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Karneval in Bonn: Gänsehaut in der Deutschen Welle

Karneval in Bonn : Gänsehaut in der Deutschen Welle

Wenn mehr als 40 Musiker live "Highland Cathedral" (auf Kölsch: "Du bes die Stadt") spielen, dann bekommt so mancher ZuhörerGänsehaut. Dieses sagenhafte Erlebnis bekamen am Freitag die Gäste des Internationalen Karnevalsempfangs in der Deutschen Welle (DW) geboten.

Der Musikzug der Domstädter, die Royal Naval Volunteer Bands aus England und die Royal Naval Pipers' Society aus Schottland boten wieder einmal ein Musikspektakel der besonderen Art. Dirigent Thomas Sieger ist übrigens in seinem Fach ein genialer Unterhaltungskünstler.

Der Stabführer verbindet Mimik, Gestik und Bewegung zu einer sehenswerten Komposition. DW-Intendant Peter Limbourg, dessen Sakko-Stoff das Fernsehtestbild aus früheren Jahrzehnten zeigte, begrüßte rund 400 Gäste im Funkhaus mit einer schmissigen Rede in Reimform. OB Jürgen Nimptsch sang sein aktuelles Mottolied, und das Bonner Prinzenpaar ließ sich auf der Bühne feiern. Das Sessionsmotto des Senders lautet in diesem Jahr: "DW in Bonn is Jlöck - 2003 wie höck".

Hoch hinaus

Eine lange Schlange bildete sich an der Feuerwache 1 vor dem Leiterwagen mit der Hebebühne: Besonders die Kinder der Karnevalsvereine, die zum Tollitätenempfang der KG Funkentöter gekommen waren, wollten die Gelegenheit nutzen, um Bonn mal von oben zu sehen.

Derweil gaben sich im Veranstaltungsraum bei Präsident Frank Hofmann die karnevalistischen Majestäten die Klinke in die Hand: Eingeladen waren laut Senatspräsident und Gründungsmitglied Peter Strohe alle Prinzenpaare des Rathaus-Protokolls - also die großen und kleinen Bonner und Godesberger Tollitäten, die Wäscher- und die Liküraprinzessin - sowie die aus den Stadtteilen, in denen es eine Feuerwache gibt.

Da bezeichnete der Dransdorfer Kinderprinz Timo I. die großen Tollitäten frech als "Senioren", und in Anlehnung an das Motto des Karnevalsaussschusses Buschdorf "40 Johr Buschdorfer Zoch - un mer han lang noch nit jenoch" erklärte der Buschdorfer Prinz Stefan I.: "Wir haben wirklich noch nicht genug. Wir könnten noch ein paar Wochen weitermachen." Er forderte die Jecken dazu auf, sich derer anzunehmen, die alleine am Zugrand stehen, und mit ihnen gemeinsam zu schunkeln.

Honig für die Stimme

"Ich als Bonner kann sagen: Ich habe die Berliner zum Fressen gern", sagte Prinz Jürgen I. Damit meinte er natürlich die süßen, mit Marmelade gefüllten Berliner. Insgesamt 400 davon verteilten er und Bonna Nora I. gestern auf dem Marktplatz an die Passanten. Die Händler und die Deutsche Marktgilde hatten diese Leckerei gestiftet, so wie sie es schon seit Jahren machen. "Was wäre diese Stadt ohne den Marktplatz?", fragte der Prinz vorher die Umstehenden.

Er dankte den Händlern dafür, dass sie täglich sehr früh aufstehen, um den Leuten frische Waren an den Ständen anbieten zu können. Schon als kleiner Junge sei er immer gerne über den Markt gelaufen. "Für mich ist das ein Stück Gefühl von Heimat." Bonna Nora gestand: "Frische gesunde Nahrung habe ich seit Wochen nicht gesehen." Bei dem strammen Programm des Prinzenpaares bleibe meist nur Zeit für Frikadellen und Mettbrötchen.

Sie genoss es deshalb besonders, nach dem Verteilen der Berliner mit Inge Hankammer von der Marktgilde von Stand zu Stand zu gehen. Zudem erhielt das Prinzenpaar einen Präsentkorb mit Leckereien von verschiedenen Markthändlern, darunter Maultaschen zur Stärkung, Honig für die Stimme, Essig für die gute Laune und Hering gegen den Kater.

Jecke Verbindung

Die einzigen Tollitäten, die bei der Sitzung der Karnevalsgesellschaft Rhingdorfer Junge un Mädche in der Turnhalle der Sankt Bernhard Grundschule auftraten, hatten eine vergleichsweise weite Anreise: Das Prinzenpaar der KG Ülekrade Ülpenich zeigte, dass auch in dem kleinen Ort bei Zülpich zünftig Karneval gefeiert wird. Prinz Peter I. und Prinzessin Angie I. hatten auch Kinderprinzessin Jil I. mitgebracht, die zugleich die Tochter des Paares ist.

Das sei der erste Abendauftritt für das Mädchen, sagte der Prinz. "Sie wollte unbedingt mit." Die Ülpenicher und die Rhingdorfer verbindet eine langjährige Freundschaft. "Die kommen zu uns, wir fahren zu denen", sagte Prinz Peter. Er und die Prinzessin singen auch: Im Duett präsentierten sie ihre umgedichtete Version von Helene Fischers "Atemlos". Außerdem brachten sie die Showgirls der Gesellschaft mit, die ihr 55. jeckes Jubiläum feiert.

Sonst keine Prinzenpaare? Das sei ja eine Sitzung und kein Tollitätenempfang, meinte die zweite Vorsitzende der Graurheindorfer KG Agnes Frechen. Die Sitzung im 20. Jahr der KG hatte viel Tanz und Musik zu bieten. Die Tannebüscher Jecke, Rot-Schwarz Endenich und das Garde Corps Colonia bildeten das Vorprogram.

Nach der Sitzungseröffnung durch den Vorsitzenden Herbert Kambeck traten das Tanzpaar der Dottendorfer Burgwächter, die Germania Funken, die "Twirling Sticks" aus Sinzig und das Tanzkorps der KG "Für uns Pänz" Seelscheid auf.

Dazu gab es Musik von "Druckluft", den "Rahmkamellche", "New Diamonds", Sängerin Sandra und Sänger Roxy. Am späteren Abend wurde es wild: Das Männerallett "Heiße Socken" begeisterte besonders die jecken Weiber im Saal.