weltmeisterschaft im Sommer wirft ihre Schatten bereits voraus. Und so regierte König Fußball jetzt auch zum Fastelovend der Bubbelsschwestern im Ollheimer Dorfhaus.

Dass die sieben Freundinnen aus Brühl, Waldorf und Essig auf der Reservebank im Saal den Auftritt des Ollheimer Prinzenpares nicht gleich mit einer stilechten Laola-Welle begleitete, mag so manchen im Saal da schon ein bißchen gewundert haben.

Spaß und Freud hatten die rund 160 Jecken dort aber vor allem an ihren schmucken Majestäten, mit Zwiegesprächen am Gartenzaun, mehr oder weniger freiwilligen Heiratskandidaten und echten Frauen "usem Levve".

Ob Deutschland nun tatsächlich den Titel holt, das war zu guter Letzt auch den Damen im Fußballdress einerlei. Es gibt schließlich in Ollheim für die nächsten vier Tage bis zum großen Veedelszoch am Vielchendienstag auf jeden etwas Wichtigeres im Leben.

Beliebtestes Kostüm: Fußballerin.

Originellstes Kostüm: "Waldfee" (Heike Hostnik, Maria Petrasch und Gudrun Koscienly).