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Prinzenpaare in schwarz-weiß

Prinzenpaare in schwarz-weiß

Eine Ausstellung privater Fotos und Dokumente zeigt, wie in Rheinbach seit der Nachkriegszeit Karneval gefeiert wird

Rheinbreitbach. "Es war einmal ein treuer Husar" sangen die Rheinbacher Stadtsoldaten - ein Lied, das schon vor 60 Jahren im Karneval erklang und deshalb gut passte zur Eröffnung der Ausstellung "60 Jahre Bundesrepublik - 60 Jahre Rheinbacher Prinzenpaare" im Stadtcafé. Dort lädt zurzeit eine Ahnengalerie Rheinbacher Tollitäten zum Schauen, Wiedererkennen und Entdecken ein. 70 Porträtbilder werden gezeigt.

Einige der Ex-Regenten waren zur Eröffnung gekommen, wie der 82-jährige Otto Gerhards und Ehefrau Edeltraud, die 1956 die Rheinbacher Narren anführten, und Maria Hergarten, das erste weibliche Tanzmariechen der Stadt. Vor ihr durften nämlich nur Männer auftreten. Als regierendes Prinzenpaar waren Norbert I. und Beate II. (Birkelbach) zu Gast. Ihre Vorgänger auf dem Herrscherthron stellten für die Ausstellung ihr damaliges offizielles Foto oder ihr Ornat zur Verfügung.

Es ist auch eine Schau der Modeerscheinungen und des jeweiligen Zeitgeistes: In den 60ern trug die Prinzessin eine helmartige Frisur, mit viel Haarspray fixiert. Dazu ein weißes Abendkleid, schlicht und elegant. Fototechnisch geht die Reise zurück in Schwarz-Weiß-Zeiten, manchmal mit gewissen Unschärfen. So ist das erste Prinzenpaar der Stadt in der Nachkriegszeit, Eugen und Marthel Schmidt-Leukel, auf einer Aufnahme von 1949 verewigt. Mangels Geld und Kleiderstoffen wurde man beim Kostümeschneidern kreativ.

Gardinen mussten herhalten. Neben den Fotografien zeugen historische Dokumente und Zeitungsausschnitte von den alten Zeiten. In den Zeitungsberichten war von Rheinbach als Karnevalsgarnison und von "Kommunalen Knallbonbons" die Rede. Die Proklamationen und Sitzung waren gesellschaftliche Ereignisse, zu denen sich die Narren elegant in Schale warfen. Man kam in Smoking und Abendkleid.

Zusammengestellt hat die Ausstellung Dieter Schmidt. Er stöberte dafür mit Stadtarchivar Dietmar Pertz in Archivkisten. Schmidts Interesse kommt nicht von ungefähr: Sein Vater war ehemals Mitglied im Elferrat der Prinzengarde, seine Mutter ist besagte Maria Hergarten. Ihre Erinnerungen, zudem private Archive sowie Bekannt- und Freundschaften nutzte er für die Recherche. Und das Stadtarchiv hat auch etwas davon: Sämtliche Fotos werden kopiert und dem Archiv zur Verfügung gestellt. Übrigens: Angeregt durch die vielen Erinnerungen, die die Ausstellung weckte, soll laut Schmidt im Sommer ein Treffen in "adliger Runde" stattfinden.

Die Ausstellung im Stadtcafé, Vor dem Dreeser Tor 9, ist bis Veilchendienstag, 24. Februar, zu sehen. Zeitgleich werden die Motttoschals des Kölner Karnevals im Café Schlich, Hauptstraße 10, ausgestellt.