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Wo Sandhasen die Bodenhaftung verlieren

Wo Sandhasen die Bodenhaftung verlieren

Mit dem SC 07 feiern 850 Jecken im Kurhaus Bad Neuenahr - Oskar Hauger führt durch die Sitzung mit Kölner Größen

Bad Neuenahr. Wenn das Iglu brennt und "et Trömmelche jeht", wenn es draußen stürmt und schneit und drinnen der Bär tobt, wenn blau-weiß mit weiß-rot eine sympathische Allianz eingeht, wenn "Et fussich Julche" lieber mit dem Neuen nach Altenahr, als mit dem Alten nach Neuenahr geht - dann schlägt wieder Oskar Haugers große Stunde und das Herz von 850 Jecken für den Sitzungspräsidenten des SC 07 und für den rheinischen Karneval.

Zum Gürzenich der Ahr mutierte erneut der Bad Neuenahrer Kurhaussaal bei der 38. Großen Prunksitzung des Fördervereins Jugendsport SC 07 Bad Neuenahr. Dass Hauger es trotz Krankheit drauf hat, bewies der 75-jährige Erzkarnevalist in einem Top-Programm mit den Größen aus dem Kölner Karneval. Humor ist, wenn man trotzdem lacht, und so nahm sich der hager gewordene Hauger zum Auftakt gleich selbst auf die Schippe: "Doch, es geht mir gut. Die Enten an der Ahr werfen mir kein Futter mehr nach." Der Saal, diesmal gebeutelt von schlechter Akustik, war sich einig: "De Hauptsach is, et Hätz is joot."

Das fünfstündige Potpourri des Frohsinns entfachte die Ehrengarde, dessen Kommandant sich nicht nur über eine neue Hüfte aus Bad Neuenahr freute, sondern auch über einen Schirm der 60 Jahre alten Spielbank, der ihn nun gut geschützt durch die heiße Phase des Fastelärs bringen wird.

Übrigens stand der Casino-Geburtstag auch Pate für den SC-07-Orden, ein Jeton. Ja, nicht nur im Wald, da sind die Räuber, auch im Kurhaus ließen sich die gleichnamigen Stimmungsmacher aus der Domstadt eine Rose auf den Hintern tätowieren. Ins Auge fiel, dass Jahr für Jahr mehr Narren in ausgefallenen Kostümen erscheinen. Das bunte Bild rundete auch das Steigenberger-Service-Team ab, denn wo gibt es das schon, dass Sträflinge Geld kassieren dürfen, während Biene Maja statt Met Mett unters Volk bringt.

Wenn ein Diakon Düsseldorf und die DDR verulkt, dann steht "Ne Bergische Jung" in der Bütt. Bevor für Willibert Pauels die erste Rakete gezündet wurde, stellte er fest, was für den Rheinländer wichtig ist: ob Christopher Street Day oder Fronleichnamsprozession, Hauptsache "de Zoch kütt".

Schmissig im wahrsten Sinne des Wortes war die temporeiche und akrobatische Darbietung der Fidelen Sandhasen. Die adretten Mädchen wirbelten mehr durch die Luft, als dass sie Bodenhaftung hatten. Davon jede Menge haben die Tollitäten der Kreisstadt. Und so bat Hauger bereits zum zweiten Mal die Neuenahrer mit der Ahrweiler KG auf die Bühne: Ruth Geiß von den Schinnebröder sowie das Prinzenpaar Petra und Dieter Zimmermann wurden mit großem Jubel der Jecken im Saal bedacht.

Mit spitzer Zunge kritisierte "Et Rumpelstilzche" Fritz Schopps das Dekolltee der Kanzlerin, während er bei der Freude über Podolskis Rückkehr zum FC den Saal wie ein Mann hinter sich wusste. Einen neuen Mann wollte Stimmungsmacherin Marita Köllner, jedoch nur aus Altenahr. "Et fussich Julche", an der Ahr bekannt wie in Kölle, riss trotz kratziger Erkältungsstimme mit "Jo mir sinn kölsche Mädche" die 850 Gäste, auch die auf der Empore im Gepäcknetz, von den Stühlen.

"Wenn Sie auf meine Homepage wollen, dann müssen Sie lächeln", forderte sie fotografierend einen "Sauerländer" auf. Noch während sie im Barocksaal unzähligen Foto- und Autogrammwünschen nachkam, enterte Kölns beliebteste Band die Bühne: die "Bläck Fööss". Doch eigentlich brauchten sie nicht zu singen, das machte der Narrenchor von Neuenahr. In "Meiers Kätche" oder "Bye bye my love" stimmten 850 Kehlen textfest ein.

"Klüngel ist das Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld einer Entscheidung": Diese These passt nur zu einem, dem "Mann für alle Fälle". Guido Cantz zog Politiker ebenso durch den Kakao ("Die Ypsilanti sitzt jetzt im Kölner Zoo auf dem Pavianfelsen, umgeben von lauter roten Hintern"), wie den FC ("Der Geißbock ist der einzige Kölner auf dem Platz) oder die Österreicher ("Table Dance findet bei denen beim Stanglwirt statt").

Zum großen Finale, bei dem die Leuchtstäbe zum Dauereinsatz kamen, stürmten die "Paveier" die Bühne und ließen das Iglu nochmal richtig brennen. Im Foyer sah man sich beim kühlen Kölsch wieder und ließ nach kollektivem, anerkennendem Schulterklopfen für Oskar Hauger den Abend ausklingen.