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Der Prinz verdrückt Tränchen der Rührung

Der Prinz verdrückt Tränchen der Rührung

Mundartgottesdienst mit Bonner Stadtdechant Schumacher und Antje Kenntner im Münster - Feierliche Lieder auf Bönnsch mit den Männergesangvereinen Endenich und Rösberg

Bonn. "Ihr könnt üch setze, wenn et noch Platz jitt", sagte Stadtdechant Wilfried Schumacher nach der Begrüßung in der Münsterbasilika. Doch seiner Aufforderung nachzukommen, war schwierig, denn die Kirche war geknubbelt voll. Zum 13. Mal fand am Sonntagnachmittag der Gottesdienst in Rheinischer Mundart statt.

Ein Großaufgebot an Tollitäten bevölkerte die vorderen Bänke. An erster Stelle natürlich Prinz Rainer II. und Bonna Kirsten I., die zuvor von Schumacher, zusammen mit Horst Bachmann und Marlies Stockhorst vom Festausschuss, zu ihren Plätzen geleitet worden waren. Aber auch Wäscherprinzessin, LiKüRa-Prinzessin, das Godesberger Prinzenpaar und Tollitäten aus den Stadtteilen ließen es sich nicht nehmen, bei der Traditionsveranstaltung dabei zu sein.

Dem gut gelaunten Stadtdechanten machte es sichtlich Spaß, zu seinen Schäflein auf Bönnsch zu schwaade. "Wenn ich jetzt gemein wäre, dann bräuchte ich nur bei der Stadt anzurufen, damit sie die vielen Autos auf dem Münsterplatz abschleppen lässt", spielte Schumacher auf den Tollitäten-Fuhrpark vor der Kirche an.

"Schließlich hät ming Kirch zu wennich Jeld im Büggel", sagte er. Stattdessen bekamen andere ihr Fett weg: "Wer glaubt, die Grünen lassen wegen ein paar Frösche den Weltjugendtag platzen, der irrt." Schumacher rief die Bürger dazu auf, noch Quartiere für die vielen jungen Besucher bereit zu stellen.

Die Predigt hielt Antje Kenntner, die über den "ersten echten Karnevalisten", Apostel Paulus, sprach. "In seinem Brief an die Philipper fordert er sie auf, sich zu freuen und sich nicht zu viele Sorgen um das Leben zu machen", sagte sie. "Lass komme, wat kütt" - solange der Mensch auf Gott vertraue, könne er sich auch freuen und das Leben genießen, auch wenn in der Welt vieles im Argen liege.

Nach dem bönnschen "Vatte Onser" forderte Schumacher die Besucher auf, einander die Hand zu schütteln als Zeichen des Friedens. "Da wir im Karneval sind, dürft ihr euch auch noch ein Bützje geben", sagte er.

Beim den gemeinsamen Liedern "Nemm mich su wie ich ben" und "Minsche wie mir" fingen alle zu schunkeln an, und einige Besucher, wie auch Prinz Rainer II., wischten sich verstohlen ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln. Rund 60 Sänger der Männergesangvereine Endenich und Rösberg sorgten mit ihren feierlichen Liedern auf Bönnsch für Gänsehautstimmung im Münster.

"Wer mich kennt weiß, ich habe nah am Wasser gebaut, deshalb fällt es mir schwer, hier etwas zu sagen", sagte der Prinz sichtlich gerührt zu seinem Jeckenvolk. Jeder, der "Federn am Kopp und ein Kostümchen an" habe, solle Freude unter die Menschen bringen. "Lasst uns hier zusammen Kraft tanken, um eine tolle Session feiern zu können", sagte die Bonna. Zum Abschluss hatte sich Stadtdechant Schumacher noch eine Überraschung ausgedacht. Die Mundartgruppe "Kribbelköpp" begeisterte das Publikum mit ihrem Lied "Mer sin stolz darauf, he aus Bonn ze sin".