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Jungfrau Wolli bringt die Wiever zum Kreischen

Jungfrau Wolli bringt die Wiever zum Kreischen

Die Brüder Blanke sorgen im Heimerzheimer Karneval für Furore

Swistal-Heimerzheim. Prinz Willi II., Bauer Jupp I. und Jungfrau Wolli I. Blanke sind das wohl erste und einzige Dreigestirn im gesamten Rheinland, das nur aus Brüdern besteht. Prinz Willi (48) hat bei der Prunksitzung der KG in der Aula den Spruch der Session geprägt.

"Ich han dat net verjesse, et fällt mir nur net mieh en", sagte er, als er in seiner Begrüßungsrede etwas den Faden verlor. Das kann schon mal passieren, denn Willi I. redet immer frei, ohne Spickzettel, am liebsten auf Hemezeme Platt. Jungfrau Wolli (44), der mit Bruder Willi eine Straßenbau- und Pflasterer-Firma führt, hat wegen seines Amtes den lange geplanten Brasilien-Urlaub um ein Jahr verschoben.

Einig waren sich die drei Brüder darin, den Prinzenwagen abzulehnen, den die Heimerzheimer KG traditionell in Oberdrees ordert. Die Blankes, allesamt Schalke-Fans, sollten doch tatsächlich am Rosenmontag in einem riesigen rot-weißen Geißbock mit FC-Emblem durch Heimerzheim fahren. Bauer Jupp (51): "War doch klar. Do jonn mer net drop." Und so wurde ein neuer Wagen fürs Dreigestirn bestellt. Der GA hat die Majestäten am Weibertag begleitet.

8.40 Uhr: Es ist kalt am Weibertagsmorgen in Heimerzheim. Stefan Klimke, Wilfried Engels, Guido Kastert und Wolfgang Röseling stehen vor der Grundschule an der Bachstraße und frieren in ihren dünnen Uniformen. Wie die vier Ehrengardisten warten die 300 Pänz auf das Dreigestirn. Prinz Willi II., Bauer Jupp I. und Jungfrau Wolli I. treffen in der von Ferdy Sinzig zur Verfügung gestellten "Dreigestirnskutsche" ein.

Die Swistbachschule ist die erste Station ihrer Weibertagstour, bei der auch KG-Präsident Werner Hahnenberg, Vize Georg Rheindorf, Prinzenführer Hans-Peter Schaaf sowie Willi und Elisabeth Spilles mit von der Partie sind. Und die drei Brüder werden unterstützt von ihrer elfjährigen Nichte Maike Reichartz, die einen Korb mit Süßigkeiten trägt. Bevor es zu den Kindern geht, reicht Schulleiterin Hanne Kirleis Kaffee und Brötchen. Auf der Freitreppe über dem Schulhof begrüßt Prinz Willi die Grundschüler: "Ich freue mich, dass so viele von euch da sind. Ich war nämlich früher an Karneval nie in der Schule."

Ob der zweite Satz ins pädagogische Konzept der Schulleiterin passt? Egal. Es ist Karneval. Dann singen 300 kleine Gangster, Piraten, Cowboys und Prinzessinnen das Lied "En de Swistbachschol", Lehrer Martin Meyer spielt dazu Gitarre. Zur Belohnung lassen die Blankes Kamelle regnen.

9.30 Uhr: Nächste Station ist das Haus der Kinderkurse, nämlich das alte Kloster. Dort haben die Kleinen unter Anleitung von Waltraud Piontek das Lied "Steht auf, wenn ihr Kinder seid" einstudiert. Zum Abschied gibt es fürs Dreigestirn selbst gebastelte Orden. Willi Spilles zeigt auf die Uhr. Der Terminplan muss eingehalten werden.

9.45 Uhr: Gleich nebenan ist der Katholische Kindergarten in der alten Villa. Auch dort stellt Werner Hahnenberg die Majestäten vor, bevor zu "Einmol Prinz ze sin" getanzt wird. Während der kleine Ritter Leon im Kettenhemd sich vorstellen kann, später einmal Prinz zu werden, ist einem anderen Jungen der Trubel wohl zuviel geworden. Er hat sich in der Garderobe versteckt. Nur der Kopf lugt aus den vielen Jacken hervor.

10.05 Uhr: Auch im Kindergarten an der Quellenstraße wird getanzt. Und die kleinen Burgfräuleins und Feuerwehrleute haben Orden mit Tiermotiven gebastelt, die sie dem Dreigestirn überreichen. Per Handschlag verabschiedet sich der Prinz von den Kindern. Das Abschiedslied passt: Die Karawane zieht weiter.

10.30 Uhr: Im Evangelischen Kindergarten begrüßt Sabine Liebchen die Gäste. Das Lied vom roten Pferd, das lästige Fliegen verscheucht, hat Elsbeth Gmiereck-Bauer mit ihren Schützlingen eingeübt.

11 Uhr Im Kindergarten Sonnentor steht der Karneval unter dem Motto "Strand". Deshalb gibt es für die närrischen Majestäten Orden mit eingearbeiteten Muscheln.

11.15 Uhr: So etwas wie Sitzungs-Atmosphäre kommt beim Einzug in die Georg-von-Boeselager-Schule auf. Auch die Tanzgruppe der Ehrengarde ist dabei. Prinz Willi verspricht, dass es am Montag noch mehr Kamelle gibt und holt sich dennoch einen Tadel von Schulleiterin Roswitha Weber ab, denn er hat versehentlich "Hauptschule alaaf" gerufen und nicht daran gedacht, dass die Schule eine Verbundschule aus Haupt- und Realschulzweig ist.

11.35 Uhr: Im Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei begrüßt Prinz Willi die Anwesenden: "Wir sind gerne hier. Auch deshalb, weil ja der Bauer Jupp die Zeit mit Euch verbringt." Zur Erläuterung: Der Bauer ist im richtigen Leben Angestellter bei der Bundespolizei.

13.30 Uhr: Zeit fürs Mittagessen in den Klosterstuben. Das Hotel-Restaurant ist die "Hofburg" des Dreigestirns und hat ihm für die heiße Phase der Session ein Zimmer zur Verfügung gestellt.

14.45 Uhr: Siesta. Eine gute Stunde Schönheitsschlaf. Dann Frischmachen für die Auftritte bei den Weibersitzungen in Dünstekoven und Heimerzheim.

16.55 Uhr: Abfahrt nach Dünstekoven. Bauer Jupp ist etwas ungehalten über seine jüngeren Brüder: "Die haben die Ruhe weg, eigentlich wollten wir schon weg sein, aber der Prinz musste ja noch eine rauchen."

17.15 Uhr: Einmarsch mit großem Gefolge in den Dünstekovener Dorfsaal. Die Frauen kreischen wie bei einem Konzert von Tokio Hotel, als Jungfrau Wolli ihre in Rheinbach erstandenen Dessous zeigt. Der Prinz spart angesichts der Begeisterung auch nicht mit Lob: "Hier in Dünstekoven gibt es so viele nette Frauen. Ich glaube, ich muss hier in Zukunft öfter mal anhalten."

17.40 Uhr: Das Dreigestirn trifft in der Heimerzheimer Aula ein. Der Auftritt ist für 18 Uhr geplant, doch das Programm ist noch in vollem Gange. So bleibt Zeit für ein Bier an der Theke im Foyer.

19.30 Uhr: Der umjubelte Einmarsch. Der Prinz hat von Obermöhn Vera Weber Redeverbot erteilt bekommen. Nur die Jungfrau darf sich äußern. Und so erzählt Wolli auch den Heimerzheimerinnen, wie er in Rheinbach zu Dessous kam.

21.40 Uhr: Prinz, Bauer und Jungfrau nehmen in den Heimerzheimer "Klosterstuben" den Absacker. Allzu spät wird es nicht mehr, denn auch der Freitag hält einige Termine bereit.