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Sandra I. flattert über die Jecken hinweg

Sandra I. flattert über die Jecken hinweg

Jecke Wiever nutzen Wolfgang Hürters Leidenschaft für Schmetterlinge aus und bezirzen die Federfuchser als süße Flügelfrauchen - Mit 62 Gruppen ist der Beueler Zoch so lang wie nie zuvor

Beuel. Ob sie da wirklich rein will? Wie ein Häuflein Elend versteckte sich am Donnerstag das Beueler Rathaus hinter einem dichten Tarnnetz. Die Federfuchser verschanzten sich diesmal im Dschungel statt hinter Paragraphen. Statt Aktenordner flogen Bierdeckel, und im Ratssaal wurden keine Sprüche geklopft, sondern gesungen und geschunkelt.

Oben auf der Balustrade über der Bühne winkte Bezirksvorsteher Wolfgang Hürter als Dschungelkönig im Tropenanzug fröhlich den Jecken auf dem Rathausplatz zu und schunkelte mit seinen Mitstreitern, den Bürgermeistern Helmut Joisten, Peter Finger und Horst Naaß. Nur die wenigen Beueler auf dem Balkon wie SPD-MdB Ulrich Kelber und CDU-Bezirksverordneter Hans Lennarz brüllten später die "Schääl Sick Hymne" "Beuel, Du ming Stadt am Rhing".

Die Wiever zeigten sich unbeeindruckt vom Aufgebot der Rathausverteidiger. Klar, dass sich Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann mal wieder auf die Seite der Frauen schlug.

Polizeipräsident Wolfgang Albers konnte noch so finster gucken, Sandra I. behielt ihr spöttisches Lachen, zumal FDP-Chef Guido Westerwelle, in allerletzter Sekunde im dunklen Anzug eingetroffen, eher ein Gesicht machte, als ob er gleich rufen wollte: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus."

Doch den Gefallen wollte ihm nicht mal Obermöhn Evi Zwiebler tun. Die hatte ein Rudel Wildkatzen mit. Heiße Tigerweibchen, Löwenladys und krallenbewehrte Panther, die sie den Herren als Kuscheltiere anbot. Die hatten aber nicht die geringste Lust, ihre Stellung aufzugeben.

Peter Finger beging schließlich den Fehler, die Wiever mit einer unbedachten Bemerkung aufs Äußerste zu reizen: "Geht nach Hause und kümmert Euch um Eure Männer und Kinder. Zurück an den Herd", rief er ihnen zu. Da blieb der Obermöhn nichts anderes übrig, als zur letzten Waffe zu greifen. Hürter, bekannt für seine Leidenschaft für Schmetterlinge, sollte mit einigen besonders seltenen und schönen Exemplaren bezirzt werden.

Schließlich verwandelte sich auch die Wäscherprinzessin in einen wunderschönen Schmetterling, hob ab und flatterte über die Köpfe der Jecken hinweg über den Rathausplatz. Spätestens da verstand wohl auch der letzte Zweifler, warum in Beuel stets die Sonne scheint. Wie heißt es in dem Lied so schön: "Mir hann en Wäscherprinzessin, e Mädche he vom Rhing. Dat es em Fastelovend emmer uns''re Sonnesching."

Während die Männer, ganz trunken von den süßen Flatterweibchen, die Leiter hinabstiegen, landete Sandra I. sanft auf der Empore und schnappte sich den Rathausschlüssel, die Wiever folgten ihr über die Leiter. Die Männer waren mal wieder die Angeschmierten. Klarer Ausgang, klarer Sieg für die tollen Wiever.

Zuvor war die Wäscherprinzessin in einem wahren Triumphzug durch Beuel gezogen. Über drei Kilometer lang war der Karnevalszug diesmal. Unter den 62 Gruppen gehörten die Mädchen von Sankt Adelheid Gymnasium Pützchen neben den Beueler Stadtsoldaten wohl zur größte Truppe. Unter dem Motto "In Europa zu Hause" zogen sie als Schottinnen, rassige Spanierinnen oder griechische Göttinnen und Türkinnen ("Die Politik mit ihrem Trallala, die Türken sind schon lange da") durch die Straßen.

Kinder, Erzieherinnen und Eltern der Städtischen Tageseinrichtung für Kinder an der Agnesstraße hatten sich als bunte Fische verkleidet, die vom alt-katholischen Kindergarten zeigten allerlei Märchenfiguren, und der Heimatverein hatte mal wieder historische Fahrräder und Schubkarren herausgeholt. Der Junggesellenverein Rheindorf machte richtig Dampf als Mohren aus dem Morgenland, und das Damenkomitee St. Paulus beschwor das Frühlingserwachen.

Zum ersten Mal mit dabei: der Schnäppchen-Markt aus Pützchen zum jecken 11. Jubiläum. Leiter Michael Wolf als durchgedrehter Chefarzt, Sozialarbeiter Peter Wendland ließ seine Fender-Gitarre kreischen, heulen und singen. Die Mitarbeiter verteilten in Plastik eingeschweißte Bücher und Krawatten und warfen Kuscheltiere ins närrische Volk.