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Der Strubbelprinz mit dem Maulpflaster

Der Strubbelprinz mit dem Maulpflaster

Mit Kirsten I. und Reiner II. von Saal zu Saal - 20 Auftritte mit Pauken und Trompeten - Bonna macht Werbung für Rosenmontag: "Das wird die Party überhaupt!"

Bonn. Prinz Reiner II. sieht verändert aus, als er um 7.49 Uhr in die Eingangshalle des Hotels "Königshof" schreitet. Eine schwarz-rot-goldene Strubbelkopf-Perücke ziert sein königliches Haupt. "Gestern stand in der Zeitung, ich bin der schönste Prinz von Bonn", ruft er seinen Pagen, Wachen und Adjutanten zu. "Ich will also nichts hören."

Die Perücke hat Bonna Kirsten I. ihrem Prinzen verpasst. Das berichtet ihre Lieblichkeit wenig später im Festzelt von Repro Weber in Beuel, der ersten von mehr als 20 Stationen für das Bonner Prinzenpaar an diesem Tag. Außerdem trägt Reiner II. ein großes Pflaster vor dem Mund. Vorerst darf der Prinz nur noch eins sagen: "Ich werde alles dafür tun, dass die Bonna heute ihren schönsten Tag hat - und werde mein Maul halten."

Spätestens in diesem Moment übernehmen die Damen das Regiment. Wie im Prinzenbus, der etwa 50 Karnevalisten von einer Weiberfastnachts-Party zur nächsten kutschiert. Mit dabei: das Panikorchester unter Leitung von Festausschuss-Präsident Horst Bachmann am Saxophon.

Bei jedem Ein- und Auszug spielt die neunköpfige Blaskapelle mit Pauken und Trompeten "Ach wär'' ich nur ein einzig'' Mal ein schmucker Prinz im Karneval" - auch gegen 10 Uhr in der Nikolausschule beim Kinderkarneval.

Moderator Ulrich Dahl übertrifft sich dort mit Superlativen, lobt das "gaaanz phantastische Prinzenpaar".

Im "Haus Rosental" darf Reiner gut 30 Sekunden reden und sprudelt los mit zehnfach erhöhter Sprechgeschwidigkeit: "Heute ist euer Tag, morgen sind wir wieder dran . . ." - "Halt! Aus! Ende!", fährt die Bonna dazwischen.

Mehr als 120 Senioren lachen, und Elfriede Braun aus der Handarbeitsgruppe überreicht den Tollitäten einen selbst gestrickten Schal und Socken. Heimleiter Reinhard Schmidt freut sich über den Besuch: "Das ist wirklich ein Höhepunkt des ganzen Jahres."

Viel Zeit bleibt der Truppe an keiner Station, darauf achtet Prinzenführer Christoph Arnold, der personifizierte Fahrplan. "Kommt, ihr Lieben, bitte einsteigen", ruft er immer wieder.

Ein bisschen Ordnung muss auch im Karneval sein. Damit im Verkehr alles glatt geht, fährt der Bonner Polizeikommissar Andreas Löbbing mit seinem Motorrad vorneweg. "Das ist eine schöne Sache, wenn wir so in den Karneval mit eingebunden werden", sagt er.

Nach dem Fototermin vor der Stiftskirche und einem Besuch bei den "Pfennigfuchsern" (O-Ton Bonna) beim Finanzamt Bonn-Innenstadt beginnt die härteste Phase der Reise.

Die Bundesinstitute für Arzneimittel und für Berufsbildung sowie die Post werden im Rein-Raus-Verfahren gemeistert, in der Telekom-Zentrale winken Bonna und Prinz mehr als 1 000 Feiernden zu. Kirsten I. lädt immer wieder zum Rosenmontagszug ein: "Das wird die Party überhaupt!"

Bis dahin stehen dem Prinzenpaar und ihrem Gefolge noch viele Auftritte bevor. Insgesamt sind es 333 in vier Wochen, sagt Reiner II. Und immer wieder die gleiche Show? Nein, das Prinzenpaar setzt auf Improvisation.

"Ich versuche, auf die Leute im Saal einzugehen", sagt Reiner II., der den Termin-Marathon nicht stressig nennen möchte. Auch die Bonna hat sich die Anstrengungen schlimmer vorgestellt, zumal auch die ansteckend gute Stimmung von Saal zu Saal fit halte. "Du fällst erst in ein Müdigkeitsloch, wenn es abends nach Haus geht."