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Die Altstadt im Ausnahmezustand

Die Altstadt im Ausnahmezustand

Weiberfastnacht: Ab Mittag bilden sich vor den Kneipen lange Schlagen. Türsteher regeln den Einlass

Bonn. Der Ausnahmezustand war schnell erreicht. Gut zwei Stunden, nachdem Georg Merzinger seine Kneipe "Lichtblick" in der Dorotheenstraße am Donnerstag gegen 11.30 Uhr geöffnet hatte, war der Laden gerammelt voll.

Ausgelassen feierten die Jecken mit lauter Musik und kühlen Getränken den ersten der närrischen Feiertage. Und das nicht nur hier. Überall in der Altstadt füllten sich bereits am Mittag die Kneipen.

Doch auch noch so viele Gaststätten reichten nicht aus, um alle Jecken gleichzeitig mit Getränken zu versorgen. Daher war es nicht verwunderlich, dass sich die Narren vor verschiedenen Kneipen mitunter die Beine in den Bauch standen, um ein Plätzchen im Inneren zu ergattern.

Vor dem Bierhaus Machold standen bereits rund 100 Menschen an, bevor die Gaststätte überhaupt geöffnet wurde. "Wir sind aber erst vor ein paar Minuten gekommen", berichteten zwei als Teufel verkleidete Frauen, die im vorderen Drittel der Schlange standen und sich nach nur einer kurzen Wartezeit in die närrische Ausgelassenheit stürzen konnten.

Andere hatten weniger Glück. Gegen 14 Uhr reichte die Schlange vor dem Machold mittlerweile bis um die Straßenecke. Wartezeiten von über einer Stunde waren keine Ausnahme.

Unter anderem traf es ein paar Wikingerinnen. Die so verkleidete Gabi und ihre Freundinnen benötigten beispielweise mehr als 90 Minuten, bis sie sich endlich ins Getümmel stürzen konnten.

Die Frage, warum man stundenlang in der Kälte steht, um dann in einer überfüllten Kneipe zu feiern, könne man nicht rational beantworten, sagte eine der Wikinger-Frauen. "Es ist halt Weiberfastnacht, ein ganz besonderer Tag." Klar, dass sich die jecken Frauen für heute Urlaub genommen hatten, um ausgiebig feiern zu können.

Das gilt auch für den als Piraten verkleideten Gunther, der es kaum erwarten konnte, im Machold Weiberfastnacht zu erleben. Dem Warten in der Schlange konnte seine Begleitung sogar etwas Gutes abgewinnen. "Hier stehen so viele nette Leute vor der Tür", sagte sie und begann schon vor der Gaststätte zu tanzen.

"Außerdem regnet es ja nicht", fügte Gunther hinzu. Um den Ansturm zu bewältigen, hatten viele Kneipenbesitzer die Dienste von Türstehern in Anspruch genommen. Damit wolle man gewährleisten, dass nur so viele Menschen hineinkommen, wie auch zuvor die Kneipe verlassen haben und der Laden nicht aus allen Nähten platze, sagte der "Lichtblick"-Inhaber Merzinger.

Steven Deurer, der Inhaber der australischen Kneipe "Billa-Bonn", in unmittelbarer Nähe zum "Lichtblick", hatte für den Einsatz eines Türstehers noch einen anderen Beweggrund. "Wir nehmen keinen Gläserpfand und er soll aufpassen, dass die Gäste keine Gläser mit nach draußen nehmen", führte er aus.

Aus der Sicht eines Türstehers ist Weiberfastnacht ein "böser Tag", erklärte Christian Rzeszowski, der vor der Kneipe "Rockofen" am Eingang der Altstadt, direkt neben dem Stadthaus, für Ordnung sorgte. "Die Leute fangen früh an zu feiern und machen dann bis spät in die Nacht." Doch hielt sich sein Ärger darüber in Grenzen. "Es macht Spaß, mit den Leuten vor der Tür zu feiern, während sie warten."