1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Mit Body, Rock und Perücke

Mit Body, Rock und Perücke

Fußballer Friedel Sommerhof tanzt im Männerballett "Plüschkissen"

Witterschlick. So etwas nennt man wohl ein ordentliches Kontrastprogramm. Eigentlich hat Friedel Sommerhof als Abteilungs- und und Jugendleiter beim TB Witterschlick seine Freizeit voll und ganz dem Fußball gewidmet. Wenn da nicht das Männerballett "Plüschkissen" wäre. Besonders im Karneval sind die Auftritte der Herren in Body und Perücke gefragt. Der GA sprach mit dem 52-jährigen Witterschlicker.

General-Anzeiger: Was muss passieren, damit sich ein Fußballer aufs Tanzen, speziell aufs Ballett, verlegt?

Sommerhof: Das hat sich aus einer Laune heraus beim ersten karnevalistischen Auftritt der Plüschkissen 1998 während der Sitzung der KG Alpenrose ergeben. Bei zuviel Bier habe ich Ja gesagt, und seitdem mache ich das. Denn was ich sage, halte ich auch.

GA: Was ist denn der Antrieb bei Ihrem Hobby?

Sommerhof: Es geht um den Jux, um den Spaß, der uns zusammenhält. Man muss wissen, dass wir nicht nur acht bis zehn Auftritte pro Jahr - im Karneval, aber auch bei Geburtstagen und Hochzeiten absolvieren -, sondern auch gemeinsam etwas unternehmen. So waren wir für drei Tage mal an der Mosel und machen seit zehn Jahren beim Karnevalszug in Witterschlick mit. Auch den Abschluss nach Karneval machen wir zusammen, und unsere Frauen sind natürlich immer mit dabei.

GA: Wie wichtig sind denn Ihre Frauen bei der Kostümwahl? Oder beobachten Sie selbst Modetrends?

Sommerhof: Wir sind da schon ein bisschen auf den Rat der Frauen angewiesen. Unsere Trainerin macht selbst Showtanz und kennt sich aus. Unser aktuelles Kostüm, das wir uns schneidern lassen, besteht aus einem türkisfarbenen Body mit pinkfarbenen Ärmeln und einem gezackten Rock, der in Türkis und Pink gehalten ist. Das passt auch zu der poppigen Musik, zu der wir auftreten.

GA: Sie verkleiden sich auch als Nonnen. Welche Rolle spielt das bei der Choreografie?

Sommerhof: Das ist unser Einmarsch, wenn wir als Nonnen zu fetziger Musik reinkommen. Früher war das die Film-Musik zu "Sister Act", jetzt nehmen wir "Lauda tu si" von Mickie Krause. Dann ziehen wir die Tracht aus, stehen in unserem aktuellen Kostüm da und manche denken, das geht noch weiter. Das kommt immer gut, besonders auf einer Damensitzung. Aber das ist auch deswegen immer ziemlich lustig, weil der ein oder andere schon mal vergisst, zum Body einen Rock anzuziehen, oder seine Perücke auf der Bühne verliert.

GA: Und wie geht`s dann weiter?

Sommerhof: Der Einmarsch geht direkt in unseren ersten Tanz über. Wir haben auch immer ein karnevalistisches Lied drin und eines, um das Publikum aufzuheizen. Insgesamt sind wir zwischen 15 und 18 Minuten auf der Bühne. Wenn wir bei der Sitzung der Alpenrose in Witterschlick in die Turnhalle einmarschieren, in der 350 Leute sitzen, und 98 Prozent davon kennen uns, und 98 Prozent kennen wir, dann geht die Post ab.

GA: Haben Sie sich bewusst für eine Trainerin entschieden, weil Frauen in der Regel mehr Bezug zum Tanzen haben?

Sommerhof: Nein. Das bot sich eher an, weil der Mann unserer ersten Trainerin bei uns mitgetanzt hat und sie damals mit dem Showtanz bei der Alpenrose aufgehört hat.

GA: Würde das Üben denn anders ablaufen, wenn der Trainer ein Mann wäre?

Sommerhof: Ich denke ja. Als acht Männer haben wir schon eine Menge Quatsch im Kopf. Da muss einer schon sagen, dass wir anfangen, damit etwas Vernünftiges rauskommt.

GA: Bringen Sie bei der Choreografie auch eigene Vorschläge ein? Oder gucken Sie sich woanders, vielleicht im echten Ballett, etwas ab?

Sommerhof: Nein, weniger. Die ganze Choreografie, die Tanzschritte, die Drehungen und Hebefiguren, sind die Ideen unserer Trainerin. Wir haben nur Mitspracherecht bei der Musik (lacht).

GA: Inwiefern machen sich Trainingspausen bemerkbar?

Sommerhof: Wir trainieren das ganze Jahr über einmal die Woche eine bis anderthalb Stunden in der Turnhalle in Volmershoven. Nur in der Fastenzeit ist frei. Kurz vor Karneval, ab November, legen wir samstags im Witterschlicker Feuerwehrhaus die ein oder andere Sonderschicht ein. Da merkt man schon, dass bei den Einzelnen hier und da die Arbeit vorgegangen ist und wer beim Training gefehlt hat.

GA: Woran denn genau?

Sommerhof: Ich sag` nur "Grobmotoriker". Speziell das Taktgefühl ist bei den einzelnen Mitgliedern doch unterschiedlich ausgeprägt. Der eine braucht länger, dafür flutscht es bei dem anderen eben besser. Das gilt gerade für die ein bis zwei Hebefiguren, die wir jedes Jahr einbauen und die wir vorher durchsprechen. Nach längeren Pausen muss man schon überlegen, wie das jetzt war. Aber beim Training ist man schnell wieder drin.

GA: Können Sie sich mittlerweile selbst schminken?

Sommerhof: Wir lassen uns von Roswitha Becker schminken, die auch einspringt, wenn unsere Trainerin mal krank ist. Sie kommt mit zu den Auftritten, um uns bei mehreren Terminen hintereinander auch noch mal nachschminken zu können.

GA: Und was genau kommt in Sachen Kosmetik zum Einsatz?

Sommerhof: Rouge für die Wangen und ein nicht zu greller Rot-Ton für die Lippen. Außerdem Glitzer. Das ist vielleicht ein Zeug. Da kann man paar Mal geduscht haben, und es ist immer noch da.

GA: Ist Ihnen das Schminken als Mann unangenehm?

Sommerhof: Das gehört einfach dazu. Die Leute bezahlen schließlich Geld für eine Sitzung, da muss man auch nach ein bisschen was aussehen. Vorher trinkt man noch ein, zwei Bier, damit der Motor ans Laufen kommt.

GA: Wer sind denn die treueren Fans? Frauen oder Männer?

Sommerhof: Eher die Frauen. Die Männer sagen zwar auch, dass sie das toll finden, aber wenn man fragt, ob sie bei uns mitmachen wollen, winken sie ab.